Johann Peter Hasenclever

Ein Malerleben zwischen Biedermeier und Revolution

von Robert Sernatini und Frank Becker

Johann Peter Hasenclever - Die gestörte Nachtruhe - Ausschnitt
Johann Peter Hasenclever
ein Malerleben
zwischen Biedermeier
und Revolution
 
1810 wurde Johann Peter Hasenclever
in Remscheid geboren
 
Als der Maler Johann Peter Hasenclever am 16. Dezember 1853 nur 43-jährig an Typhus starb, war er auf dem besten Weg, die spätere Popularität seiner Zeitgenossen Carl Spitzweg, Moritz von Schwindt und Franz Graf von Pocci zu erreichen. Seine detailreiche und witzige Genremalerei, die wesentlich zum  Ruhm der „Düsseldorfer Malerschule“ beitrug, war begehrter Artikel der großbürgerlichen Gesellschaft, wiewohl er sich durchaus kritisch mit den sozialen und politischen Verhältnissen des Biedermeier und Vormärz unter den Vorzeichen der Revolution von 1848/49 auseinandersetzte. Auch Gottfried Keller und Karl Marx wußten J.P. Hasenclever zu schätzen.
 
„Arbeiter vor dem Stadtrat“ gehört wohl zu den berühmtesten Gemälden Hasenclevers – es wurde 1851 sogar in London, dem Exil seines Freundes Ferdinand Freiligrath gezeigt. Hasenclevers Bilder wurden geordert, Motive wie die „Weinprobe“, seine Illustrationen zur „Jobsiade“ und karikative Szenen von Lesegesellschaften und Schachspielern waren so beliebt, daß er sie in etlichen Fassungen neu malte – notabene: nicht kopierte. „Das schmollende Ehepaar“ fand sogar seinen Weg auf einen Schmuckteller der Königlich Preußischen Porzellanmanufaktur Berlin (KPM). Seine Portraits zeigen ihn als bedeutenden Physiognomisten.
 
Das Museum Schloß Burg konnte 2003 Dutzende öffentliche und private Leihgeber gewinnen, ihre Bestände für eine einmalige Ausstellung im 150. Todesjahr Hasenclevers dort zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise konnte damals die erste Retrospektive seit 1854 gezeigt werden. Vor 156 Jahren wurde nämlich der Nachlaß ausgestellt, um die Witwe und die beiden Söhne finanziell abzusichern.
 
Zur Ausstellung 2003 auf Schloß Burg ist seinerzeit im Verlag Philipp von Zabern ein aufwendiger Katalog erschienen, der auf 307 Seiten alle 135 präsentierten Arbeiten in Farbe zeigt und neben wissenschaftlichen Aufsätzen 99 weitere Abbildungen enthält. Der Band wurde in der Ausstellung für € 24,50 angeboten, im Buchhandel für € 45,- und ist derzeit beim Verlag vergriffen. Wenige Exemplare des sehr empfehlenswerten Werkes sind noch im Antiquariat erhältlich bzw. werden noch von regionalen Buchhandel sowie auf Schloß Burg  vorrätig gehalten.

Informationen u.a.: www.schlossburg.de/index.php?id=34  (Online-Shop)
Weitere Informationen auch unter: Heimatmuseum Remscheid
Literaturhinweis: Knut Soiné: "Johann Peter Hasenclever - Eim Maler im Vormärz", 1990 Bergische Forschungen, Band XXI

 
Johann Peter Hasenclever - Das Lesekabinett (1843)
 
 
Lesen Sie zu Johann Peter Hasenclever einen Beitrag aus dem Jahr 2003 von Robert Sernatini:
 
Spitzweg war gestern! –
Große Hasenclever-Retrospektive auf Schloss Burg
 
Mit der größten Ausstellung von Werken des in Remscheid geborenen Malers Johann Peter Hasenclever seit 1854 begeht das Museum Schloss Burg dessen 150. Todesjahr. Als Begründer der deutschen Genremalerei anerkannt, ist der kritische Beobachter und Karikaturist seiner Zeit zwar das ebenso humorvolle wie ernsthafte Aushängeschild der «Düsseldorfer Schule», doch fehlte ihm bislang die Anerkennung, die Zeitgenossen wie Spitzweg und Schwindt zuteil geworden ist.
 
Auf der Schwelle vom Biedermeier zum Vormärz, zur Zeit einer Sonderstellung des Rheinlandes stellte Hasenclever angesichts bevorstehender Auseinandersetzungen zwischen Volk und großbürgerlicher Führungsschicht erstmals sozialen Konfliktstoff in der bildenden Kunst dar. Neuer Realismus und Zeitkritik zeigen sich in «Kinder im Winter», vor allem aber im berühmtesten seiner Bilder: «Arbeiter vor dem Stadtrath». Durch Ferdinand Freiligrath hatte er direkten Zugang zum Zündstoff der politischen Konflikte, die den Freund ins englische Exil zwangen. Trotz des gefährlichen Spiels mit der Zensur blieb Hasenclever bei Bürgertum und Adel anerkannt. König Ludwig I. kaufte aus dem Zyklus der Illustrationen zur Jobsiade das Bild «Jobs im Examen» in einer späten Fassung. Das Bürgertum riß ihm seine burlesken, -zigfach detailfroh angefertigten «Weinproben», «Zeitungsleser» und «Das schmollende Ehepaar» u.a. förmlich aus der Hand. Die darin mit beißendem Humor vorgetragene Kritik am Philistertum stieß auf allgemeine Anerkennung.


Johann Peter Hasenclever - Hieronymus Jobs im Examen
 
Hasenclever war en vogue, der beste Physiognomist der Düsseldorfer Schule, Mitbegründer des «Malkasten» und mit Akademiemitgliedschaften und Ausstellungen im In- und Ausland geehrt, als er 1853 völlig überraschend am Typhus starb. Seit der 1854 zur Unterstützung der Witwe veranstalteten Ausstellung seines Nachlasses hat es keine Hasenclever-Ausstellung größeren Umfangs mehr gegeben. Erst Kurt Soinés Dissertation «Johann Peter Hasenclever – Ein Maler im Vormärz» hob sein Werk 1990 wieder ans Licht. Die Präsentation auf Schloß Burg ist die erste Retrospektive seit 150 Jahren und wohl auch die einzige dieser Größe, die in den nächsten 50 Jahren zu erwarten ist – ein Verdienst von Direktor Dr. Dirk Soechting und Kurator Dr. Stefan Geppert. Zur Ausstellung 2003 ist im Verlag Philipp von Zabern ein üppiger Katalog erschienen, der auf 307 Seiten neben aufschlussreichen Artikeln zu Hasenclevers Leben und Werk im Kunstdruck alle 135 ausgestellten Gemälde in Farbe und 99 weitere Illustrationen enthält (s. Anm. oben). Informationen unter www.schlossburg.de. 
 
Robert Sernatini


J.P. Hasenclever, Polizeistunde (1845) – mit freundlicher Genehmigung des Verlags Philipp von Zabern
 
Redaktion: Frank Becker