Ein Beitrag zur deutschen Alltags- und Bildungsgeschichte

Hans Weber - „Nachholspiele“

von Johannes Vesper

Hans Weber „Nachholspiele“

Das Bad nur am Samstag in der Zinkbadewanne, der kleine Nutzgarten für die Selbstversorgung der Familie mit Obst und Salat, das Auflesen von Pferdeäpfeln, Mundharmonika am Sommerabend, keine Bücher zu Hause, auch keine Kinderbücher, aber Klavierunterricht, das Weihnachtsfest in der Familie nach dem Besuch der morgendlichen Christmette, als Pimpf beim Jungvolk. Küchen- und Tischdienst in der Jugendherberge, Nachtwanderung: die damaligen Teenager hatten andere Erlebnisse als heutige. Die Zeiten haben sich wirklich geändert und Zeugen dieser Zeit sterben aus. Auch in den dreißiger Jahren hing anscheinend der Besuch des Gymnasiums vor allem davon ab, ob man im Arbeiterviertel vor oder im Beamtenviertel hinter der Bahnlinie wohnte. Hans Weber wurde 1925 in Holland geboren, besuchte nach der Volksschule die Lehrerbildungsanstalt im Rheinland, nahm im Arbeitsdienst und bei der Marine 1943-45 am 2. Weltkrieg teil, studierte Anglistik und Germanistik, lebt in England, unterrichtet am Gymnasium und an der PH in Dortmund und als Professor für Sprach- und Literaturdidaktik Englisch) von 1974-1977 an der Bergischen Universität Wuppertal. Jetzt erschienen seine „Biographischen Notizen“ im Wissenschaftlichen Verlag Trier. Seine Biographie, in den letzten Jahren verfaßt, „seine Geschichten sind Entwürfe in die Vergangenheit zurück, Spiele der Einbildung, die wir als Wirklichkeit ausgeben“: so wird Max Frisch im Vorwort zitiert. Persönlich, authentisch und kritisch sind diese Notizen ein sehr lesenswerter Beitrag zur deutschen Alltags- und auch Bildungsgeschichte seit 1930. 
 
Hans Weber: Nachholspiele, Biographische Notizen.
WVT 2011, 248 Seiten, ISBN 978-3-86821-290-7   
19,50 €
Informationen unter: www.wvttrier.de