Osterspaziergang in Weimar

Eine Einladung

von Jörg Aufenanger

Die Ilm - Foto © Heike Hering / Pixelio
Osterspaziergang
in Weimar


Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden belebenden Blick,
im Tale grünet Hoffnungsglück.
 

Als Goethe diesen Osterspaziergang Fausts mit seinem Famulus Wagner dichtet, mag er das Tal der Ilm vor Augen gehabt haben, die sich so anmutig durch Weimar schlängelt. Nach einem überaus harten Winter in diesem Jahr wird Ostern in den Bewohnern und Gästen der Stadt ebenfalls Hoffnung auf Frühling aufkommen auf erstes sprießendes zartes Grün.
Einen geführten Osterspaziergang bietet die Stadt Weimar an den drei Ostertagen an, den wir schon probeweise gut zwei Wochen vorher machen. Er beginnt mit einem Blick auf die Auen der Ilm und den den Fluß umgebenden Park, den Goethe zusammen mit Herzog Carl August als eine Ideallandschaft nach dem Vorbild der Wörlitzer Gartenreichs hat anlegen lassen. Man steigt eine schmale Steintreppe vom dem Aussichtspunkt hinab, langt schon am Ufer der Ilm an, betritt die weiß lackierte Holzbrücke und schaut ins grünliche Wasser, in dem man sich an seinem Spiegelbild erfreuen kann. Verharrt gern. Doch schon geht es weiter.
 
Die Brücke einmal überschritten, weitet sich das Tal und man erblickt Goethes Gartenhaus, das sich am Fuße des gegenüberliegenden Hangs breit macht und das er im Jahr 1776 als Geschenk des Herzogs erhalten hatte und das er im Sommer als Stätte der Zuflucht nutzte vor dem Lärm im Haus am Frauenplan und da es gegen Norden liegt vor der sommerlichen Hitze. Wir nähern uns auf gekrümmtem Weg, treten durch das Gartentor und erblicken erstes Grün, das sich schamhaft fast aus der Wintererde hervorwagt. Hier haben vor gut 200 Jahren Goethe selbst und seine Frau Christiane im Herbst gesät und gepflanzt, was sich im Frühjahr dem Licht zeigt. Aber auch heute versorgen Gärtner im Auftrag der Klassikstiftung den Garten, damit es im Sommer an allen seinen Ecken blüht. Wir werfen nur einen kurzen Blick ins Haus, denn heute geht es uns nicht um Goethe, sondern um den Frühling in Weimar. Der vorösterliche Spaziergang führt uns das Tal entlang, am Schloß vorüber, zurück in die Stadt, zum Denkmal Johann Sebastian Bachs, das vor seinem einstigen, nicht mehr vorhandenen Weimarer Wohnhaus steht. Mit der Johannes- und der Matthäuspassion hat er die wohl schönsten Ostermusiken komponiert. Unsere Schritte lenken uns nun zur Stadtkirche St. Peter und Paul. Ihre Glocken und alle anderen der Stadt werden am Ostersonntag ein sieben Minuten langes Konzert anstimmen, das in diesem Jahr besonders prächtig erklingen soll, da drei neue Glocken in den Kirchturm von St. Peter und Paul eingebaut sind, die die Namen von Bach, Luther und Herder tragen. Im Inneren der Kirche weist unsere so überaus kundige Stadtführerin Gudrun Engelhardt darauf hin, daß der von Cranach geschaffene Altar Christus Auferstehung erzählt. Wir umrunden die Kirche und finden ein Tor, das in einen verschwiegenen Garten führt. Es ist  Herders Garten. Der Theologe und Dichter, der Superintendent in Weimar wurde, hatte zusammen mit seiner Frau Caroline hinter dem Pfarrhaus einen Wunschgarten angelegt, in dem noch heute, natürlich erst im kommenden Sommer Erdbeeren und Himbeeren uns locken werden zwischen einer unvergleichlichen Blütenpracht. Nun aber gen Ende des langen Winters läßt sich nur erahnen, was binnen kurzem das Auge erfreuen wird.
 
Nur einige hundert Schritte weiter treten wir durch einen Torbogen in einen Garten eines alten

Goethes Gartenhaus - Foto © Viola Boxberger / Pixelio
Bürgerhauses, des Kirms-Krackowhaus. Der Hofbeamte Karl Kirms hatte mit 73 Jahren die dreißig Jahre jüngere Karoline Krackow geheiratet. Und die legte um der Langeweile der Ehe zu entgehen hinter dem Haus einen weitläufigen Garten an, den man durch ein schmales Törchen betritt.
Auch hier läßt sich nur erahnen, was einem im Sommer blühen wird. Rosenstöcke in Vielzahl, Heckenkirschen, Obstbäume, die ihrer Blüte harren, und ein Gartenpavillon, der auf Sommergäste wartet, doch auch wir nehmen schon Platz in ihm und warten, nicht bis der Sommer kommt, denn nun geht es zurück zum Park der Ilm, in den nun plötzlich aus bisher verhangenem Himmel die Sonne hervorblickt, und wir können uns einbilden, der Frühling ist da, im Tale grünt wirklich Hoffnungsglück.
 

Informationen
zum geführten Osterspaziergang bei der Tourist Information:
www.weimar.de/de/tourismus/ 
Tel. 03643/ 745-0
Zu empfehlende Hotels:
Das berühmte Hotel Elephant am Markt 
Das Dorint Hotel am Goethepark
Oder für den schmaleren Geldbeutel:
Das Hotel am Frauenplan gegenüber dem Goethehaus

Redaktion: Frank Becker