An Afrika vorbei - meint unser Autor und Afrika-Kenner

Das offene Wort

von Hermann Schulz

Hermann Schulz - Foto © Frank Becker
„Afrika - mon amour“ -
Kein  Glückwunsch
 

Sehr geehrte Damen und Herren,
 
gerade ist der 2. Teil Ihres Filmprojektes "Afrika- mon amour" zu Ende gegangen.
Folgende Eindrücke möchte ich Sie wissen lassen:
 
Wieder einmal sind in einem Afrika-Film die Afrikaner nur Statisten für europäische Dramen; nicht an einer Stelle werden die am meisten Betroffenen in ihrem Leiden auch nur erwähnt.
Die Gestalt des Generals von Lettow-Vorbeck ist sträflich falsch gezeichnet; er war weder ein Held noch ein Befehlshaber, dem die Afrikaner treu ergeben waren. Er war ein purer Rassist.
Afrikanische Landschaften geben hier ein Bühnenbild her für eine Geschichte, die so verlogen wie trivial ist; nicht einmal Spannung vermag der Film zu vermitteln. Man hofft natürlich, daß irgendwie Frau Berben überlebt, als sie sich am Fluß entkleidet (nicht ganz) und einem Engländer (dem ritterlichen Feind) gegenüber steht. Das kann ja nur im Bett enden, dachte ich - und so geschah es.
Für einen solchen Film vermutlich viel Geld auszugeben ist eine Schande angesichts der Tatsache, daß es wunderbare Romane afrikanischer Autoren gibt, um die sich niemand, auch nicht beim ZDF, kümmert.
 
Also kein Glückwunsch, sondern das Gegenteil. Warum eigentlich alle Diskussionen um die Entwicklung und Gleichstellung Afrikas und seiner Menschen, wenn durch solche Filme Vorurteile und Rassismus bestätigt werden? Ich bin tief enttäuscht.
 
Hermann Schulz