Klingende Steine - schwingende Saiten

Limpe Fuchs & Zoro Babel im Skulpturenpark Waldfrieden

von Jürgen Kasten

Limpe Fuchs - Foto © Frank Becker
Klingende Steine -
schwingende Saiten
 
Limpe Fuchs & Zoro Babel
im Skulpturenpark Waldfrieden
 
Ikone der experimentalen Musik, Klangkünstlerin, innovative Schöpferin unvergleichlicher Hörerlebnisse, musikalische Weggefährtin von Friedrich Gulda, Barre Phillips und Albert Mangelsdorff, welche Superlative soll man da noch finden. Es ist doch schon alles über Limpe Fuchs gesagt und geschrieben worden, auch in den Musenblättern. Schließe ich also einfach die Augen und lasse mich mit den Klängen treiben. Ein satter Glockenklang erfüllt den Raum, hallt nach. Ein Lithophon setzt ein, harte, schnelle Schläge, dann leiser, langsamer werdend. Ein zweites kommt hinzu, satter, voluminöser. Stille – eine Tonkugel rollt über den Boden. Violinenklänge ertönen. Stahlsaiten vibrieren, Stein schabt  klagend über Stein. Schnelle Tonfolgen, auf- und abschwellend. Ein langer Nachhall, ein Jauchzer zum Schluß. Verschmitztes Lächeln von Limpe: „Sie dürfen ruhig atmen.“ Die atemlose Faszination der Zuhörer bricht sich in begeistertem Beifall Bahn.
 
Zu beschreiben ist es eigentlich nicht, was Limpe Fuchs und der Perkussionist Zoro Babel zu Gehör bringen. Welcher Instrumente sie sich bedienen, aber schon: Vier Tische, arrangiert wie große Xylophone. Als Klangkörper dienen unregelmäßig gebrochene Serpentinitplatten. Vor diesem Ensemble Trommeln, Pauken, Becken, mit Fell oder Bronze bespannt. Dazwischen Bronzestäbe an Pendelsaiten. Sie schwingen frei, werden mit dem Bogen der Violine animiert oder schlagen glockengleich gegen einen Bergkristall. Leise, getragene Töne wechseln mit wildem Stakkato. Klangteppiche durchweben den Raum. Das Geräusch rollender Steine und Violinenklänge wird

Limpe Fuchs - Foto © Karl-Heinz Krauskopf
untergemischt. Limpes Mund formt Laute. Hände, Arme, Ellbogen werden neben Klöppel, Stäben und Gummihämmern zu Schlagwerkzeugen. Ihre Musik entsteht aus dem Augenblick, der Resonanz des Aufführungsortes und dem Dialog mit anderen Musikern. Hier nun war es Limpes kongenialer Partner Zoro Babel, auch bekannt als Film- und Klangregisseur und Komponist.
 
Der Aufführungsort konnte nicht besser gewählt werden. Der Glaspavillon im Skulpturenpark Waldfrieden des Künstlers Tony Cragg strahlt eine besondere Atmosphäre aus und ließ Klangskulpturen entstehen, die selbst prasselnden Regen und Hagel in die Inszenierung einbezogen.
Es war eine berauschende Vorstellung, die am Sonntag, 30. Mai 2010, von der Cragg Foundation veranstaltet wurde. Unter der künstlerischen Leitung von E. Dieter Fränzel wird „Klangart“ mit außergewöhnlichen musikalischen Leckerbissen in den nächsten Wochen an gleicher Stelle fortgeführt. Limpe Fuchs tritt in diesem Jahr auch an anderen Orten noch auf. Lassen Sie sich diesen Hörgenuß nicht entgehen.




Zoro Babel und Limpe Fuchs - Foto © Frank Becker