Zotige Witwe in Düsseldorf

Harald Schmidt scheitert mit seiner Inszenierung von Lehárs Operette

von Andreas Rehnolt
Schmidts "Lustige Witwe"
geriet reichlich zotig
 
TV-Talker scheiterte mit seiner Inszenierung
von Lehars Operette im Düsseldorfer Opernhaus


Düsseldorf - Die mit hohen Erwartungen gestartete Premiere von Franz Lehars Operette "Die Lustige Witwe" in der Regie von TV-Läster-Talker Harad Schmidt im ehrwürdigen Opernhaus der NRW-Landeshauptstadt geriet zur zweifelhaften Zote. Gut zwei Stunden quälte der in die Jahre gekommene Fernseh-Guru die überwiegend älteren Semester mit Slapstick-Gags und recht ordinären Äußerungen nach dem Motto "Hier gibt es weniger treue Ehefrauen, als Minarette in der Schweiz" oder "Ihre Millionen gehen mir am Arsch vorbei." Warum dann die überzeugende Morenike Fadayomi auch noch ihren zahlreichen Freiern mit dem Satz entgegentreten muß: "Ich tanze mit Ihnen, bis Ihnen die Eier abfallen", bleibt nach der ausgebuhten Premiere fraglich wie so vieles andere.
 
Deutliche Buh-Salven gab es für den selbsternannten Regisseur der leichten Muse, zugleich aber deutlichen Applaus für die insgesamt guten Sänger und Tänzer der Rheinoper und das Orchester. Schmidt selbst hatte im Vorfeld natürlich reichlich die Propaganda-Trommel gerührt und auch die obligatorischen Schön-Finder wie etwa Gabriele Henkel, Jenny Jürgens und andere Promis der A-, B- und C-Klasse gaben sich am Premierenabend glücklich und beklatschten die zweifelhafte Bühnenshow, die beim Rezensenten in der neunten Reihe noch dazu auch stimmlich kaum zu überzeugen wußte. Ausnahmefigur - tänzerisch und stimmlich - ganz sicher: Will Hartmann in der Rolle des versoffenen und an sich selbst verzweifelnden Grafen Danilo.
 
Trist und auch reichlich gestrig zudem das Bühenbild von Annette Hachmann und Elisa Limberg. Drehtüren für das ewige Auf und Ab der Akteure wirkten ermüdend und erinnerten an alte Stummfilm-Einfälle. Vom nahen Weihnachtsmarkt geholte und unablässig auf die Bühne regnende silbern-blaue Luftballons brachten etwas Glanz und Glitter in die Vorstellung, die im zweiten Teil nur noch seichtes Stadttheater-Niveau erreichte. Das der Maitre de TV-Plaisier auch sonst kaum Künstlerisches als vielmehr Überflüssig-Künstelndes beizutragen hatte, bewies er außerdem mit doch recht platten Sprüchen übers Mikrofon: "Nä, isch dä Heesters jung gebliebe" oder auch "Die 89-jährige Anna Schmitz hat ihre Eltern verloren und kann am Info-Tisch abgeholt werden." Ob sich Opernchef Christoph Meyer mit dieser Regie-Einladung wirklich einen Gefallen getan hat, ist zumindest zweifelhaft.
 
Nächste Vorstellungen: 12., 18., 20. und 31. Dezember