Schlösser, Pubs und Herrensitze (2)

Per Pneu unterwegs im Südosten Irlands

von Frank Becker

Foto © Frank Becker

Schlösser, Pubs und Herrensitze

Per Pneu im Südosten der grünen Insel
auf den Spuren irischer Lebensart

- Blessington • Cashel • Arthurstown -


 
Ein Tässchen für den Tee gefällig?
 
Auf die Empfehlung der regionalen Tourismus-Organisation besuchen wir auf unserer Weiterreise das kleine Örtchen Bennettsbridge, besser gesagt: seine handwerkliche Attraktion am Ortsrand, die Nicholas Mosse Pottery in der alten Mühle am River Nore. Nicholas Mosse hat mit seiner Töpferei eine Menge qualifizierter Arbeitsplätze geschaffen, wofür man ihm in dieser Gegend sehr dankbar ist.
Die fröhlichen Dekors der Produkte – man macht Schüsseln und Schälchen, Tassen, Krüge und vieles andere mehr – werden von Hand aufgetragen und sind, wie die Blumen-, Apfel-, Kirsch- und

Nicholas Mosse - Foto © Frank Becker
Kater-Motive mittlerweile zum Markenzeichen geworden. Ein Rundgang durch die Werkstätten gibt einen Einblick in die trotz Routine anspruchsvolle Arbeit der Töpfer und Dekorateurinnen. Und auch hier wieder sitzt im Laden der Töpferei das Portemonnaie locker – schnell noch einen Tea-Mug für zu Hause.
 
The Rock of Cashel – ein Monument vergangener Macht
 
Nach einem kleinen Lunch im Café der Töpferei geht es gestärkt weiter, denn eine ganz spannende Sehenswürdigkeit, ein „Landmark“ Südost-Irlands lockt: die Burgruine Rock of Cashel im County Tipperary. „It´s a long way to Tipperary“ mochte man mit dem alten Soldatenlied singen, denn die rund 90 Kilometer gestalteten sich, der miserablen Beschilderung geschuldet, zu einer Irrfahrt. Das muß man dort wohl dem Tourismus zuliebe noch ein wenig ändern, damit nicht nur Ortskundige flott von A nach B ihren Weg finden.
Schließlich haben wir den Weg nach Cashel auch dank mitfühlender Hinweise Einheimischer doch noch gefunden (wir waren zu viert und haben uns wirklich bemüht). Und: es hat sich gelohnt! Auf einem steil aufragenden Felsen thront der immer noch beeindruckende Rest des gewaltigen Bauwerks über dem 11.400 Seelen zählenden Ort Cashel und dem County Tipperary – ein Monument einstiger weltlicher und klerikaler Macht, wo vom 4. Jahrhundert an die Könige von Munster residierten. Sie übergaben 1101 den Felsen und die Macht an die Kirche, deren Macht erst 1647 in einer blutigen Belagerung von Oliver Cromwell gebrochen wurde.


Rock of Cashel - Foto © Frank Becker
Die dräuende Witterung, deren heftige Windböen an diesem Tag auf der Anhöhe gespenstisch durch die Mauern von Kathedrale und Festungswerk, um den 28 Meter hohen Rundturm und die keltischen Kreuze des Friedhofs heulten, schwere dunkle Wolkenberge herantrieben, sie zerfetzten, für Momente gleißendem Licht den Weg frei gaben, um im nächsten Augenblick schon wieder düsteres Unheil zu verkünden, für das besondere Erlebnis des Rock gesorgt. Während Raben den Turm umkreisten, auf ihn niederstießen und sich von der nächsten Böe wieder forttragen ließen, kam mir E.A. Poes „The Raven“  in den Sinn und begleitete mich noch eine ganze Weile auf dem weiteren Weg.
 
Open here I flung the shutter, when, with many a flirt and flutter,
In there stepped a stately Raven of the saintly days of yore.
Not the least obeisance made he; not a minute stopped or stayed he,
But, with mien of lord or lady, perched above my chamber door--
Perched upon a bust of Pallas just above my chamber door -
Perched, and sat, and nothing more.
 
Die hohe Kunst gediegener Gastlichkeit: Dunbrody House
 

Sebastien Geber - Foto © Frank Becker
Vor dem Ausklang des Reisetags in der unaufdringlich eleganten Atmosphäre des Dunbrody House in Arthurstown/Wexford - wir sind mit der Passage East Fähre nach Ballyhack übergesetzt - steht eine Demonstration der hohen Kunst, ein fangfrisches Seafood Chowder zuzubereiten, wie es besser wohl niemand hinbekommt als Sous-Chef Sebastien Geber. Ein Traum, eine kulinarisches Erlebnis ebenso wie die formidable Ente aus der Hotelküche zum anschließenden Dinner, die einschließlich der hervorragenden Weine aus dem hauseigenen Keller eine Offenbarung ist. Das Dunbrody House von Kevin und Catherine Dundon gehört mit seinen 22 Zimmern und fünf Sternen zur Kategorie der Häuser höchster Gastlichkeit, Küchenchef Kevin Dundon ist einer der höchst dekorierten Köche Irlands.

Dunbrody House - Foto © Frank Becker

Die Zimmer und Suiten in dem von einem weitläufigen Park umgebenen Landhaus, zu dem wir mit der Passage East Fähre nach Ballyhack übersetzen, sind von geschmackvoller Eleganz, der Aufenthalt im Dunbrody House ist ein Labsal nicht nur für den Gaumen, sondern und besonders auch für die Seele. Ein längerer Aufenthalt als nur für eine Übernachtung muß eindringlich empfohlen werden. Hier kann man zu sich selber finden. Glücklicherweise werden wir am Abend des folgenden Tages noch einmal dort das müde Haupt zur erholsamen Nachtruhe betten können.

Am folgenden Tag wollen wir nach Waterford und zum Hook Lighthouse, dem ältesten Leuchtturm Europas auf der Hook Peninsula, dem südlichsten Zipfel des County Wexford.
Davon erzähle ich Ihnen morgen.
 
Wichtige Web-Adressen dieses Reiseabschnitts:
Irland Information: info@entdeckeirland.de  /  www.entdeckeirland.de           
Nicholas Mosse Pottery: www.nicholasmosse.com
Rock of Cashel: www.heritageireland.ie
Dunbrody House: www.dunbrodyhouse.com


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