Lyrik von Rang
Kluge Gedichte, feine Verse
Gänsedaunenleicht
Gähnst du hell den Morgen an
Vögel wachen auf
Lyrik ist – wer wüßte das nicht, der das selbst schon einmal in Angriff genommen hat – ein diffiziles Geschäft. Viele versuchen es, die meisten scheitern und lassen es fortan, falls sie klug sind. Nur wenigen gelingt es. Einer der wenigen ist ohne Zweifel Rainer Rebscher, dessen Bändchen „Im Schwarzerlenwasser atmet die Zeit“ vor mir liegt. Verlegt wurde es bereits im Jahr 2013 im Verlag Steinmeier, der es jedoch nicht mehr anbietet. Ein Jammer, muß ich hier ganz deutlich sagen, denn die Gedichte darin sind eines wie das andere Genuß. Teils als eigenständige Lyrik gedacht und geschrieben, teils als Liedtext auch vertont (er ist auch Liedpoet) sind sie ein buntes Kaleidoskop gewitzter Er- und Bekenntnisse, kluger Gedanken, blitzgescheiter Beobachtungen von Zeit und Leben und stilsicher gesetzter Verse. Auch Haiku hat er für sich entdeckt – und kanns.
Heiterkeit und gemessener Ernst stehen geschwisterlich beieinander, man spürt beim Lesen die tiefe Zuneigung des Dichters zu Wort, Sprache und Buch. Worüber er schreibt? Natürlich über die Liebe, wie es sich für einen Lyriker gehört, über das Miteinander der Menschen in unserer Welt und Gesellschaft, über die Natur und die Grenzen, die sie und die Evolution uns setzen. Daß er sich auch auf Augenzwinkern und auf fernöstliche Philosophie versteht, ist ein weiteres Argument zum Genuß von Rainer Rebschers Gedichten. WArum nur habe ich dieses köstliche Bändchen erst jetzt in die Finger bekommen?
Lassen Sie mich Ihnen Rebschers Können an zwei Beispielen (und den ein- wie ausleitenden Haiku) zeigen:
Verdreht
Verlieben auf den ersten Blick
ist gar nicht gut für das Genick.
Du bist für mich ein Blickmagnet.
Mein Kopf hat sich nach dir verdreht
so dass die Nas nach hinten steht
und jeder aus dem Weg mir geht.
Die Krise hast du schnell erkannt
und meinen Kopf mit sanfter Hand
zurückgedreht, welch Hochgenuss,
erst jetzt gelang der erste Kuss.
Der Bambus
Er neigt sich.
Der Schnee
auf dem Blattwerk
drückt ihn nieder.
Er neigt sich
und verneigt sich,
immer weiter,
immer tiefer
hin zur Erde.
Plötzlich
rutscht der Schnee,
die Zweige
schnellen hoch
zum Himmel,
geben Buddha frei
unter seinem immer
grünen Fächer.
Er lächelt.
Mit den vier Kapiteln „In meinem Garten finkt es wieder“, „Der Burnout, ach, er ziert sich“, „Raus, raus, die Zeit, sie fliegt“ und „Schwalben komponieren Fernwehpartituren“ führt und Rainer Rebscher durch seinen Jahreskreis. Sehr zu empfehlen und mit unserem Prädikat, dem Musenkuß ausgezeichnet.
Nach dem Hochzeitsbrunch
vernaschen die Kerle noch
mit Blicken die Braut
Rainer Rebscher – „Im Schwarzerlenwasser atmet die Zeit“
Gedichte - Poesie 21
© 2013 Verlag Steinmeier, Deiningen, 120 Seiten, Broschur, mit 12 Collagen von Elisabeth Süß-Schwend - ISBN 978-3-943599-11-4
Das Buch ist beim Verlag und im Handel vergriffen, jedoch hat Rainer Rebscher noch Exemplare, zu bestellen hier →→→
rebscher@zenythonline.de. Es lohnt sich.
Rainer Rebschers Webseite: http://www.rainer-rebscher.de/
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