Handwerk und Tradition im Sarntal

Bozens schöne Umgebung (Teil 3)

von Frank Becker

Sarntaler Tracht - Foto © Frank Becker
Handwerk und Tradition
im Sarntal
 
In der malerischen Umgebung
von Bozen
(Teil 3)


 
Ein Ausflug ins Sarntal

Das Sarntal ist mit seinem Wächter Runkelstein die flächenmäßig größte Gemeinde Südtirols. Das 30 km lange, weite Tal nördlich von Bozen mit wundervollem Blick auf die umgebenden Sarntaler Alpen reicht hinauf bis zum Penserjoch. Gut 300 km Wanderwege sind bis zu den auch für weniger erfahrene Bergwanderer erreichbaren Gipfelregionen von 2.500 m Höhe angelegt und beschildert, u.a. auch um den kleinen Durnholzer See, den man in anderthalb Stunden auf fast ebenen Wegen umrunden kann. Die kleine Kapelle des Dorfes oberhalb des Sees ist dem Hl. Nikolaus gewidmet. Ihre Geschichte geht bis ins 13. Jahrhundert zurück, ihr Glockenturm wurde 1550 erbaut und eine der vier Glocken stammt aus dem Jahr 1542. Der Innenraum ist mit alten und neuen Fresken ausgemalt - die ältesten stammen vermutlich aus dem Jahr 1430. Während der Pest mit Kalk überstrichen, wurden sie erst später wiederentdeckt.


Durnholz im Sarntal - Foto © Frank Becker

Traditionspflege wird im Sarntal im bäuerlichen und handwerklichen Bereich groß geschrieben, so pflegt man die traditionelle Küche und Fertigkeiten wie das Brotbacken, die Latschenkiefern- Brennerei und die Federkielstickerei. Das Sarntal hat sich vorgenommen, seine Geschichte nicht nur für Touristen zu pflegen, sondern auch im Alltag mit Leben zu erfüllen. Einen wichtigen Anteil daran hat der museale Rohrerhof in Sarnthein, ein landwirtschaftliches Anwesen aus dem Jahr 1280 mit alten, in Rundbogen gemauerten Eingängen, auf dem zu seinen großen Zeiten bis zu 20 Knechte und

Sarntal, Brotbacken auf dem Rohrerhof - Foto © Frank Becker
Mägde verdingt waren. Nach alter Väter Sitte wird dort wieder in einem herkömmlichen Stein-Backofen ein wunderbar duftendes, ausgesprochen leckeres Brot gebacken, das – wie man hierzulande sagt – weggeht wie warme Semmeln, sobald es aus dem Ofen kommt. Die Sarntheiner Anwohner schleppen die runden, ca. 25-30 cm messenden Brotfladen stapelweise gegen ein geringes Entgelt weg, als gäb´s in den nächsten Wochen nichts mehr zu kaufen. Das stimmt insofern, als nicht täglich gebacken wird. Und man muß den Leuten recht geben: so ein köstliches Brot findet man anderswo nicht. Natürlich wird der Besucher, der zum Brotbacken kommt, dann auch zu einer anständig deftigen Marende eingeladen, zu der es neben dem frischen Brot hausgemachte Butter mit Schnittlauch, Kartoffeln aus eigenem Anbau, echten Südtiroler Speck und hausgemachte Säfte gibt.
 
Eine sehr interessante Broschüre informiert über die „Sarnar Baurnfeirte“, die Regeln, Sitten und Gebräuche im Sarner Bauernalltag, ein schön gemachtes, reich bebildertes Buch erzählt mit Grundrißplänen die Geschichte des Rohrerhauses und eine DVD von 45 Minuten Länge berichtet über Brauchtum, Tradition, Kunst, Küche, Handwerk und Sprache der Sarner.
 
Traditionelle Handwerkskünste

Zu den traditionellen Künsten gehört die hohe Fertigkeit der Federkielstickerei, bei der besonders Gürtel, Taschen und Geldbörsen mit kunstvollen Ornamenten aus Pfauenfederkielen verziert werden.

Johann Thaler - Foto © Frank Becker
Johann Thaler ist zwar noch jung, aber schon ein Meister und Kenner der überlieferten Techniken und Muster. Er scheint völlig in sich zu ruhen, in der schönen, anspruchsvollen Arbeit ganz aufzugehen. Mit viel Humor und Geduld auch bei den dümmsten Fragen (und es gibt eine Menge dummer Fragen, wenn Journalisten unterwegs sind) erklärt er den neugierigen Besuchern wie die schillernden Pfauenfedern gespalten, biegsam gemacht und mit derben Ahlen und Nadeln verarbeitet werden. Die Gürtel und Hosenträger sind der Schmuck eines jeden traditionellen Männergewandes, eine Geldbörse oder eine Tasche von höchster Qualität der Stolz jeder Besitzerin oder eines Besitzers - und die eleganten handgemachten Pantöffelchen mit Federkielstickerei sind die Zierde eines jeden schlanken Fußes. Man muß allerdings lange darauf sparen, die Preise sind der Arbeit angemessen hoch.

Das Brennen von Latschenöl aus den heimischen Legföhren vor allen für medizinische Zwecke wird von der Familie Eschgfeller betrieben, deren Betrieb in Sarnthein das Öl aus Latschen, Zirbelkiefern, Lärchen und Fichten für Heilöle und Schnaps, Salben und Bonbons, Badezusätze und Cremes destilliert. Sogar Schokolade mit Latschenkiefernöl soll es geben…Die Arbeit ist aufwendig, und auch hier hat alles seinen nicht geringen Preis. Die Produkte aber erfreuen sich dank ihrer Güte großer Beliebtheit.
 
Noch ein paar Schmankerln zum Schluß

Kulinarischer
Höhepunkt und genüßlicher Abschluß des Tages  wird der Abend im Sarntaler Restaurant Bad Schörgau, danach geht der Besuch in Bozen und im Sarntal schon wieder zu Ende. Wo Urlauber in Ruhe ankommen, verweilen und nach gegebener Zeit gemütlich wieder abreisen können, muß der Journalist eilen - um dem Reisenden über Weg und Steg, Angebot und Landschaft zu berichten.
Der Chef des Hauses, Gregor Wenter als Sommelier und sein Küchenchef Egon Heiss warten mit einem Menü auf, das ich Ihnen um keinen Preis vorenthalten möchte - es ist eine Empfehlung wert:
 
- Gebackene Kartoffeln mit Speck
- Krauttörtchen mit Speck und Schüttelbrot
- Duett vom Kalbskopf:

Bozen - Foto © Frank Becker
Carpaccio und in Schüttelbrot gebackene Praline
mit Topinambur Schaumsuppe
- Räucherforellenmousse mit Meerrettich
Tomaten Gelee, Balsamicoreduktion und Räuchersalz
- Hirschcarpaccio mit zweierlei Sellerie
und Sorbet vom grünen Apfel
- Latschenrisotto mit Speck von der Schweinsbacke
- Milchkalb in 2 Gängen serviert:
In Gartenkräutern pochiertes Filet mit Petersilien- Wurzel Püree
Geschmorte Wange mit Kartoffeln
- Käse Intermezzo:
Pusterer Ziege mit Kräuterblumen und Algunder Ziege in Heu
- Gefüllte Gries Knödel auf geschmorter Kaiser Birne
und Salz- Caramel Eis
- Käserarität als Abschluß:
Vinschger Almkäse 34 Monate gereift mit Bioapfel
 
Wohl bekomm´s – und auf bald, Bozen!
 
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