Der Bayerische Kabarettpreis 2020 geht auch an Sebastian Krämer

Krämer erhält den Musikpreis des Bayerischen Kabarettpreises

von Christian Biadacz

Sebastian Krämer - Foto © Christian Biadacz

Bayerischer Kabarettpreis geht auch nach Berlin
 
(Berlin, 13.03.2020) Der Berliner Chansonnier Sebastian Krämer erhält den Musikpreis des Bayerischen Kabarettpreises 2020, der vom Bayerischen Rundfunk gemeinsam mit dem Münchner Lustspielhaus in vier Kategorien verliehen wird. Die weiteren Preise gehen in diesem Jahr an Maren Kroymann (Ehrenpreis), Max Uthoff (Hauptpreis), sowie Tahnee (Senkrechtstarter-Preis). Die Preisverleihung findet am Montag, den 26. Oktober 2020, im Münchner Lustspielhaus statt und wird am Donnerstag, den 29. Oktober im BR Fernsehen ausgestrahlt. Django Asül führt als Gastgeber durch den Abend.
 
Die Jury-Begründung:
»Der große Schlaks mit den wasserblauen Augen, die immer ein wenig müde dreinblicken, wirkt beinahe jungenhaft. Seine breiten Krawatten mit dem exaltierten Van-Wijk-Knoten zum Anzug haben etwas Anachronistisches. Doch man täusche sich nicht: Während Sebastian Krämer so harmlos, ein wenig wie aus der Zeit gefallen daherkommt, sind seine Inhalte höchstaktuell.
Seine Texte laden nicht zum Mitdenken ein, sie fordern dazu heraus. Stets muss man als Zuschauer präsent sein, ahnt man am Anfang doch selten, worauf die Liedtexte des gebürtigen Ostwestfalen und Wahlberliners am Ende hinauslaufen. Wenn er von einem Hotelgast singt, könnte es um Einsamkeit gehen in Zeiten der Globalisierung, um Wirtschaftlichkeit in allen Lebenslagen – aber nein, es geht um das TV-Standby-Lämpchen im Hotelzimmer, das einem den Schlaf raubt. Fallhöhe in alle Richtungen, das ist Sebastian Krämers Markenzeichen. Bei ihm wird Kleines groß und Großes klein. Der 44-Jährige zeigt seinem Publikum: Ich verstehe die Welt genauso wenig wie ihr, ich bin von alldem dort draußen genauso überfordert – aber immerhin kann ich meine Unwissenheit und meine Unsicherheit in eine Form bringen. Und diese Form hat es in sich: Mit einem untrüglichen Gespür für Rhythmus, musikalischer Genialität und sprachlicher Präzision wirft sich Sebastian Krämer regelrecht in seine Nummern. Dann besingt er Deutschlehrer und Busfahrer, Videotheken, Garagenbesitzer und kleine Katzen. Das Leben direkt vor unser aller Fenster. Bei ihm findet das Lachen seinen ursprünglichen Sinn: Es dient der Erleichterung darüber, dass man den Widersinn von Krämers Erzählungen nicht auflösen muss – genauso wenig wie die Zumutungen des Weltgeschehens. Kathartisch geläutert, immens unterhalten und nachhaltig getröstet geht man aus einem Abend mit Sebastian Krämer nach Hause, zurück zu den eigenen Absurditäten. « 
 
Sebastian Krämer
erhielt 2017 den Deutschen Musikautorenpreis der GEMA. Kurt Krömer outete sich als Fan: »keiner spickt seine Chansons so mit Morbidität, Charme und vor allem mit hinterfotzigem Humor Güteklasse A.« Außerdem verlieh man Krämer den Deutsch-Französischen Chansonpreis, 2012 den Deutschen Kabarettpreis und 2009 den Deutschen Kleinkunstpreis für Chanson. »Der krasseste lebende Songwriter, den es gibt, und... ein Genie!«, rief Comedian Oliver Polak einst in seiner Talkshow auf Pro7 aus. 2018 feierte Krämer sein 25jähriges Bühnenjubiläum.
 
Musenblätter | Musik | Rezension | 25.01.2019
Sebastian Krämer gibt dem Chanson ein neues Gesicht.

Seit der großen Liedermacher-Zeit der 70er Jahre und der Renaissance des Chansons durch Pigor und Eichhorn vor gut 20 Jahren hat eine solche Stimme, haben solche Lieder gefehlt, jubiliert Frank Becker in seiner ausführlichen Rezension zum Album.

Den ganzen Text kann man hier nachlesen.