Rimini Protokoll erhält Mülheimer Dramatiker Preis

Ein Glückwunsch

von Anka Dohmen




Rimini Protokoll erhält

Mülheimer Dramatiker Preis


Große Freude am Düsseldorfer Schauspielhaus: Helgard Haug und Daniel Wetzel von „Rimini Protokoll“ wird für ihre Arbeit „Karl Marx: Das Kapital, Erster Band“, die am Düsseldorfer Schauspielhaus uraufgeführt wurde, der mit 15.000 Euro dotierte Mülheimer Theaterpreis 2007 verliehen. Darüber hinaus erhalten sie den Publikumspreis. Dies ist umso bemerkenswerter, als gerade anhand dieses Textes die Fragen nach der Definition der Begriffe „Stück“ und „Autor“ sehr kontrovers diskutiert wurden. Die Projekte der Künstlergruppe „Rimini Protokoll“ setzen bei Recherchen an, Gesprächen mit „Experten des Alltags“, die mit ihren Biografien und ihrem

Fachwissen Bestandteil der Arbeiten werden: „Experten-Theater“, mit dem Rimini Protokoll im Bereich des dokumentarischen Theaters neue Maßstäbe gesetzt haben.

Für ihre erste Arbeit am Düsseldorfer Schauspielhaus „Karl Marx: Das Kapital, Erster Band“  haben sie sich zusammen mit dem Mitarbeiter Sebastian Brünger, der auch als Regieassistent am Düsseldorfer Schauspielhaus arbeitet, auf die Suche nach Menschen gemacht, die dem ersten Band von Karl Marx´ unvollendetem Hauptwerk etwas abgewinnen können, aus unterschiedlichsten Gründen – als Wissenschaftler, als Unternehmensberater und früherer Maoist, als ehemaliger Spielsüchtiger oder blinder Call-Center-Agent. Thomas Kuczynski, Ulf Mailänder, Talivaldis Margevics, Jochen Noth, Christian Spremberg, Sascha Warnecke, Ralph Warnholz und Franziska Zwerg sind im „Kapital“ alle Darsteller ihrer selbst. Sie stemmen dem schweren Text ihren Witz und ihre Biografien entgegen, flechten sie ein, brechen mit der Theorie und gehen zur Handlung über - und sei es „nur“ auf der Bühne. Aus dem Material ihrer Geschichten haben Helgard Haug, Daniel Wetzel zusammen mit den Experten und den Dramaturgen Andrea Schwieter (Düsseldorf) und Imanuel Schipper (Zürich), die Textfassung des Stückes erarbeitet.

Die Jury der Mülheimer Theatertage, Till Briegleb, Friederike Heller, Thomas Oberender, Christine Wahl und Peter Spuhler, argumentierte mit der hohen Komplexität des Stückes und der großen diskursiven Qualität. Man habe nicht den Anspruch, das Buch zu erklären, sondern bringe den Diskurs mit hoher dramatischer Qualität auf die Bühne.

Die Mülheimer Auszeichnung krönt die große Erfolgsserie, die das Stück seit seiner Uraufführung im November 2006 am Düsseldorfer Schauspielhaus erlebte. Nach der überaus großen internationalen Resonanz in der Presse reiste das Team bereits zu zahlreichen Gastspielen bei den Koproduktionstheatern Hebbel am Ufer, Berlin, Schauspiel Frankfurt und Schauspielhaus Zürich. Bereits im Frühjahr wurde die Produktion zum „Kunsten Festival des Arts“ nach Brüssel eingeladen. Gastspiele in Berlin, Prag und Hamburg sind in Vorbereitung, weitere internationale Anfragen laufen. In Düsseldorf wird das „Kapital“ wieder in der Spielzeit 2007/2008 zu sehen sein.

Weitere Informationen unter: www.duesseldorfer-schauspielhaus.de