Hätte man früher haben müssen

"Zehn Gebote des Schreibens"

von Andreas Greve

Bildunterschrif
Endlich erschienen: Das Buch zum Buch

gelesen und bewertet von Andreas Greve
Es ist hellblau, haptisch, handlich und wiegt kaum mehr als mein Handy. Und verspricht: „Zehn Gebote des Schreibens“. Ach, wäre es nur früher erschienen! Damals, als ich noch glaubte, Schreiben wäre der einzige Beruf, der keinerlei Vorrausetzungen braucht (außer einer Frau, die gut verdient). Dabei gibt es durchaus Regeln, Empfehlungen und Gebote:
1.: Packe einen Bleistift ein, wenn Du im Flugzeug schreiben willst. Füller laufen aus.
2.: Schreibe nicht zuviel. Schreibe Dich nicht leer. Verfasse Rezensionen, Essays oder weise Anleitungen über das Schreiben nur aus Geldgier.
3.: Denke nicht an das Geld, das Du mit dem Schreiben dieses Buches verdienen wirst, aber vergiß nicht das Geld, das die Leute ausgeben werden, um es zu lesen.
4.: Sei nicht zu selbstkritisch. Man darf die Latte nicht zu hoch legen. In Deinem Leben wirst Du, wenn es gut läuft, ein oder zwei Meisterwerke schreiben. Die übrige Zeit, muß auch gefüllt werden.
5. Suche nicht bei Amazon nach dem Buch, das Du noch nicht geschrieben hast.
6.: Sprich während des Schreibens nicht über Dein Buch. Aber stell Dir immer, ununterbrochen vor, Dein Schreibtisch stünde auf einer Bühne in einem Theater voller Menschen, die auf Deine nächste Zeile warten.
7.: Suche Dir einen Verleger, Lektor oder Agenten, der Dir allein schon durch Gespräche helfen kann – so wie ein guter Therapeut.
8.: Romane, die für den Autor nicht ein waghalsiger Ausflug in das Beängstigende darstellen, sind es nicht wert geschrieben zu werden. Es sei denn für Geld.
9.: Schütze Dich selbst. Finde heraus, was Dich glücklich, motiviert und kreativ hält.
10.: Regel Nummer zehn Es gibt keine Regeln.

Es gibt keine Regeln? Es gibt aber aus schmerzhafter Erfahrung gewonnene Einsichten. Von erfolgreichen Kollegen an noch unerfahrene. Das Besondere an den 10 Geboten oben ist, daß ich die Punkte selbst – nach Gutdünken - aus den 10er-Listen von 10 sehr verschiedenen Schriftstellern zusammengestellt habe: Magaret Atwood, Thomas Glavinic, Alessandro Baricco, Harald Martenstein, Roddy Doyle, Hallgrimur Helgason, Francois Lelord, Jonathan Franzen, A. L. Kennedy und Ulrike Draesner. Überhaupt sind auf den 170 Seiten sehr verschiedene Stile und Persönlichkeiten und Alter (von 1934 Cees Nooteboom bis 1974 Juli Zeh und 77 Sofi Oksanen) vertreten. Nun das letzte Rechenstück: Über 40 internationale Autoren sind mit „Zehn Geboten des Schreibens“ – also sagenhaften 400 Ratschlägen - in dem Brevier aus dem Hause DVA vertreten – wie viele davon werden Sie mit einer erhellenden Einsicht erfreuen? Es müßte doch irgendwas dabei sein.
 
Zehn Gebote des Schreibens
© 2011 DVA, 170 Seiten, gebunden, für 14,99 €
Weitere Informationen: www.randomhouse.de