Meldungen vom 21. Juli

aus dem Wochenblatt für das christliche Volk

von ***

Giuseppe Garibaldi 1866
Irgendwie alles schon dagewesen...

Deutschland. Die deutsche Zukunft sieht sehr umdüstert aus; das Preußenthum schreitet rasch voran und wünscht das deutsche Kaiserreich aufzurichten. Damit dieser Plan durchgesetzt werden kann, wird man nichts unversucht lassen und sollten auch noch einige deutsche Landstriche z.B. die Rheinlande drangegeben werden müssen; man wird nicht mehr viel darnach fragen. Und was thun die süddeutschen Regierungen?

Baden. Manchen in Baden will die neue Verpreußung gar nicht mehr gefallen; allein es geht jetzt Alles im besten Zug dem Nordbund zu.

Hannover. Die Censur bei den Zeitungen ist eingeführt.; dieselben dürfen nur soviel und Solches melden, was der preußischen Regierung genehm ist.

Preußen. Die neuen Landestheile müssen auf Spielkarten, Wechselstempel, Zeitungen und Kalender Steuern bezahlen. Mit Mexiko hat man doch auch abgebrochen. Gegen Frankreich benimmt sich Preußen sehr vorsichtig, um dasselbe nicht zu reizen. Man meint, daß es nach der Weltausstellung zu einem Kriege kommen könnte.

Italien. Die Kirchengüter will Niemand kaufen, wie oft man sie auch auf ein Neues anbietet. Wer soll sie in Italien bearbeiten? Die Italiener? Wenn sie nicht zu träge wären! Die Deutschen? Ungeschickt sind sie manchmal genug und lassen sich zu Allem gebrauchen; aber im Sommer kann man halt die Hitze dort kaum aushalten.

Rom. Die Fremden beschleunigen ihre Abreise, weil die Hitze sehr überhand nimmt; auch sollen einzelne Cholerafälle vorgekommen sein. An den grenzen des päpstlichen Gebietes hält das Militär standhaft aus; die Aufständischen und ihre Rädelsführer haben gewaltig Respekt vor den tapferen Soldaten. Garibaldi ist sehr ungehalten.

Türkei. Auf der Insel Kreta sollen die Türken den Aufstand ganz unterdrückt haben. Die Rebellen sind nach allen Richtungen hin ganz zerstreut. Jedoch hausen die Türken fürchterlich und begehen die niedrigsten Schandthaten. - Im Innern der Türkei jedoch soll die Zerrüttung im Wachsen begriffen sein.

Afrika. Der König von Abessinien will die englischen Gefangenen nicht herausgeben. Die Engländer sollen sich endlich entschlossen haben, mit ihm Krieg anzufangen. Es ist möglich, daß er dann gestürzt und irgend ein anderer europäischer Prinz ein Stück Land erhält, ähnlich des griechischen Georgios. - In Kairo (Egypten) soll die Cholera ausgebrochen sein.

Amerika. Nordamerika hat die Verbindung mit Mexiko nicht aufgegeben; wer weiß, was die Nordamerikaner im Schilde führen.

Südamerika. Brasilien rüstet sich wieder zum Krieg; am La Platastrom soll´s wieder losgehen; die Cholera hat großentheils aufgehört.


Wenn Sie sich jetzt fragen, liebe Leser, wann diese Meldungen um die Welt und ans christliche Volk gingen - hier die Auflösung: das war am 21. Juli 1867! Schlechte Nachrichten und Kriegslust gab es also schon immer. Als hätten wir´s gewußt.