«Der Türk´ und die Pumpewasserzong´»

Bülent Ceylan im «Rex»

von Frank Becker

Bülent Ceylan - Foto: Veranstalter
«Der Türk´ und die Pumpewasserzong´»
Bülent Ceylan im «Rex»
 
«Schon mal `n Türken gesehen, der Pfälzer Saumagen ißt?», fragt der Mannheimer Standup-Comedian Bülent Ceylan und signalisiert damit Verständnis, wenn ein deutscher Eingeborener vor Döner «mit alles» fremdelt. Der Deutsch-Türke mit verwandtschaftlichen Beziehungen ins Bergische Land gastierte zum zweiten Mal im Wuppertaler Rex-Theater und schaffte den in Zahlen meßbaren Sprung auf der Beliebtheitsskala vom Kleinen ins Große Haus.
 
Rund 200 Besucher, mindestens zur Hälfte junge Türken und unter denen ein Großteil auffallend hübsche junge Damen waren gekommen, um zu hören (und sicher auch zu sehen), was der attraktive Komödiant nach seinem erfolgreichen Vorjahresprogramm «Produzier mich net...» Neues zu bieten hat. «Döner for one – mit alles» heißt es und gehört so in etwa in die Kategorie Tom Gerhardt/Michael Mittermaier – allerdings noch lange nicht so ausgefeilt wie deren Programme, dafür aber auch glücklicherweise nicht annähernd so vulgär oder verletzend. Bülent Ceylan nimmt auf die Schippe, ohne zu kränken. Das macht ihn und seine Texte sympathisch. Dabei nimmt er ohne kulturelle Rücksichtnahme mit seinem Anti-Helden Manfred den etwas minder begabten «Mannemer», aber auch seine Vorväter mit dem ausgekochten türkischen Gemüsehändler Aslan aufs Korn. Wenn er Manfred erzählen läßt, wie der versucht hat, sich ein paar Würstchen «in de Brotpann» heiß zu machen oder wenn Aslan verschlagen darüber plaudert, wie er die deutsche Steuer betrügt, während seine Frau mit Putzen für den Lebensunterhalt sorgt, ist das nah an den gezeichneten Alltagstypen.
 
Es ist aber auch auf weitesten Strecken allerleichteste Kost ohne Tiefgang, wenn auch mit erkennbaren Möglichkeiten und Potenzial, das mehr hervorbringen könnte als Mannheimer Mundart-Späße oder Genre-Wortspielereien. Zündende Pointen sind selten – das ist alles ganz liebenswürdig, aber es knattert nicht. Da sind Witze wie: «Mein Onkel is´ Doktor – dem haben `se die Zulassung entzogen, weil er beim Verkehr mit Patienten erwischt worden ist. Schade, er war ein guter Tierarzt.», schon ziemliche Top-Gags. Eine kleine kalauerreiche  Papst-Parodie ohne Sorge um «political correctness» gehört zum etwas ambitionierteren Teil des Programms, dürfte aber bei Muslimen und Katholiken (aus verschiedenen Gründen) auf wenig Verständnis stoßen. Aber man kann ja nicht allen alles recht machen. Während der dumm-schlaue Manfred und ein gerissener türkischer – oder war es ein italienischer? – Matratzenverkäufer durchaus originelle Figuren mit eigenem Witz sind, sind der sich spreizende Goldkettchenträger Hasan «Hasan mache jetzt Schild auf sein Klo: ‹Frauen beim Pinkeln hinstellen›» und der debile Hausmeister mit der «Pumpewasserzong» direkte Abkömmlinge der ausgebrannten Figuren Tom Gerhardts. Nicht neu und nicht besonders komisch.
 
Wirklich lustig wurde es unfreiwillig beim Hasan-Sketch, in dem der Muskelmann prahlt: «Hasan kann Paranüsse mit den Arschbacken knacken» - und zum Publikum gewandt: «Hat jemand Paranuß mit?». Als dann die Paranüsse aus dem Fanblock geflogen kamen und Hasan den Beweis hätte antreten müssen, konnten die jubelnden Zuschauer das 1:0 für den Saal notieren. Ceylan zeigte Humor und konnte sich vor Lachen selbst kaum halten. Eine gelungene Interaktion. Seine Pluspunkte sammelt Ceylan beim Publikum, weil er einer von ihnen ist und nicht mehr sein möchte. Darauf kann er aufbauen. 
 
Frank Becker