Heute ist der "Tag des Schlafes"

von Andreas Rehnolt
Heute ist der "Tag des Schlafes"


Foto © Frank Becker

 
Münster - Wer heute zu spät zur Arbeit kommt oder ein Rendezvous verschläft, hat eine gute Ausrede. Schließlich gilt der 21. Juni deutschlandweit als "Tag des Schlafes." Eingeführt hat ihn übrigens ein gleichnamiger Verein im Jahre 2000. Christiane Cantauw, Volkskundlerin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Münster wies am Donnerstag darauf hin, daß der Mensch normalerweise etwa ein Drittel seines Lebens im Schlaf zubringt.
 
"Schlaf und Schlafen sind aber nicht nur ein vegetativ gesteuerter Zustand. Wann wir schlafen, wo wir schlafen und wie wir schlafen, das hat auch mit tradierten Gewohnheiten und kulturell übermittelten Normen und Werten zu tun", erklärte Cantauw. Der Mittagsschlaf in Deutschland war nach ihren Angaben als sogenannte "Unterstunde" in der Landwirtschaft bis in die 1930er Jahre hinein fest eingeplant.
"Von Anfang Mai bis zum 8. September hielten die in der Landwirtschaft tätigen Männer nach dem Mittagsessen bis 14 Uhr Mittagsruhe, für die man sich durchaus ins Bett oder unter einen schattigen Baum legte. Die Frauen mußten erst einmal spülen und die Küche aufräumen, das verkürzte ihre Pause erheblich", erläuterte die Volkskundlerin. Gerade im Sommer, wo man meist schon um 05.00 oder 05.30 Uhr aufstand, hatten die körperlich arbeitenden Menschen eine längere Ruhezeit gegen Mittag laut Cantauw auch bitter nötig.
 
Auch die Sage lieferte Argumente für die Einhaltung der Mittagspause. Wer ohne Not zur Mittagszeit auf dem Felde arbeitete, dem konnte durchaus der Mittagsgeist erscheinen und ihn zu Tode fragen oder erwürgen - das glaubte man zumindest in Mitteldeutschland. Auch Gestalten aus der

Ein Schlaf-Klassiker: Der Schrat - © Esslinger Verlag
griechischen Mythologie wie etwa Hypnos, Geschichten aus dem Alten Testament oder auch Märchen erzählen davon, daß das Schlafen schon seit Jahrtausenden ein wichtiges Thema für die Menschen war. 
Schlafsalben, Schlafschwämme oder Schlafumschläge gegen Schlaflosigkeit, die bereits im Mittelalter bekannt waren, künden davon, daß die körperliche Seite des Themas zumindest bei denjenigen präsent war, die unter Schlaflosigkeit litten. "Ob aus Nachtschattengewächsen oder aus Teilen von nachtaktiven Tieren hergestellte Mittelchen den ersehnten Schlaf gebracht haben, ist aus heutiger Sicht aber eher fraglich", betonte Cantauw.


Redaktion: Frank Becker