Abenteuer in der Wüste
„Anazarah“ oder „die Weißen“, was es auf arabisch bedeutet, weist schon darauf hin, wohin und mit wem die Reise geht. Nach Marokko nämlich, in die Wüste Sahara. Thomas ist ausgewiesener Wüstenexperte und spricht ganz passabel arabisch. Sarahs frisch verliebte Mutter plant mit ihm eine Reise in das Land seiner Träume, nicht zuletzt, damit sie sich besser kennen lernen. Sarahs eigene junge Liebe ist gerade in die Brüche gegangen. In diesem Zustand kann die 14-jährige nicht alleine zu Hause bleiben und Basti, ihr Hund, muß auch mit. Schnell wird Mutter und Tochter klar, daß Thomas sich wirklich auskennt. Sitten und Gebräuche des Landes sind ihm bekannt und auch den Landrover steuert er sicher durch die Wüste, bis sie jede Zivilisation hinter sich gelassen haben. Das eigentliche Abenteuer aber beginnt erst jetzt. Ein Sandsturm zwingt die drei Abenteurer in ein schützendes ausgetrocknetes Flußbett. Doch am nächsten Morgen kommt die Flut. Basti wird mitgerissen und Sarah stürzt sich hinterher um ihn zu retten. Verletzt und völlig orientierungslos findet sie sich nach Stunden weit entfernt wieder. Sie wurde am anderen Ufer des Grenzflusses angelandet und befindet sich nun im mit Marokko verfeindeten Algerien, was sie jedoch nicht weiß.
Der Beduinenjunge Abderrahmane taucht auf, greift zwar erst Sarahs Hund an, rettet dann aber das Mädchen. Eine Flucht durch die endlosen Weiten der Wüste folgt. Die beiden werden von Abderrahmanes Vater und von schießwütigen Militärs verfolgt.
Andreas Kirchgäßner hat sich keine leichte Aufgabe gestellt. Er schreibt als Icherzähler aus der Sicht der 14-jährigen Sarah. Das klingt in wenigen Szenen nicht echt. Ansonsten stimmt alles. Kirchgäßner, auch Verfasser des in den Musenblättern besprochenen Afrika-Romans „Zeitverlust“ scheint selbst ein exzellenter Kenner der Wüstenregion zu sein, einschließlich arabischer Redewendungen. Hautnah schildert er das Leben in den Städten, Dörfern, auf dem Basar, im Hammam und nicht zuletzt im Beduinenzelt.
Eine Menge gibt es über arabisches Lebensgefühl zu lernen, vom Denken und Handeln in diesem uns unbekannten Kulturkreis. Doch fühlt man sich nie belehrt, denn es ist eine unglaublich spannende und gut erzählte Abenteuergeschichte, die uns Sarahs Irrwege und Wüstenerlebnisse gebannt verfolgen läßt.
Man wagt kaum auf ein gutes Ende zu hoffen. Immer wieder gibt es neue Wendungen. Auf Todesängste folgen Lichtblicke und wieder Abgründe und am Ende…
Ein eindrucksvoller Roman, der generationenübergreifend nicht nur mich gefesselt hat, sondern auch jeden noch so actionverwöhnten Jugendlichen begeistern wird. |
Andreas Kirchgäßner
Anazarah – Abenteuer in der Wüste –
© 2010 Horlemann Verlag, Bad Honnef Broschur, 166 Seiten - ISBN: 978-3-89502-305-7
€ 9,90 (D), 10,20 (A), sFr. 18,90 (CH)
Weitere Informationen:
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