Schwarze Madonna mit reichlich Garderobe

"Museum der Mäntel der Jungfrau" in Douvres la Délivrande

von Andreas Rehnolt

Die Schwarze Madonna von 1580 - Foto: Basilika
Schwarze Madonna
mit reichlich Garderobe 


Im französischen Wallfahrtsort
Douvres la Délivrande (
Normandie)
gibt es ein wohl einzigartiges
"Museum der Mäntel der Jungfrau"

 

Douvres la Délivrande - Das weltweit vermutlich einzige Museum der "Mäntel der Jungfrau" befindet sich im kleinen französischen Wallfahrtsort Douvres la Délivrande in der Normandie. Jedes Jahr im Sommer strömen Tausende von Gläubigen in den Ort nahe von Caen, um in der Basilika die aus dem Jahr 1580 stammende schwarze Marienstatue zu verehren. Der geistliche Hausherr, Pierre Hubert Mouton ist der Rektor der Basilika. Er weiß, daß viele Menschen mit großen Erwartungen hierher kommen. "Für manche erfüllen sie sich nach ihrem Besuch hier bei uns", sagt der Geistliche.
 
Die Schwarze Madonna in Douvres ist etwas ganz besonderes. Sie ändert relativ häufig im Jahresverlauf ihre Garderobe. Kein Wunder, hat sie doch insgesamt 25 verschiedene Kleider, Kostüme und Mäntel, die ihr in der Regel Pilger mitgebracht haben. Manchmal sind es wunderschöne Kleidungsstücke, viele ähneln textilen Kunstwerken. "Das erste Kleid war das, das für die Krönung der Madonna im Jahr 1872 eigens für die Statue hergestellt wurde. Es ist schwer und glitzert und schimmert, weil es aus vielen Goldfäden besteht", erzählt der Vize-Rektor der Basilika, Benoit Sevenier. 
 
Den Brauch des Bekleidens der Marien-Statue gibt es nicht nur in Douvres la Délivrande, sondern

Velours-Mantel 1950 - Foto: Basilika
auch in der Kathedrale von Chartres. Die Marienfigur selbst wurde während der Religionskriege zerstört und im 16. Jahrhundert neu geschaffen. "Die Statue selbst hat ein gepunktetes Kleid, was darauf hinweist, daß das Original der Figur aus dem 13. Jahrhundert stammt," so Sevenier. Nach seinen Worten geht der Brauch des Bekleidens in der Basilika auf einem Wunder zurück. "Dank einer Prozession mit der Madonnen-Figur durch die Straßen der Stadt kam im Jahr 1832 eine Cholera-Epidemie zum Stillstand.
 
"Aus Dankbarkeit wurde die Kirche einige Jahre später zur Basilika erhoben und die Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung überlegten, wie sie sich der Madonna gegenüber erkenntlich zeigen könnten", berichtet Sevenier. Neben Schmuckstücken für das Gotteshaus spendeten sie auch Kleider für die Statue. "Am besten stehen der Madonna weiße Kleider. Das ist zu ihrer schwarzen Farbe ein schöner Kontrast", findet eine Pilgerin aus dem nahen Lisieux. Andere Besucher der Basilika und des kleinen Museums der "Mäntel der Jungfrau" sehen das anders. "Mir gefällt das hellblaue Kleid mit den roten, gelben und weißen Blumen darauf. Darin sieht die Madonna ganz glücklich aus", meint etwa Amelie Boulon, die selbst in der Textilbranche arbeitet.
 
Für den Vize-Rektor der Basilika steht außer Zweifel, welches Ornat im prall gefüllten Kleiderschrank der Schwarzen Madonna das schönste ist. "Ganz klar das japanische Kleid. Es ist schwarz-weiß und mit spitzenartigen Mustern bestickt, das eine Gruppe weiblicher Pilger vor etwa 30 Jahren stiftete. Auch ein Kleid aus den 1970er Jahren findet Benoit Sevenier wunderschön. "Es ist aus blau-silbernem Brokatstoff und fällt locker über die Figur". Eines der Gewänder stammt sogar von der international renommierten Pariser Modeschöpferin Nina Ricci. Der Stoff ist golden, bestickt mit zahlreichen Blattmotiven, wurde 1960 eigens für die Madonnen-Figur hergestellt und trägt den Namen "Dank Gottes."
 

Goldbrokat-Mantel 1960 Nina Ricci - Foto: Basilika
So was kann es vermutlich nur in Frankreich geben. Im Land der Haute Couture darf man "auch als Heilige Schick und Eleganz verkörpern", meint eine Besucherin des Museums. Früher trug die Schwarze Madonna von Douvres la Délivrande ein schweres, goldgewirktes Gewand aus dem Jahr 1872. Im Kleiderschrank der Marienstatue wirken viele andere der Kleidungsstücke fast filigran. Außer den Roben, Mänteln und Kleidern der Schwarzen Madonna zeigt das kleine Museum auch noch eine Anzahl liturgischer Gewänder. "Allesamt ebenfalls in gutem Zustand und allesamt Kultobjekte, die Pilger in den vergangenen Jahrzehnten der Basilika Notre Dame als Geschenk gebracht haben", erzählt der Rektor.
 
Die "Wallfahrt der Erlösung" in dem Städtchen ist nach Angaben von französischen Kirchenhistorikern die älteste Wallfahrt der Normandie. Ihr Ursprung geht angeblich zurück auf die gallo-romanische Zeit, als hier die heidnische Verehrung der Göttin der Fruchtbarkeit stattfand. Im Mittelalter kam der französische König Louis XI zweimal nach Douvres la Délivrande, die später heilig gesprochene Therese von Lisieux kam 1887 zur Schwarzen Madonna. 
 
1872 gewährte Papst Pius IX der Kirche des Wallfahrtsortes das Privileg der Schwarzen Madonna. Der Altar in buntem Marmor und vergoldeter Bronze gewann auf der Weltausstellung von 1878 die Goldmedaille. Die heutige Kirche besteht aus einem Langhaus mit zwei Seitenschiffen, in denen sich jeweils drei Kapellen befinden. Im Querschiff steht auch der Altar der stets wohlgekleideten Schwarzen Madonna. "Sie wechselt ihre Robe etwa alle sechs Wochen. Das ist ein liturgischer Turnus", verrät der Vize-Rektor der Basilika.
 
Das kleine Museum der Mäntel der Schwarzen Madonna ist im Juli und August geöffnet. Kostenlose Besichtigungen sind dienstags und freitags um 15.00 Uhr oder nach Absprache möglich.
 

Redaktion: Frank Becker