Hans-Christian Schink

Fotografien von 1980 - 2010

von Jürgen Kasten
Museum Küppersmühle, Duisburg
 
Hans-Christian Schink
Fotografien von 1980 - 2010
 
„Das Geschenk meines Lebens war vermutlich eine simple Rollfilmkamera, die ich zu meinem 7. Geburtstag bekommen habe“, sagt Hans-Christian Schink. 1961 wurde er in Erfurt geboren. Seine Leidenschaft zur Fotografie führte ihn von 1986-91 zum Studium an die renommierte Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, wo er auch heute noch lebt. Bis 1993 war er dort Meisterschüler und ist inzwischen einer der wichtigsten internationalen Fotokünstler, überhäuft mit Preisen und weltweit in Museen und Ausstellungen vertreten. Begonnen hat er mit schwarzweißen Fotografien, deren Motive er noch zu DDR-Zeiten in seiner Umgebung fand. Einmal durfte er mit einer Delegation nach Nordkorea reisen, wo seine Bildserie über skurril anmutende Wandmalereien in dortigen U-Bahngängen entstand. Nach dem Fall der Mauer eröffnete sich ihm die übrige Welt und es entstanden Bildserien in Vietnam, Japan, Los Angeles, der Antarktis, Russland, Brasilien, Peru und Kambodscha.


H.-C. Schink - Bildserie "Wände" - Foto © Jürgen Kasten
 
Konsequent arbeitet Schink in Serien. Die Fotoreihe „Wände“ entstand über einen Zeitraum von acht Jahren. Gleichzeitig waren aber auch andere Projekte in Arbeit, immer mit der Großbildkamera analog fotografiert. Im eigenen Labor fertigt er zunächst einen DIN A 4-Abzug als Referenzbild, bevor er einen Auftrag für seine großformatigen Bilder (bis zu 180 x 225 cm) an ein Fremdlabor weiter gibt.


8.45am-9.45am, N 78°13.370’  E 015°40.024’ - © H.-C. Schink
 
Blühende Landschaften wurden dem Osten versprochen, doch die Eingriffe in die bestehende Landschaft erzeugten schon Wehmut, meint Schink, und: „Der Künstler verändert die Umgebung nicht, eröffnet aber andere Sichtweisen“. Wie einschneidend das sein kann, zeigt seine Fotoserie von Autobahnen im Bau, welche die Landschaft unwiderruflich zerschneiden. Eindringlich auch die oben erwähnte Fotoreihe „Wände“, die im Duisburger Museum Küppersmühle eine ganze Wand einnimmt. Der Blick des Betrachters wird frontal auf die Fertigarchitektur von Gewerbebauten gelenkt, wobei nur ein schmaler Grasstreifen am unteren Bildrand erahnen läßt, was wir da eigentlich sehen.
 

L.A. Night No. 10 - © H.-C. Schink

Spektakulär sind die Fotografien „Serie 1 h“ von 2006. Eine Stunde lang belichtet Schink Landschaft und Sonne, sodaß die mit menschlichem Auge nicht wahrnehmbare „Realität“ erst auf dem fertigen Bild sichtbar wird, nämlich ein schwarzer Sonnenbalken, umgeben von einer hell strahlenden Korona. Ebenso beeindruckend die Serie „L.A. Nights“. In Nachtaufnahmen vom erhöhten Standpunkt über Los Angeles aufgenommen sucht Schink sich markante Lichtpunkte aus, die im Originalfoto nur 1 – 2 mm groß sind. Diese vergrößert er sodann extrem und läßt so grobkörnige Stimmungsbilder entstehen.
 
 
U-Bahn, Pjoengjang (5) - © H.-C. Schink 

Rund 100 Fotografien aus Hans-Christian Schinks Werk sind im Museum Küppersmühle vom 1. Juli bis zum 3. Oktober zu sehen. Organisiert wurde die Ausstellung von der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn in Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar - kuratiert von Simone Förster mit H.C. Schink und Jörk Rothamel. Sponsoringpartner ist Sal. Oppenheim.
 
Am 07. Juli 2011 findet um 17:00 Uhr ein Künstlergespräch mit H.C. Schink im Museum statt.
 
MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst
47051 Duisburg - Philosophenweg 55
Hans-Christian Schink
Fotografien 1980 – 2010
1.Juli bis 03. Oktober 2011
Im Hatje Cantz Verlag erscheint ein Katalog mit dem Gesamtwerk des Künstlers zum Preis von € 38,50 (ISBN: 978-3-7757-2826-3).


Antarctica (1) - © H.-C. Schink  
 
Weitere Informationen:
 
Redaktion: Frank Becker