Erfurt
Der leuchtende Fluß
Oper von Johanna Doderer
(UA) 31.10.2010 Fast scheint sie sich dafür zu entschuldigen, daß sie eine tonale Oper komponiert hat. In der Pressekonferenz erklärt Johanna Doderer, daß für sie die Tonalität mit Mahler kein Ende gefunden hat, sondern daß diese Art der Musik nur weiterentwickelt werden muß. Ihre Oper „Der leuchtende Fluß“ ist dann der Beweis für diese erfolgreiche Weiterentwicklung.
Die Geschichte von Ira Hayes
Nach Ausflügen in den Minimalismus, die East meets West Kompositionen und die Atonalität zeigt Guy Montavon nun mit der 11. Uraufführung in seiner Amtszeit eine Oper, die durchaus das Potenzial hat, auch den „normalen“ Operngänger zu begeistern. Über die wahre Geschichte von Ira Hayes, dessen Schicksal in jüngster Zeit durch Clint Eastwoods Film „ Flags of our fathers“ wieder in Erinnerung gerufen wurde, legt sie eine motivreiche, klug instrumentierte, aber auch singbare, Partitur, deren Melodien sich im Kopf festsetzen.
Zusammen mit der Ausstattung von Peter Sykora schafft Guy Montavon eine Welt voller Gegensätze. Einerseits die auch in Kriegszeiten abgesicherte Welt der Weißen, der gehobenen Militärs, andererseits das soziale Elend der Indianer, deren Lebensgrundlage, das Wasser, von Neuansiedlern abgegraben wurde, und die jetzt zum gesellschaftlichen Abschaum gehören. Alkohol- und Drogenprobleme sind an der Tagesordnung. Die einzige Möglichkeit dem Elend zu entfliehen, besteht für die wehrfähigen Männer beim Militär. So meldet sich auch Ira (John Bellemer) nach anfänglichem Zögern und gegen den Willen seiner Geliebten May (Marisca Mulder) zur Armee. Die Schrecken von Iwo Jima
Zusammen mit Taylor (Florian Götz), dem Bruder von May, erlebt er die Schrecken der Schlacht um Iwo Jima. Captain Smith (Stéphanie Müther), Propagandaoffizierin und Geliebte von General Curtis (Peter Schöne), sucht nach einem Helden, um die schwindende Kriegsmoral in der Bevölkerung zu heben. Ein patriotisches Foto wird Abhilfe schaffen. Hayes hilft auf dem Gipfel des Suribachi die amerikanische Flagge zu hissen und wird dabei fotografiert. Das Bild erscheint auf allen Pressetiteln und entfacht Begeisterung. Hayes selbst wird von der Truppe abgezogen und nach Washington beordert. Smith erhält den Auftrag, ihn für Propagandazwecke zu schulen und zu überwachen.
Trotz Iras qualvollen Erinnerungen an den Kampf und die toten Kameraden, wird er als „Held von Iwo Jima“ präsentiert und auf Werbetour für Kriegsanleihen geschickt. Die Versuche Mays, Kontakt mit ihm aufzunehmen, werden von Militär unterbunden, man macht ihn glauben, May sei gestorben. Voller Verzweiflung versuchen May und Taylor Ira in einer Kaserne zu besuchen. Beim unerlaubten Eindringen wird Taylor, aber auch Ira erschossen. Durch das heldenhafte Verhalten Iras bekommt sein Stamm wieder Selbstvertrauen, der Fluß wird wieder leuchten. Peter Sykora schafft mit seinem Bühnenbild eine beklemmende Landschaft, auf die Stelen sind gebetsmühlenartig Auszüge aus der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung geschrieben, die unter Betrachtung des Schicksals der Indianer als pure Ironie erscheinen. Dieser helle weiße Raum steht in Kontrast zu der Enge und der Verkommenheit des Reservats. Aber dieser Raum verändert sich, aus der strahlenden Sicherheit wird durch Stefan Winklers Beleuchtung auch beklemmende Kriegsschauplätze und Iras Phantasmen.
Guy Montavon führt sein Personal distanziert, weckt auf der einen Seite keine besonderen Sympathien, andererseits verurteilt er auch niemanden in Bausch und Bogen. Die schlichte Spiegelung der sozialen Verhältnisse in den 40er Jahren gibt dem Zuschauer genügend Gelegenheit, sich seine Meinung selbst zu bilden Grandiose Uraufführung mit glänzenden Stimmen
Redaktion: Frank BeckerWalter E. Gugenbauer am Pult des Philharmonischen Orchesters Erfurt gelingt ein rundum
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