Brauchtum im Sarntal

Ein Reisetip

von Eleonore Huth

Traditionelle Federkielstickerei - Foto: Huth
Sarntal –
wo Brauchtum noch gelebt wird
 
20 Tunnel und zahlreiche Kurven, teilweise zwischen steilen Felsen, hat der Autofahrer zu bewältigen, wenn er von Südtirols Landeshauptstadt Bozen ins Sarntal gelangen will. Urlauber die Zeit haben und sich an einer herrlichen Natur erfreuen wollen, kommen bis zum Penser Joch in 2214 Meter Höhe auf ihre Kosten. Besonders im Juni/Juli wenn auf den Hängen kurz vorm Joch die Alpenrosen blühen. Das Sarntal, in der Mitte Südtirols gelegen, hat noch viel von seiner Ursprünglichkeit erhalten. Idyllische Ortschaften, sanfte Berghänge, über 140 Berggipfel bis zu 2000 Meter hoch, blühende Almwiesen und dichte Wälder. Hauptort des knapp 50 Km langen Tals ist Sarnthein. Hier wird die Südtiroler Tradition gepflegt und teilweise auch noch gelebt. Das zeigt sich im Tragen der Tracht an Sonn- und Feiertagen und oftmals auch im Alltag, an den gepflegten Bauernhöfen, die alle noch bewirtschaftet sind. Bewundernde Blicke ziehen die zur Tracht der Männer gehörenden Bauchgurte (mundartlich auch Fatsch genannt) auf sich. Sie sind mit Federkielstickereien verziert, die viel handwerkliches Können verlangt. Die Sarntaler Familie Thaler hat diese vererbte handwerkliche Geschicklichkeit, aus Pfauenfedern und Leder kleine begehrte Kunstwerke herzustellen. Das Besticken einer prächtigen Fatsch erfordert 100 bis 200 Arbeitsstunden. Dementsprechend hoch ist ihr Wert. Ebenfalls aufwendig gestickt und gern gezeigt werden auch Trachtenschuhe, Geldbörsen und andere Gebrauchsgegenstände aus Leder.
 
Ein historisches Juwel im Tal ist der um 1280 erstmals erwähnte Rohrerhof. Im als Rohrerhaus bekannten Anwesen bemühen sich 25 Mitglieder eines Vereins um die Erhaltung bzw. originale

Franz Göller holt die knusprigen Brotlaibe aus dem Backofen - Foto: Huth
Wiederherstellung des einstmals größten Hofes des Sarntales. Vereinschefin Sonja Stofner und ihre Mitstreiter tun alles, um Traditionen und Brauchtum zu erhalten. Mehrfach im Jahr wird auf alte Weise im Holzbackofen Brot gebacken. Bauer Franz Göller kennt sich aus. Er bringt den Ofen mit Lärchenholz auf die richtige Temperatur. Die 300 an einem Tag gebackenen Brotlaibe sind meist recht schnell und noch warm an die Nachbarn und Dorfbewohner verteilt. Jeder ist gerne bereit, dem Verein einen kleinen Obolus dafür zu geben. Die Restaurierung des denkmalgeschützten Hauses wird durch ein EU-LEADER-Programm unterstützt. Für die Vereinsmitglieder ist es ehrenamtliche Arbeit. So auch für Marion Kröss, die Interessierte durchs Haus führt und geduldig alles erklärt. Eine Einmaligkeit ist auch die Schneiderwerkstatt im Haus. Junge Frauen lernen unter der kundigen Anleitung von erfahrenen Schneiderinnen Trachten anzufertigen, die dann auch mit Stolz getragen werden.
 
Herzliche Gastfreundschaft empfängt den Urlauber im gesamten Tal, das sich bei Astfeld in das Penser- und das Durnholzertal gabelt. Der idyllisch gelegene Durnholzer See läßt Ruhe und unberührte Natur genießen. Im Durnholzertal zweigt auch der Weg nach Reinswald, einem beliebten ruhigen und familienfreundlichen Wintersportgebiet ab.
Hier am Eingang des Tales wird der Urlauber in Unterreinswald von dem angenehm würzigen Duft der Latschenkiefern empfangen. Sie werden in einer Brennerei zu dem bekannten Latschenöl verarbeitet und in einer Vielzahl von Heil- und Pflegemitteln angeboten. Schon die Kelten und bäuerliche Vorfahren wußten um die heilsame Wirkung der Latschenkiefer. Sagen erzählen von Kräuterhexen und Kraftplätzen, die schon in früheren Jahren den Menschen zu Wohlbefinden und Gesundheit verhalfen. Das Sarntal ist mit all seinen Vorzügen ein Paradies, besonders für gestresste und Ruhe liebende Urlauber.


Das beschauliche Sarntal - Foto: Huth
Informationen:
Tourismusverein Sarntal - Europastraße 15 - I – 39058 Sarntal
Tel.: 0039 0471 623091
 
 
Redaktion und Bildbearbeitung: Frank Becker

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