Giorgio Battistellis "The Fashion" - humorfreie naturtrübe Grätensuppe mit viel Klimbim und ohne jeden Sinn Uraufführung an der Deutschen Oper am Rhein / Düsseldorf
„Ehret Eure … Meister, dann bannt Ihr gute Geister! Und gebt Ihr ihrem Wirken Gunst, zerging in Dunst, das Heil´ge Röm´sche Reich, uns bliebe gleich, die heil`ge … Kunst.“ (Richard Wagner) Zu berichten ist über die englischsprachige Uraufführung des Auftragswerkes eines italienischen Komponisten an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf mit deutschen Übertiteln. Wow! Das ist Liberalität, das ist Multi-Kulti, wie wir es alle mögen. Eine musikalische Globalisierungsbombe schien angesagt. In der Landeshauptstadt wurde dieses „Meisterwerk“ als quasi-Event propagiert und
Und in der Tat war die bisherige Nachfrage dank ausgiebiger PR-Arbeit doch höchst bemerkenswert. An einem Opernhaus mit dem vielleicht konservativsten Publikum Europas, wo wir bei modernen oder zumindest scheinbar zeitgenössischen Stücken nicht selten mehr Menschen auf der Bühne als im Zuschauerraum wahrnehmen konnten, zeugten die praktisch ausverkaufte Premiere und die die immerhin noch zu gut ¾ besuchte 2. Premiere am 29.1. doch von einem Quantensprung an Publikumsinteresse. „Sei dabei, oder sei ein faules Ei !“ Intendant Prof. Dr. Tobias Richter rief und viele bedeutende Menschen kamen. Unkenrufer gehen davon aus, daß allerdings die wenigsten wirklich an einer modernen Oper interessiert waren. Ich möchte dies so spontan nicht bestreiten wollen und würde die zwei zumindest für die Opernfreunde & Musiktheaterfans unter den Lesern wichtigsten Fragen: a) Wurde eine Lanze fürs zeitgenössische Musiktheater gebrochen? + b) Hat man endlich neues, offeneres Publikum für den bejahrten rheinischen Musentempel, dessen Publikums-Altersdurchschnitt leider immer noch knapp unterm Renteneintrittsalter liegt, erschlossen? - vorab mit einem vielleicht brutal erscheinenden NEIN beantworten. Sukzessive:
Szenario – „Das hätten wir uns aber geschmackvoller vorgestellt… alles wird leider so dargestellt, wie klein Lieschen Müller sich die Szene vorstellt!“, so zumindest die Geschäftsführer einer international renommierten Mode-Kette auf der Kö (Zitat RP). Die Bühne von Michael Simon sieht aus, als wäre man zur ersten Hauptprobe nicht fertig geworden oder das Haus sei Pleite gegangen. Nur unter uns: Das Baumhaus meiner Kinder hat nicht nur mehr Stil, sondern sicherlich auch erheblich mehr Originalität. Die Story ist zum Haareinweichen: Hotel 5 Jahreszeiten: Die Modezarin Maria Maria präsentiert ihre neue an einer Fischphantasie (!) orientierte Kollektion, die vom eben entlassenen Zimmermädchen Meli (die darob verzweifelt in die Rolle des verhinderten Laufsteg-Megastars Tarquin geschlüpft ist) höchst erfolgreich präsentiert wird. Im Finale erscheint der eifersüchtige Tarquin und es gibt Komplikationen, Meli rastet darauf aus und erschlägt alle mit der Libretto – Lassen wir den Librettisten Bob Goody live zu Worte kommen: „Anfang 2004 wurde ich gefragt, ob ich Interesse hätte, das Libretto für eine Oper um die Mode zu schreiben. Eine komische Idee! Meine Kenntnisse von Oper waren gleich null und von der Mode verstand ich noch weniger, aber man meinte, ich wäre für das Projekt ideal geeignet, da ich so völlig unvoreingenommen herangehen könnte.“ Es staunt der Laie und der Fachmann wundert sich, denn Bob hat´s realisiert. Und so stehen wir beeindruckt vor einem vielleicht neuen Da Ponte des 21.Jahrhunderts. Originalzitate: „Du bist die Butter auf meinem Brot“ oder „Du bist die Kruste an meinem Braten.“ Ich würde ergänzen: „Du bist die Made in meiner Marmelade !“ Goodie, well done Bob Goody! Really good! Aber vielleicht liegt es ja auch an einer schelmischen Übersetzung; wer auch immer diese, vielleicht sogar mit sabotagelüsternem Gedankengut, vollbracht hat. In Anspielung an den Originaltext schließe ich mit Dark – Shark - Quark! Musik – Battistellis gefällige Moderne klingt für meine Ohren in den meisten seiner Werke gleich unverbindlich, aber sie nervte nicht so, wie die Handlung. Die gefühlten drei Stunden entpuppten sich, trotz des enormen Einsatzes von GMD John Fiore und einem hohen Qualitätsniveau der Düsseldorfer Symphoniker am Ende doch als nur locker abzusitzende 80 pausenlose Minuten. Das versöhnte!
Fazit: Das war wirklich unglaublich! Ich möchte jedem unser Leser dringend raten, dieses Event keinesfalls zu verpassen; nicht nur um mitreden zu können, sondern vor allem um zu erleben, was heutzutage Tolles möglich ist. Damit verabschiede ich mich in den Karneval - right into the 5. Season: Helau und Alaaf! Ihr Peter Bilsing |