Mord im Münsterland

Stefan Holtkötter - "Bauernjagd"

von Jürgen Kasten
Jagdsaison
 
Seit dem tapsigen Privatermittler Wilsberg und dem ungleichen Ermittlerteam Kommissar Thiel und Professor Börne weiß jeder, daß im Münsterland das Verbrechen tobt.
Da ich Münster ein wenig kenne, muß ich dem widersprechen. Es geht eher gemächlich daher. Stefan Holtkötter stammt aus dem Münsterland, wie der Name schon verrät. Nun lebt er im quirligen Berlin. Seinen Krimi läßt er trotzdem langsam angehen, sehr langsam. Zunächst wird erst einmal ausführlich ein Schützenfest zelebriert und die Westlakes, Tönnes, Röttgers, Vestings und Uhlmanns aus dem Ort Erlenbrock mit all ihrem Klatsch und Tratsch vorgestellt.
Als der Fiesling Ewald Tönnes während des Festes tot in seiner Güllegrube dümpelt, ist darüber keiner so richtig traurig. Familie Horstkemper um den Fixpunkt Tante Ada organisiert die Trauerfeier. Kurz darauf wird ein Anschlag auf einen weiteren Bauern verübt und Tante Ada vermutet ab da eine Mordserie, die ihre Familie zum Ziel hat.
 
Adas Neffe Bernhard Hambrock ist Leiter der Mordkommission in Münster und tut ihren Verdacht als Hirngespinst ab. Schließlich hat die örtliche Polizei die Vorfälle als Unfälle abgelegt. Erst nachdem ein Unbekannter nun eindeutig die „Bauernjagd“ eröffnet und dabei grausame Todesarten ausheckt, wird Hambrock aktiv. Viele Seiten sind bis dahin gelesen. Landschaft, Höfe, Familien und Befindlichkeiten der Mordermittler sind uns nun bestens bekannt. Annika, die jüngste aus der Familie Horstkemper sucht immer noch nach einer fesselnden Geschichte, die ihr ein Volontariat der Zeitung einbringen soll. Ein scheinbar hilfsbereiter Schönling unterstützt sie dabei. Die 20-jährige Annika ist arg naiv dargestellt. Alle übrigen Charaktere dagegen hervorragend herausgearbeitet. Sehr lebensnah werden die Arbeit der Polizei und die stressige Situation des Hauptkommissars Hambrock, aufgerieben zwischen Familie und Dienst, dargestellt.
 
So langsam die Geschichte in Gang kommt, umso rasanter nimmt sie im zweiten Teil Fahrt auf, liefert Spannung und viele Verdächtige, unter denen der tatsächliche Mörder natürlich nicht ist. Den könnte man nur über das Motiv erkennen, das erst auf den letzten Seiten verraten wird.
Ein unaufgeregter, ruhiger Krimi, der seinen Charme über die atmosphärische Beschreibung des Münsterlandes und seiner Bewohner entfaltet.
Beispielbild

Stefan Holtkötter
Bauernjagd
 
Kriminalroman
 
© 2010 Piper Verlag GmbH München
ISBN: 978-3-492-25778-7
285 Seiten, Broschur
€ 9,95 (D), € 10,30 (A)
 
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