Distanzierung von der Wirklichkeit - Realität in der Kunst

Stefan Bräuniger, Anna Jander, Ute C. Latzke, Anna Solecka und Volker Schildmann ab Freitag in der Galerie Epikur

von Nina Hartgenbusch und Bernhard Stegt
Maria, Rücken - © Anna Solecka
Distanzierung von der Wirklichkeit
Realität in der Kunst

Malerei von:  Stefan Bräuniger, Anna Jander, Ute C. Latzke und Anna Solecka - Skulptur von : Volker Schildmann


Erstarrte Natur

Stefan Bräuniger
holt uns in seinen Bildern die Natur ganz nah heran. Wie durch ein Vergrößerungsglas sind wir als Betrachter nun in der Lage, das, was sich unserem Auge darbietet, genau zu studieren und die ganze Vielfalt und Anmut der Flora wahrzunehmen. In dieser erstarrten Natur haben wir die Möglichkeit, uns Zeit zu

Blust, 2010  -  © Stefan Bräuninger
nehmen Details zu entdecken, die bei der realen Naturbetrachtung in der Unscheinbarkeit untergehen. Denn anders als die reale Natur werden diese Motive nicht vergehen. Zunächst scheinen es
fotorealistische Abbilder zu sein. Doch diese sind mit solch einer Perfektion in der Darstellung ausgeführt, daß der Wohlklang der Farben und Formen gewissermaßen übernatürlich wirkt. Wie die Nahsicht das Sujet zunächst heranholt, so entfernt es sich durch seine artifizielle Schönheit von uns und unserer Realität. Stefan Bräuniger wurde 1957 in Wuppertal geboren. Zwischen 1979 und 1982 studierte er Grafik-Design in Berlin. Er lebt als freischaffender Künstler in Wuppertal.

Stadt-Wüste

Eine Reise nach Los Angeles und Umland inspirierte die Künstlerin Anna Jander zu ihren urbanen Bildern und Darstellungen der Einöde in der Wüste. Für sie als Hintergundmalerin von Trickfilmen ist dabei vor allem die Beziehung zwischen Film und Bild interessant. Sie

Figueroa Street 2009 - © Anna Jander
schafft es, ein Element des Films, nämlich den zeitlichen Verlauf, auf den Malgrund zu bringen. Erreicht wird dies durch die Art des Farbauftrags als flüchtige Strichführung, die das Motiv suggestiv in Bewegung versetzt. Die Distanzierung liegt hier in der dadurch hervorgerufenen Verunklärung des Dargestellten, wobei das Motiv wiederum erst aus der Distanz zum Bild im Auge des Betrachters geordnet wird. Anna Jander wurde 1967 in Lüneburg geboren. Zwischen 1986 und 1992 studierte sie Freie Kunst an der HbK Braunschweig.

Verloren

Die Figuren in den Bildern der Künstlerin Ute C. Latzke erscheinen isoliert von ihrer Umgebung, von der sie sich deutlich abheben. Ihr Blick und ihre Haltung zeugen von Schutzlosigkeit und einer verborgenen Geschichte, die sich uns als Betrachter nicht erschließt. Auf der Suche nach dem Sinn hinter dem Dargestellten erkunden

Window  - got lost out there © Ute C. Latzke
wir das Bild, die vereinzelte, fast irreal schöne Frauenfigur und ihre innerbildliche Realität, doch bleibt all dies genau so geheimnisvoll wie die Arbeiten der Serie „Zauberwald“. Die Bilder von Ute C. Latzke distanzieren sich durch ihre nicht zu entziffernden Szenen und eine Welt, deren Bewohner und Fauna schöner als die Realität scheinen. Ute C. Latzke wurde 1962 in Wuppertal geboren. Seit 1998 stellt sie bundesweit aus. 2006 erzielte sie den 3. Platz beim ArtAward der Messe ArtFair Köln.

Köstlich absurd

Die Figuren von Volker Schildmann wirken zunächst sehr abbildhaft: Die Proportionen sind – zumindest bei den größeren Arbeiten - stimmig, ebenso die Farbgebung. Bei den kleineren Stücken trifft dies nicht ganz zu. Ihre Körpermerkmale sind teils überzeichnet, hinzu kommen akrobatische Posen oder Figurenkonstellationen, die auch zum

Safari, 2006  -  © Volker Schildmann
Schmunzeln anregen. Wirken die großen und kleinen Plastiken ganz für sich ohne erzählerisches Beiwerk, so kommt bei den kleinen Skulpturen aus Stein ein narratives Moment hinzu. Verstärkt wird dies durch die Titel, die den Betrachter zum Nachdenken anregen. Die absurden Szenerien und die Nacktheit der Figuren sind es, die eine Distanz zur Wirklichkeit aufbauen. Volker Schildmann wurde 1965 in Bielefeld geboren. Nach einer Steinmetzlehre studierte er von 1993 bis 1998 an der AdBK Nürnberg bei Prof. Christian Höpfner. Seit 1998 lebt und arbeitet er als freischaffender Bildhauer in Nürnberg.

Dimension - Abstraktion

Die Bilder der Künstlerin Anna Solecka distanzieren sich dadurch, daß sie nicht alles zeigen, was wir als Betrachter erwarten. Zunächst ist da die scheinbare Zweidimensionalität, die durch den flächigen Farbauftrag entsteht. Hinzu kommt, dass einige Linien nicht ganz ausgeführt und unterbrochen sind. Diese Arbeiten wirken aus Licht und Schatten gezeichnet: Das Licht, das alles überstrahlt und der Schatten, der sich dunkel über das Motiv legt und das Sujet

Maria, sitzend 2010 - © Anna Solecka
bezeichnet. Wir als Betrachter vervollständigen die Szenerie mittels unserer Vorstellungskraft aus der Kenntnis unserer eigenen Realität heraus und bringen die beginnende Abstraktion mit ihr in Einklang. Anna Solecka wurde 1954 in Zamosc/Polen geboren. Von 1974 bis 1977 studierte sie an der Kunsthochschule Danzig. Seit 1981 lebt und arbeitet Anna Solecka in Bremen, seit 2007 auch in Wuppertal.

Nina Hartgenbusch, M.A.
 




Zur Eröffnung der Ausstellung
am Freitag, dem 27. August 2010, in der Zeit von 19.30 bis 21.00 Uhr
laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
 
Einführung: Nina Hartgenbusch M.A.  -  Die Künstler sind anwesend
 
Dauer der Ausstellung: 27. August bis 2. Oktober 2010
Informationen unter: www.galerie-epikur.de