Theater Dessau
Die Stumme von Portici
André Bückers Einstand als Opernregisseur an seinem Hause muß man als großen Wurf bezeichnen. Die Grand opéra Daniel Aubers wird zwar in gekürzter Form, ohne Ballett, gegeben, zeichnet sich aber durch eine kluge Neudeutung auf höchstem musikalischen Niveau aus. Bücker verlegt die Handlung aus dem frühen 17. Jahrhundert Neapels und Porticis in die Jetztzeit, aus
Antony Hermus zaubert mit der Anhaltischen Philharmonie feinsten französischen Klang aus dem Graben. Das Ensemble um die beiden hervorragenden Tenöre Diego Torre als Fanellas Bruder Masaniello und Eric Laporte als sein Gegenspieler Alphonse schafft es, den hohen Ansprüchen im gleichen Maß zu genügen. Alphonses Braut Elvira, jenes naive, weltfremde Mädchen, das die Beziehungen zwischen ihrem Bräutigam und Fanella nicht erkennt oder wissentlich verdrängt, wird
Auf der Seite der „Guten“ kämpfen Kostadin Arguirov, Stephan Biener und Wiard Witholt mit Masaniello gegen das System. Das geschlossen gute Ensemble singt auf nicht alltäglichem, hohen Niveau. Neben den erstklassigen Solisten sei aber auch der von Helmut Sonne perfekt einstudierte Chor der Anhaltischen Oper erwähnt. Verstärkt durch Gäste des Coruso Chores Berlin unterstreicht er den mehr als perfekten Gesamteindruck des Abends. Frenetischer Premieren-Applaus, sowohl für das Regieteam als auch für die musikalischen und tänzerischen Leistungen. Auf die DVD-Veröffentlichung kann man sich freuen.
Redaktion: Frank Becker |