Ein kleiner Dioxin-Diskurs

Kritisch angemerkt

von Jürgen Kasten

Foto © Gerd Altmann / myself / pixelio
Ein kleiner Dioxin-Diskurs

Dioxin ist eines der gefährlichsten Umweltgifte, das die genialen Chemiker, die mit polychlorierten Chlorverbindungen experimentierten, je erfunden haben. Ungewollt, wie so oft. Dioxin ist persistent. Es baut sich nie ab und ist nicht auflösbar. Beim Menschen und natürlich auch beim Tier reichert es sich im Fettgewebe an, und da bleibt es auch. Die nächste Dioxinaufnahme, über die Atemwege oder die Nahrungsaufnahme, baut sich darauf auf. Irgendwann, nach drei, sieben, zehn oder sonstwievielen Jahren, löst dieses Gift Krebs aus. Woher der Krebs kommt, ist nach so einer Latenzzeit natürlich nicht nachweisbar. Dioxine kamen vor Jahren überall vor, zum Beispiel in den Rauchfahnen von Abfall-Verbrennungsanlagen. Deswegen wurden für solche Anlagen Rauchgasfilter vorgeschrieben. Eigentlich sollte es gar nicht verbrannt werden, sondern auf spezielle Deponien sicher endgelagert werden. Doch das wurde zu teuer und die Sondermülldeponien nach und nach geschlossen. Nun wird es eben nach der Rauchgaswäsche in pulverisierter Form deponiert.

Seit Jahren darf Dioxin per Gesetz nicht mehr in die Umwelt gelangen. Tut es aber trotzdem. Denn Dioxine entstehen nach wie vor bei allen möglichen Verbrennungshandlungen und beim unsachgemäßen Recyceln von Elektrogeräten oder Kunststoffen. Da es auch noch jede Menge anderer gefährliche Abfälle gibt, deren ordnungsgemäße Entsorgung teuer und aufwendig ist, haben sich unsere Volksvertreter das Kreislaufwirtschafts-Abfallgesetz ausgedacht. Im Prinzip sagt es, daß Abfälle, auch gefährliche, wieder der Wirtschaft zugeführt werden dürfen, wenn dies für die Umwelt ungefährlich ist und in gewissen Grenzwerten geschieht. Offenbar wurde das (auf Druck der Wirtschaft?) notwendig, denn Afrika und Asien waren nicht länger bereit, unseren Giftmüll aufzunehmen und unsere eigenen Endlagerstätten sind ja, wie bekannt, auch nicht gerade das Nonplusultra.

Nun sind wir beim eigentlichen Problem: Die Entsorgung von gefährlichem Abfall ist und bleibt teuer. Also haben sich gewiefte kriminelle Entsorger Wege ausgedacht, diese Abfälle irgendwo unterzumischen und als Wirtschaftsgut weiterzuverkaufen. Das gelingt diesen völlig skrupellosen Verbrechern ausgezeichnet und sie machen damit Millionengewinne.
Das geht auch meistens unbemerkt (?) über die Bühne. Bis, ja bis dann mal wieder Dioxin in Eiern und Fleisch auftaucht, weil es zum Beispiel technischen Fetten beigemischt wurde, die als Futterzusatz verkauft wurden. Was solls, sagt sich der Ertappte. Überschreibe mein Vermögen der Frau, melde dann Insolvenz an, kann weder den Schaden noch Bußgelder bezahlen, bekomme vielleicht eine Gefängnisstrafe auf Bewährung und mache ansonsten unter anderem Namen eine neue Firma auf.

Was sagt uns das alles? Viel über den Zustand unserer (Bananen-)Republik und über unser eigenes Verbraucherverhalten. Schauen Sie sich mal in der EU um. In Deutschland gibt es mit die billigsten Lebensmittel weit und breit. Doch was billig produziert ist, kann auch nur billig sein, im Sinne von minderwertig bis ungenießbar – oder eben hochgiftig. Also fassen Sie sich an die eigene Nase und warten gelassen auf den nächsten Lebensmittelskandal.

In diesem Sinne – guten Appetit.

Ihr
Jürgen Kasten