Broadway an der Regnitz
Silk Stockings Musical Comedy von Cole Porter nach dem Film "Ninotschka" von Ernst Lubitsch Musikalische Leitung: Kai Tietje • Inszenierung: Stefan Huber • Choreografie: Markus Buehlmann • Bühne: Harald Thor • Kostüme: Susanne Hubrich • Sound-Design: Marc Schneider-Handrup • Dramaturgie: Judith Debbeler, Wiebke Hetmanek ۰ Aufführungsfotos: Ludwig Olah © Staatstheater Nürnberg
Tagesaktuelle Besetzung: Anke Sieloff/Stefanie Dietrich (Nina Yaschenko), Gaines Hall (Steven Canfield), Leah Gordon (Janice Dayton), Franz Frickel (Pjotr Iljitsch Boroff), Urs Affolter (Bibinski), Karl Heinz Herber (Ivanov), Paul Erkamp (Brankov), Thomas Schumann (Markowitsch, Pierre Bouchard, Regisseur), Kurt SchoberStefanie DietrichCornelia Löhr (Zimmermädchen, Mannequin, Sonja), Anne Maria Schmid (Anja, Telefonistin, Ludmilla), Kira Primke (Hausdame, Mannequin), Jeanette Claßen (Olga, Zimmermädchen), Katja Uhlig (Zimmermädchen, Vera), Chris Brewer (Page, Choreograph), Joachim Quirin (Hausdiener, Reporter, Napoleon), Eric Rentmeister (Ober, Fabour, Reporter), Jochen Schaible (Alexis), Christian Sollberger (Hausdiener, Reporter, Regieassistent, Grischa), Frank Wöhrmann (Hotelassistent, Reporter, Wanja), Staatstheater Nürnberg Ballett (Hotelmanager, Kulturkommissar, russ. Funktionär), Alexandra Seefisch/ Amerikas Bestes
Über die Musik Cole Porters ist viel geschrieben worden, eins steht fest: sie gehört wohl zum Besten,
Kalter Krieg
„Silk Stockings“, das in Europa stets im Schatten von „Kiss me Kate“ steht, hatte es immer schwerer sich durchzusetzen. Der kalte Krieg fand bei uns, anders als in Amerika, unmittelbar vor der Haustüre statt, die Bedrohung durch Sowjetrussland war in den 50er und 60er Jahren einfach zu präsent, als daß man darüber Komödien machen konnte. Dabei stammte die Vorlage aus noch dunkleren Tagen. Der Film „Ninotschka“ 1939 (Ernst Lubitsch, 1939), basierend auf dem Schauspiel von Melchior Lengyel „Ninotchka“ (1880-1974), kam im gleichen Jahr in die Kinos, als der zweite Weltkrieg begann. Cole Porters Musical spielt in den 50er Jahren in Paris und in Moskau. Auf beide Spielorte hat er einen sehr persönlichen Blick. So ist sein Paris ein paradiesischer Ort, in dem alle Menschen glücklich sind, in dem aus reiner Lebensfreude gesungen und getanzt wird, sein Moskau ist dagegen eine Hölle, der man nur durch etwas Musik und den übermäßigen Genuß von Alkohol für wenige Momente entfliehen kann. Trotzdem ist „Silk Stockings“ eine amüsante Geschichtsstunde über den Kalten Krieg und das Lebensgefühl der Zeit.
Großes Musical
Unter der Leitung von Kai Tietje swingten die Nürnberger Philharmoniker - das Ensemble Staatstheater Nürnberg Ballett (Choreographie Markus Buehlmann) gab sein Bestes, und die Sänger waren durchweg brillant.
Anke Sieloff als Nina Yaschenko gab eine überzeugende Politkommisarin, die ihre kommunistischen Überzeugungen nur zu gerne an den kapitalistischen Glamour des eleganten Paris verliert. Ihr zur Seite Gaines Hall als Steven Canfield, der die Wandlung vom smarten (Film)Agenten zum wahren Liebenden gab. Die zweite große Damenrolle der Janice Dayton, ein Wasserballettstar mit Mittelohrproblemen, ist mit Leah Gordon - köstlich gespielt und aufs beste gesungen - fast zu gut besetzt. Die drei komischen Rollen Bibinski, Ivanov und Brankov (Urs Affolter, Karl Heinz Herber und Paul Erkamp), sind stilsicher, tänzerisch gut eingestellt und sicher in ihren Gesangseinlagen. Franz Frickel spielt den Komponisten Pjotr Illitsch Boroff, vom Charakter her ein Cousin des Komponisten aus „Ariadne auf Naxos“ (Strauss, 1912/1916), ein sympathischer wenngleich auch zerrissener Mensch. Auch sämtliche Nebenrollen trugen in Spiel und Tanz ihr Scherflein zum Gelingen eines unvergeßlichen Abends bei.
Die Rolle der Nina ist eigentlich einer Schauspielerin ohne Gesangsstimme zugedacht. In der Uraufführung 1955 gab Hildegard Knef das spröde Wesen. Anke Sieloff ist für diese Rolle im Grunde überqualifiziert. Die Mezzosopranistin, sonst in wichtigen Opernrolle beheimatetet, bekam deshalb auch noch zwei weitere Porter-Superhits in die Rolle hineingeschrieben. Ein tagesaktuell übersetztes „Let’s fall in love“ aus „Paris“ (1928), zusammen mit Gaines Hall als Tanznummer und ein sentimental ins Russische übersetztes, „I love Paris“ (Can-Can, 1953).
Gelungen
Neben dem überragenden künstlerischen Personal seien auch die für die Bühnentechnik des Staatstheaters Verantwortlichen erwähnt, ohne die der fantastische Abend nicht hätte gelingen können. Präzise und zügige Umbauten verwandelten die Halle des Hotel Ritz in ein Filmstudio, in Hotelsuiten und eine Massenunterkunft in Russland. Dafür ein dickes Lob. “Silk Stockings“ setzt in Nürnberg neue Maßstäbe in der Geschichte der dortigen Oper. Nachdem die leichte Muse seit den frühen siebziger Jahren in der Frankenmetropole eine untergeordnete Rolle gespielt hat, scheint nun
Weitere Informationen unter: www.staatstheater-nuernberg.de Redaktion: Frank Becker |