Cleopatra fürs Heimkino

Ein Meilenstein der Filmaufbereitung - angeschaut

von Peter Bilsing
Cleopatra fürs Heimkino -
Ein Meilenstein der Filmaufbereitung
 
Der 20th-Century-Fox-Film CLEOPATRA von 1963 ist Filmgeschichte und muß einfach in jedem Sammlerregal stehen. Reicht für den normalen Filmkonsumenten die einfache Doppel-DVD (z. Zt. Bei Amazon für 9,99 Euro), so muß es für den Cineasten unbedingt das Big-Pack, nämlich die schon optisch opulent präsentierte 3-DVD-Schatulle „Cleopatra-Special-Edition“ sein, die bei ebd. Anbieter gerade mal 6 Euro mehr kostet.; eine Anschaffung, die wirklich jeden Cent wert ist. Ein Juwel!
Die ersten beiden DVDs enthalten die aufwendig optisch und auch vom Ton her auf Hochglanz polierte 4-Stunden-Fassung dieses Mammut-Werkes. Der alte original 6-Kanal-Filmton wurde praktisch rauschfrei in digitales 5.1. gezaubert, so daß nicht nur die Sprache sauber und transparent rüber kommt, sondern auch die Filmmusik vom begnadeten Komponisten Alex North, wie live in der Kölner Philharmonie vorgeführt, erklingt - insbesondere die ouvertürenartigen Vor- und Nachspiele, bei welchen der Bildschirm (wie in alten Kinozeiten, als die Filmmusik zur Einleitung immer bei geschlossenem Vorhang eingespielt wurde) natürlich dunkel bleibt, lassen sich bei geschlossenen Augen plastisch genießen. Schade, daß North dafür keinen Oscar bekam, verdient hätte er ihn allenthalben.
 
Der Film selbst (restauriert in den 90er Jahren) ist für einen bald 45 Jahre alten Streifen von einer dermaßen opulenten Bildqualität und Farbbrillanz (Filmredaktionen sprechen sogar von „Referenzqualität“), daß es dem Zuschauer geradezu den Atem verschlägt und auch heute noch plausibel wird, warum eben dieses Epos als (inflationsbereinigt) immer noch teuerster Film aller Zeiten gilt. Goldener Prunk und prachtvolles Ambiente allüberall, Beton statt Pappmaché, Blattgold statt einfacher Farbe usw. erfüllen durchaus das Attribut: „monumentalste Bauten der Filmgeschichte“ – in Italien jedenfalls war zu den Drehzeiten, wie verlautet, kein Beton mehr auf dem Markt zu bekommen.
 
Auf einer dritten Bonus-DVD werden liebevoll zusammengestellte Informationen und seltene Takes in Hülle und Fülle präsentiert. Da gibt es neben den heute selbstverständlichen Audiokommentaren von Jack Brodsky, Martin Landau, Chris und Tom Mankiewitz die 2-stündige Dokumentation „Cleopatra – der Film der Hollywood veränderte“, die Featurette „Der vierte Star aus Cleopatra“, 2 Original-Wochenschauberichte über die UA-Premieren, allein 3 Kinotrailer, sowie weitere 5 Vorverkaufstrailer und 5 unglaublich umfangreiche Photogalerien. Es werden fast alle Details dieser unglaubliche Filmproduktion beschrieben und dabei auch Dinge enthüllt, die selbst eingefleischte Cineasten bisher kaum wußten.
 
Obwohl der Film für Ausstattung, Kamera, Kostümdesigns und Spezialeffekte 4 Oscars erhielt (er war immerhin für 9 nominiert), balancierte in den Folgejahren die 20-Century-Fox am Ruin, denn der Film war einfach zu lang fürs Publikum, obwohl er anfangs in den USA in einer noch mal auf unter 3 Stunden herunter gekürzten Fassung zu sehen war. Zuwenig „Action“ würde man heute sagen, und in der Tat ist der Film eher mit einem Theaterstück denn dem klassischen Sandalenfilm vergleichbar. Kein Kampfgetümmel, keine Duelle, und selbst die Seeschlacht ist mehr Szenendekor als Schlachtfeld. Auch dies macht den Film so enorm sehenswert. Schade, daß die ursprünglich satte 6 Stunden umfassende Originalversion noch nicht erhältlich ist. In einigen Jahren wird es wohl auch diese geben, denn Filmhistoriker, Cineasten, Sammler und Restauratoren auf der ganzen Welt arbeiten schon daran.
Stichwort Medienerziehung: Ja ich weiß, liebe Lehrer, daß mit der klassischen Historie doch einigermaßen frei, eben a la Hollywood umgegangen wurde, obwohl doch hier im Großen und Ganzen das Meiste stimmt; dennoch ist CEOPATRA auch für den Schulunterricht und dort durchaus fächerübergreifend, ein wichtiger, interessanter und schöner Film. Sicherlich erheblich besser, ergiebiger und sinnvoller als mit diesem Matrix-Schwachsinn (der an allen Schulen filmaktuell en vogue ist) die kostbare Lernzeit zu vertändeln.
 
Resümee: Ich gebe nicht nur dem Film selbst 5 Sterne, sondern auch der tollen und in jeder Weise vorbildlichen Präsentation. Welch ein Meilenstein der Filmaufbereitung!
Beispielbild
Elizabeth Taylor - wie Cleopatra einst die schönste Frau der Welt

CLEOPATRA

Produktionsland:USA
Erscheinungsjahr: 1963
20 Century Fox Home Entertainement
F2-ODE 0114308 (Widescreen  2.35:1– auf 16:9 abspielbar)
Sprache: Englisch/Deutsch (Dolby digital 5.1.)
Untertitel Englisch/Deutsch
 
Regie: Joseph L. Mankiewicz
Drehbuch: Sidney Buchman / Ranald McDougall / Joseph L. Mankiewicz
Produktion: Walter Wanger
Musik: Alex North
Kamera: Leon Shamroy
Schnitt: Dorothy Spencer
Cleopatra: Elizabeth Taylor
Marcus Antonius: Richard Burton
Julius Caesar: Rex Harrison
Hohepriesterin: Pamela Brown
Flavius: George Cole
Sosigenes: Hume Cronyn
 
Weitere informationen unter:
www.foxhome.com