Tach zusammen!

„Der große Hüsch - Das Beste aus 33 Büchern“

von Frank Becker
Tach zusammen!
oder
"Der Niederrhein versteht nix,
kann aber alles erklären."

Mit diesem niederrheinischen Gruß hat Hanns Dieter Hüsch Kabarett-Geschichte gemacht - und mit diesem klassischen Text aus seinem Programm "Das schwarze Schaf vom Niederrhein" (1984), lassen Georg Bungter und Jürgen "Moses" Pankarz auch folgerichtig ihre selbstverständlich subjektive Auswahl der besten Texte Hüschs aus 33 seiner Bücher beginnen. "Es war eine Plackerei, es war eine Ehre" (Bungter). Nun muß man natürlich wissen, daß der WDR-Redakteur Georg Bungter, der ungezählte Sendungen und Programme Hanns Dieter Hüschs betreut hat und der Zeichner Jürgen Pankarz, der viele von Hüschs Büchern und Schallplatten-Hüllen illustriert hat, zu Hanns Dieter Hüschs engsten Freunden gehört haben und seine besten Kenner geworden sind. Die Auswahl lag also in nicht nur guten, sie lag in besten Händen.

Folgerichtig habe ich beim ersten Durchblättern und Wieder-Festlesen in den immerhin 862 Seiten viele gute Freunde wiedergetroffen, denn man spürt bei Hüschs mal humorvollen, mal ernsten oder besinnlichen, oft schalkhaften aber immer wertvollen Texten, daß sie im Laufe der Jahrzehnte zu Freunden geworden sind. Da sind die Frieda-Geschichten, mit denen vieles anfing, die Texte vom Niederrhein, mit denen sich Hüsch immer wieder vor der Heimat und ihren Menschen verneigte, die Hagenbuch-Geschichten, die ein besonderes Kapitel seines literarischen Schaffens darstellen und all die Lieder, zu denen er sich auf dem kleinen Harmonium begleitet hat. "Der große Hüsch" hat von allem etwas. Na klar: "Ich möcht ein Clown sein" fehlt ebensowenig wie "Für wen ich singe", "Ditz Atrops" und "Lothar Trappman", "Niederrheinisch Essen", "Das Lied vom runden Tisch", "Ick bön de Kerl", die "Nachfeier" oder "Und das Herz schlägt wie ein blinder Passagier". Eine runde Sache.

Wer Hüsch auf der Bühne und in der persönlichen Begegnung erlebt, ihn im Radio gehört oder auf dem Fernsehschirm gesehen hat, wird ihn, seine Bescheidenheit und seine Menschenliebe ebensowenig vergessen haben wie seinen klaren Verstand, die Unbestechlichkeit seines Charakters und die Gültigkeit seiner Gedanken. Wer seine Texte jetzt liest, hat sofort wieder Hanns Dieter Hüschs Stimme im Ohr, sieht seinen mahnend erhobenen Zeigefinger, sein verschmitztes, aber auch weises Lächeln. Hanns Dieter Hüsch hat der Welt noch immer viel zu sagen. Diese in jahrelanger Sisyphus-Arbeit entstandene repräsentative Auswahl zeugt davon. Und wo hätte das Werk besser vorgestellt werden können als in Moers? Georg Bungter und Jürgen Pankarz, denen unser Dank dafür gebührt, waren bei dem heiter-festlichen Akt natürlich zugegen, Bungter hielt eine launige Laudatio auf seinen Freund, Chris Rasche-Hüsch, Lothar "Der Black" Lechleiter, Wendelin Haverkamp, Kulturstaatssekretär Prof. Klaus Schäfer, Bürgermeister Norbert Ballhaus und viele andere erwiesen dem großen Hüsch - und damit meine ich nun ihn selbst - ihre Reverenz. Erwin Grosche, den Hüsch einmal als seinen Nachfolger im Geiste bezeihnet hatte, brachte Ausschnitte aus seinem neuen Bühnenprogramm mit und man hatte das Gefühl, daß nicht nur Moers an diesem sonnigen Oktobertag dabei war. Prof. Schäfer brachte es auf den Punkt, indem er Hanns Dieter Hüsch nicht nur den Moersern überlassen wollte, sondern ihn für das ganze Land reklamierte.


Erwin Grosche, Jügen Pankraz und Georg Bungter (v.l.) mit dem "Großen Hüsch" - Foto © Frank Becker
    
"Der große Hüsch" hat sie verdient: unsere Auszeichnung, den Musenkuß.


„Der große Hüsch - Das Beste aus 33 Büchern“
Herausgegeben von Georg Bungter und Jürgen Pankarz
© 2011 Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3-462-03832-3
Zwei Bände mit insgesamt 862 Seiten, Leinen im stabilen Schuber, Lesebändchen, mit dem Hüsch-Portrait „Die Akte Hüsch“ und sieben Bühnen-Kapiteln auf einer von Wolfgang Dresler produzierten DVD (Gesamtzeit ca. 54 Minuten)
29,99 € (D)| 41,90 sFr | 30,90 € (A)
 
Weitere Informationen unter: www.kiwi-verlag.de/  und www.tackerfilm.de

Und: Lesen Sie jede Woche einen Hüsch-Text in den Musenblättern!