König Davids Harfe, E-verstärkt

Lebenslust beim Gastspiel der äthiopischen Gruppe Geata Krar Collective

von Frank Becker

Temesegen Tareken - Foto © Frank Becker
König Davids Harfe, E-verstärkt
 
Lebenslust beim Gastspiel der äthiopischen
Gruppe Geata Krar Collective
 
Die Klangkosmos-Konzertreihe vermittelt seit Jahren vortrefflich Kulturen fremder Länder authentisch über deren Musik. Viele schöne Abende mit faszinierender Musik, interessanten Menschen aus fernen Regionen und prächtigen Kostümen waren schon zu erleben. Selten jedoch war es ein so fröhliches, ja ausgelassenes Konzert wie am vergangenen Donnerstagabend im Remscheider Teo Otto Theater, als das in London ansässige äthiopische Geata Krar Collective mit Temesegen Tareken (Harfe), Robel Tesfaye (Trommeln) und der Sängerin Genet Asefa gastierte.
Daß dabei die kulturhistorisch immerhin 3.000 Jahre auf den biblischen König David zurückgeführte Harfe „Krar“, das Himmelsinstrument, „plugged“ am E.-Verstärker hängt, befremdet kein bißchen. Der Virtuose Temesegen Tareken spielt mit internationalem Flair, Tempo, Humor und einem Ventures-tauglichen Twang auch das Volkstümliche der in 82 Ethnien und Sprachen wurzelnden Kultur seiner Heimat, oft mit narrativem Charakter. Schließlich ist Äthiopien die Wiege der Welt und der Menschheit - und die Heimat des Reggae. Auf einer schlanken Flöte, deren Klang verblüffend dem der chinesischen Dizi ähnelt, spielte Tareken zwischendurch eine zauberhafte Melodie zum Lob der Schönheit einer Frau.
 
Vor allem die charismatische Sängerin Genet Asefa war es, der die auch aufs (äthiopische) Publikum überspringende sprühende Lebens- und Liebesfreude zu verdanken war. Vor dem archaischen

Genet Asefa - Foto © Frank Becker
Rhythmus und Wirbel der einfachen Trommeln und begleitet von der wie seltsam aus der Zeit gefallenen sechssaitigen  „Krar“ wirkte ihre Naturstimme, deren Schwingungen etwas mystisch Vibrierendes haben, fast unwirklich - Magie. Genet Asefa entführt nicht nur mit ihrem Gesang in die vielfältige Kultur Äthiopiens, sie setzt die Musik mit vollem Körpereinsatz und mit einem ordentlichen Schuß Erotik auch tänzerisch um. Das Temperamentsbündel lockte auch einige der anwesenden Landsleute, die viele Lieder mit anerkennenden Kommentaren begrüßten, zum Mittanzen. Es konnte den Mitteleuropäer schon ein wenig neidisch machen, wie viel Rhythmusgefühl, Heiterkeit und Musikalität den Ostafrikanern mitgegeben ist. Man konnte sich gut die Stimmung eines Festes in dem ostafrikanischen Land vorstellen. Einigen der deutschen Gäste sah man schon den Wunsch an, mitzutun, aber angesichts der Eleganz der Afrikaner traute sich trotz der Aufforderung: „Nobody sit!“ dann doch keiner.
 
Die sympathische äthiopische Gruppe strahlte als Botschafter der Kulturen ihrer Heimat in den 75 Minuten des mitreißenden Programms ansteckende Lebenslust, spürbaren Spaß an der eigenen Sache und die Energie eines beschenkten, optimistischen Volkes aus. Eine vergnügte Angelegenheit.
 
 Weitere Informationen über das Klangkosmos-Programm: www.klangkosmos-nrw.de

Einen Reisebericht aus Äthiopien in 5 Teilen finden Sie  Hier