Was das Leben schön macht

Eine Einsicht Martials - gefunden

von Johannes Vesper

Vitam  quae  faciant  beatiorem
Was das Leben schön macht


Vitam quae faciant beatiorem,
icundissime Martialis, haec sunt:
res non parta labore, sed relicta,
non ingratus ager, focus perennis,
lis numquam, toga rara, mens quieta,
vires ingenuae, salubre corpus,
prudens simplicitas, pares amici,
convictus facilis, sine arte mensa,
nox non ebria, sed soluta curis,
non tristis torus et tamen pudicus,
somnus, qui faciat breves tenebras;
quod sis, esse velis nihilque malis;
summum nec metuas diem nec optes.


Was das Leben schön macht,
bester Freund Martial, ist dies:
ein Vermögen, nicht mühsam erworben, sondern ererbt,
ein nicht undankbarer Acker, ein immer warmer Herd,
Prozesse nie, kaum feine Kleidung, Ruhe im Gemüt,
gehörige Kräfte, ein gesunder Körper,
gewollte Einfachheit, gleichgesinnte Freunde,
angenehme Gäste, schlichte Mahlzeiten,
die Nacht ohne Trunkenheit, doch frei von Sorgen,
das Bett nicht freudlos und doch sittsam,
Schlaf, der die Dunkelheit kurz macht;
Was man ist, das wolle man auch sein und nichts andres;
Den letzten Tag soll man nicht fürchten und nicht wünschen.

Marcus Valerius Martialis (um 40 n. Chr. – um 103 / 104)