...einen fisen swien?

Das Kom(m)ödchen kryptisch: Sushi - ein Requiem

von Jürgen Kasten

v.l.: Chrisitan Ehring, Melanie Haupt, Heiko Seidel - Foto © Gerald Kasten
Kom(m)ödchen

Sushi – ein Requiem
 
Requiem – die Ruhe nach dem Eingangsgebet  oder auch eine Totenmesse - und das in Verbindung mit Sushi, also Fisch, ummantelt mit bunten Schläuchen, verpackt in Plastik und in Supermärkten angeboten, muß ich das verstehen?
Egal, das Ensemble des Düsseldorfer Kommödchen nennt sein neuestes Stück jedenfalls so und hat damit Erfolg. Mehr als je zuvor, nachdem es sich vor drei Jahren zusammenfand und die Ära Lore Lorentz, Harald Schmidt, Thomas Freitag und Jochen Busse hinter sich ließ. Im Rahmen ihrer Tour, die bis Oktober 2010 weiter geführt wird, traten die drei Protagonisten Christian Ehring, Heiko Seidel und Melanie Haupt am 03.12.2009 im ausverkauften Rex-Theater in Wuppertal auf.
 
Christian Ehring, der vielseitige Kabarettist, Co-Autor, Komponist und Pianist spielt eben jenen in dieser Aufführung. So richtig konzentrieren kann er sich nicht auf seinen Auftritt, denn er hat eine anonyme Morddrohung erhalten, die mit den Worten endet: „…du bis einen fisen swien.“ Nun rätselt er, wem oder welcher Institution er denn nun schon wieder satirisch auf die Füße trat. Ein Fan könne es nicht sei, denn zu den Aufführungen kämen ja nur Lehrer (erste Lacher im Publikum). Heiko Seidel gibt Ehrings Manager. Im besten Sächsisch weist er auch eine Täterschaft seiner Landsleute zurück und verweist auf die Pisa-Studie. Ein Abiturient aus Nordrhein-Westfalen käme aber durchaus in Frage. Die dritte im Bunde ist Melanie Haupt, eine völlig kaputte, übermüdete Klinikärztin spielend. Sie vertritt derzeit das in einer Babypause befindliche Ensemblemitglied Maike Kühl. Das ist kein Ersatz, sondern ein Glücksgriff. Alle drei sind vielseitig begabte Profis.
 
In Zeiten der Krise geht es um die Ängste der Mittelschicht, die ihren sozialen Abstieg fürchtet. Entsprechend steigt Christian in die Geschichte ein: Er ist in die verruchteste Ecke Düsseldorfs gezogen, direkt gegenüber der WestLB. Seine Nachbarschaft besteht aus exzentrischen Nervenbündeln: einer Risikoanalystin, einer Ärztin, einem abgebrochenen Mediziner, der jetzt Hausmann ist, einer Übermutter mit zwei vorgeblich hochbegabten Kindern und einem überdrehten Manager. Alle Rollen werden von den dreien mit verschiedenen Dialekten perfekt gespielt, getanzt und gesungen. Kirche, Familie, Banker, Bildungssystem und Politiker bekommen dabei gleichermaßen ihr Fett weg. „Wie heißt noch mal der Chef dieser Comedytruppe?“; „ach Du meinst Sigmar Gabriel.“ Etwas schärfere Politiksatire hätte ich mir gewünscht. Aber es war auch so vorzüglich. Das begeisterte Publikum dankte mit langem Applaus
 
Die nächste Station des Kommödchens ist am 11.12.09 in Kaarst. Der gesamte Tourneeplan findet sich auf der Heimseite.
 
Weitere Informationen unter: www.kommoedchen.de

Redaktion: Frank Becker