Sex & Drugs & Rock´n`Roll

„Forever 27 - Live fast, love hard, die young.”

von Frank Becker

v.l.: Jennifer Kornprobst, Heiner Kock, Franziska Beyer, Michael Ruchter, Lukas Umlauft, Thomas Zerck - Foto © Martin Sigmund

Musik und Drogen, Legenden und Illusionen
 
„Forever 27 - Live fast, love hard, die young.” –
eine Rock-Show, die unter die Haut geht
 
Regie & Musikalische Leitung: Heiner Kondschak - Bühne & Kostüme: Ilona Lenk
Mit: Franziska Beyer, Jennifer Kornprobst, Thomas Zerck, Michael Ruchter, Heiner Kock, Lukas Umlauft, Andreas Guglielmetti

Brian Jones († 1969), Jimi Hendrix († 1970), Janis Joplin († 1970), Jim Morrison († 1971), Kurt Cobain († 1994), Amy Winehouse († 2011) gehören zu dem exklusiven Club der Rock- und Soul-Musiker, die in ihrem 27. Lebensjahr gestorben sind. Hendrix, Joplin und Morrison zählen zudem zu den großen Symbolfiguren der Hippie-Kultur. Die deutsche Schlager- und Chanson-Sängerin Alexandra, na gut (†1969), starb auch mit 27. Der Regisseur Heiner Kondschak hat diese magische 27 in seinem Bühnenstück „Forever 27“ verarbeitet, in dem – davon träumen Rock-Fans natürlich – alle diese Frühvollendeten im Rock-Himmel gemeinsam Musik machen und aus ihrem Leben erzählen, in dem Begriffe wie Youtube, CD, Handy oder Internet noch nicht existierten. Das Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen (LTT) hat in seinem Ensemble zwei Damen und fünf Herren gefunden, die das im Dezember 2014 in Tübingen zum ersten Mal auf die Bühne brachten. Am vergangenen Sonntag gastierte die Truppe im Remscheider Teo Otto Theater – und räumte ordentlich ab.


v.l.: Jennifer Kornprobst, Heiner Kock, Michael Ruchter, Lukas Umlauft - Foto © Martin Sigmund LTT
 
Der Tod von Soul- und Jazz-Ikone Amy Winehouse 2011 zementierte endgültig den Mythos vom „Club 27“ – der Garde der Rock-Musiker, die nur 27 Jahre alt wurden. Der Juli bekommt als Sterbemonat der Stars eine gewisse Bedeutung. Kurt Cobain, Frontmann von „Nirvana“ war zuvor der letzte dieses Clubs, als er sich heute vor 22 Jahren im Heroin-Flash mit einer Schrotflinte ins Nirvana schoß. Eins hatten sie alle gemeinsam, einen exzessiven Lebensstil mit Drogen, Alkohol, Promiskuität, wenig Schlaf und ein enormes Charisma. Ex-Rolling Stone Brian Jones ertrank am 3.7.1969 im Drogenrausch in einem Swimmingpool (vielleicht wurde er auch umgebracht), der Gitarrist Jimi Hendrix starb am 18.9.1970 an Rotwein und Tabletten, die Bluessängerin Janis Joplin verschied am 4.10.1970 an Whisky und Heroin, Jim Morrison, der mystifizierte Sänger der Doors raffte am 3.7.1971, auf den Tag genau zwei Jahre nach Brian Jones ein Herzversagen hin, und Amy Winehouse, eines der begabtesten Talente in Soul und Jazz gab am 23.7.2011 mit 4,16 Promille Alkohol im Blut den Löffel ab.
Daß die deutsche Schlagerhoffnung Alexandra ebenfalls mit 27 Jahren starb, paßte dem Autor lediglich als Pointe ins Konzept, sie kam durch einen selbstverschuldeten Autounfall ums Leben – am 31.7.1969. Mal abgesehen von ihr haben all diese 27-jährigen vor ihrem frühen Abschied international stilistisch-musikalische Maßstäbe gesetzt, die Welt der populären Musik stark beeinflußt, wenn nicht sogar verändert.


Franziska Beyer, Lukas Umlauft - Foto © Martin Sigmund LTT
 
Ihnen und ihren legendären Songs gerecht zu werden ist für ein Schauspielensemble eine echte Aufgabe – und den sieben Künstlern des LTT am Sonntag live und grandios gelungen. Instrumental wie stimmlich lieferten sie eine brillante Show und sorgten in dieser Zeitreise mit ihren Remakes für umwerfende Überraschungen zum Teil auf Augenhöhe mit den verblichenen Stars. Michael Ruchter zeigt sich in der Rolle des Jimi Hendrix als virtuoser Gitarrist, Thomas Zerck verblüfft als explosiver Stones-Drummer Brian Jones, Heiner Kock hat Jim Morrison physisch und vokal derart drauf, daß man sich die Augen reibt, und Andreas Guglielmetti setzt als Flötist Ian Anderson von Jethro Tull (der lebt zum Glück noch) ein Denkmal.
Den Vogel aber schossen die beiden Damen ab. Franziska Beyer brauchte sich nach einem Alexandra-Intermezzo nicht vor dem Nachruhm der stimmgewaltigen Amy Winehouse zu verstecken und Jennifer Kornprobst gab eine Janis Joplin, die das Publikum förmlich aus den Sitzen haute. Ihre Interpretationen von „Me and Bobby McGee“, „Peace Of My Heart“ und „What Good Can Drinkin´ Do?“ waren der Knüller. Natürlich fehlten auch „Light My Fire“ von den Doors, „Time Is On My Side“ von den Stones und „Purple Haze“ von Hendrix nicht – ein tolles Programm, eine tolle Show. Hat so richtig Spaß gemacht.

Weitere Informationen:  www.landestheater-tuebingen.de/