Schön, aber falsch

Zwei Wuppertaler van Goghs sind keine

von Frank Becker

Foto © Frank Becker
Schön – aber falsch
 
Im Wuppertaler Von der Heydt Museum
jahrzehntelang als Gemälde van Goghs
gehütete Stilleben wurden jetzt
durch Fachgutachten
als Fälschungen entlarvt
 
Man könnte salopp sagen: Wo van Gogh drauf steht, muß auch van Gogh drin sein. Zwei Bilder aus dem Bestand des Städtischen Wuppertaler Von der Heydt Museums, die jahrzehntelang als echte Gemälde des niederländischen Impressionisten galten, in den letzten Jahrzehnten aber mit Zweifeln belastet waren, sind nun durch ein Gutachten von Oda van Maanen und Ella Hendriks vom Institut Collectie Nederland (am van Gogh-Museum) als nicht von der Hand van Goghs eingestuft worden.
Damit bewahrheitet sich der Verdacht, daß der Kunstsammler und Mäzen August von der Heydt, der das Gemälde „Stilleben mit Bierkrug und Früchten“ 1928 bei der Galerie Abels in Köln und das Bild „Vase mit Blume, Kaffeekanne und Früchten“ bei Goldschmidt & Co. in Frankfurt erworben hat, Schwindlern oder zumindest einem grandiosen Irrtum aufgesessen ist. Besonders pikant daran ist, daß beide Gemälde keine Signatur tragen und lediglich Vincent van Gogh „zugeschrieben“ wurden. Wer in der Kette der Besitzer nun als erster einem Fälscher oder auch nur einem Betrüger aufgesessen ist, wird wohl nicht mehr feststellbar sein. Es ist wie mit dem falschen Fünfzigmarkschein, der vom jeweiligen Besitzer solange hastig weitergereicht wird, bis der Schwindel auffällt. Betrüger ist damit jeder der Zwischenbesitzer bzw. Händler. Das Nachsehen hat der Letzte. Auch ist nicht mehr zu ermitteln, was August von der Heydt für die Bilder bezahlt hat. Fest steht allerdings, daß ganz offenbar der Wunsch einen echten van Gogh zu besitzen, zumindest den letzten Besitzer blind für die beschämende Wahrheit gemacht hat.

Zwar hatte der van-Gogh-Experte Jacob Baart de la Faille 1928 beide Gemälde in sein Werkverzeichnis der Arbeiten van Goghs aufgenommen, doch rührte sich 1976 hinsichtlich der „Vase mit Blumen“ erster Zweifel, geäußert von Bogomila Welsh-Ovcharov. Der Journalist und van-Gogh-Biograph Stefan Koldehoff unterstrich die Zweifel im Jahr 2003 und setzte noch darauf, dass auch das „Stilleben mit Bierkrug und Früchten“ nicht echt sei.
Dr. Gerhard Finckh, Direktor des Von der Heydt-Museums seit 2006, entschloß sich, mit der üblichen Geheimniskrämerei und Eitelkeit der Museen zu brechen, wenn Fälschungen aufgedeckt oder vermutet werden. Zur wissenschaftlichen Klärung des Kunststreits schickte er 2008 beide in Rede stehenden Bilder zur (kostenlosen) Untersuchung nach Amsterdam. Die Gutachten unterstreichen – wenn auch ein wenig schwammig mit Begrifflichkeiten wie „untypisch“, „was man in Werken von van Gogh erwarten würde“ und „bisher bei van Gogh nicht gefunden“– die Annahme, beide Gemälde

Dr. Gerhard Finck präsentiert die falschen van Goghs - Foto © Frank Becker
seien nicht von van Gogh gemalt. Ein wenn auch winziges Hintertürchen lassen die Gutachten durch ihre vorsichtige Formulierung dennoch offen. Gerhard Finckh, der die beiden Fälschungen unter großem Medien-Interesse ein letztes Mal prominent vorstellte, sieht es pragmatischer: „Die Bilder sind leider nicht lediglich falsche Zuschreibungen, sondern Fälschungen, nicht von van Gogh, und ihr Wert fällt damit ins Bodenlose. Wir werden sie dennoch in unserem Magazin behalten und gelegentlich zeigen.“
 
Literatur:
- Stefan Koldehoff  - „Vincent van Gogh“,
© 2003 DuMont Literatur und Kunstverlag Köln
303 S. mit vielen s/w und farbigen Illustrationen und Anmerkungen, geb., 34,90 €.
- Nora und Stefan Koldehoff – „Wem hat van Gogh sein Ohr geschenkt?“
(Alles, was sie über Kunst nicht wissen)
© 2007 Eichborn Berlin
388 Seiten, gebunden mit ill. Schutzumschlag und Lesebändchen, 19,95 €

Weitere Informationen unter:
www.von-der-heydt-museum.de