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Die Kolumne am Mittwoch

von Friederike Zelesko
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Die Kolumne am Mittwoch
von  Friederike Zelesko


Süden ist Sonne, fremde Laute im fremden Haus. Fensterläden riegeln sich auf. Licht fällt auf den Bauch, streicht um den Nabel wie diese graue Katze um die Küchentür. In die Weingärten fallen die Krähen ein. Unser Blick scheucht sie auf, steigt in eine Wolke unverschämter Flügel. Lange noch hören wir ihr schwarzes, zerhacktes Gelächter.
 
            Im Schneckentempo kriecht unser Tag. Wir lüften unseren Hut und grüßen: Bonjour Madame, bonjour Monsieur. Die Franzosen tragen ihre Baguettes unterm Arm wie ein Gewehr. Sie feuern das Frühstück ab. Der Tag beginnt friedlich. Später die Nachricht im Midi Libre: Bombe contre des enfants.
 
            Am Markttag ruft das Gemüse nach Körben. In den Holzsteigen plappern die Farben: Melonengelb, Zucchinigrün, Tomatenrot. Die lila Knoblauchzehe schlüpft aus dem Schuh. Daneben der dunkle Franzose, er verkauft bunte Röcke und Hosen.
 
            Wir fahren abends zum See. Er schaukelt sich schon in den Schlaf. Sein Auge fällt langsam zu. Wir ziehen unsere Kleider aus, legen uns auf sein halb geschlossenes Lid und schwimmen, den Kopf verheißungsvoll im Abendlicht . Ein Wasservogel schreit. Er taucht seit seiner Geburt.
 
            Wir stehen auf der Uferterrasse, neugeboren, und sehen in die Sterne. Der Abendstern blinkt uns in eine andere Aufmerksamkeit. Im Dunkel der Nachtfalle liegt er so zärtlich, so mild.
 
            Am nächsten Tag schlägt der Regen seinen nassen Keil in das Blau. Die Sonne stürzt. Wir hacken ihre Strahlen ab, zersägen sie zu Scheiben, legen sie auf unsere Brust, auf unser schlagendes Regenherz. Da wo wir sind, gibt es keine Zeit. Sie macht unser Herz bunt.


© Friederike Zelesko