Die Schlacht im oder am Teutoburger Wald (1)

Eine historische Richtigstellung

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Die Varusniederlage
oder
Die Schlacht im oder am
Teutoburger Wald
oder
Die Schlacht um die Schlacht
das ist
Die reine rheinische Wahrheit
 
 
Ich freue mich, liebe Musenblätter-Leser, für Sie heute (und an drei folgenden weiteren Dienstagen) ein paar historische Tatsachen richtig stellen zu dürfen und dazu vom Lippischen Landschaftsverband zu einem Zeitpunkt diese einmalige Gelegenheit erhalten zu haben, der der allerletzte zu sein scheint, Dinge richtig zu stellen, die schon längst ihrer Richtigstellung harren und dies, denn wenn das so weiter geht mit der Geschichtsklitterung, die wir zur Zeit erleben, dann werden sich die falschen Behauptungen so eingeschliffen haben, daß an eine Korrektur gar nicht mehr zu denken ist.
Was ich meine, ist: Sie wissen, wie hartnäckig die Niedersachsen sein können!
 
Also, um mal mit Konrad Adenauer zu sprechen: Worum jeht et denn, meine sehr verehrten Damen und Herren? Et jeht, wie immer, um Wahrheit oder Lüge, um Gut oder Böse, um Richtig oder Falsch, schlicht: um alles, natürlich. Oder nichts. Was ich meine ist die Schlacht im Teutoburger Wald - wobei schon das eine historische Unkorrektheit ist - genauer: die Varusschlacht, oder, wie andere sagen: Die Hermannsschacht, die Arminiusschlacht, die Varusniederlage am oder im Teutoburger Wald, auch das weiß man da nicht so janz jenau, der Arminiusaufstand oder die Hermannsmeuterei - man weiß ja noch nicht mal, wie man das Ereignis genau betiteln so, weil es da sehr auf den Standpunkt ankommt, von dem aus man an die Sache herangeht.
Was sich die Historiker und vor allen Dingen die Lokalpolitiker in den letzten 2000 Jahren da alles zusammengelogen haben, dat paßt ja auf keine Kuhhaut. Das einzige, was wir wirklich genau wissen, ist die Bedeutung dieser Schlacht für uns hier und damit für die Welt. Da können wir schon mal vorwegnehmen:
 Die Bedeutung der Varusschlacht – wo immer sie auch stattgefunden haben mag, aber dazu kommen wir noch - also ihre Bedeutung für die Welt ist klar und kann als bekannt vorausgesetzt werden - hätten die Römer diese Schlacht gewonnen, wer weiß, ob so wundervolle Städte wie Bielefeld, Gütersloh oder Velbert jemals entstanden wären, Perlen nordrhein-westfälischen Städtebaus, zu Gebäuden und Plätzen gewordenes Lebensgefühl! Wäre der Römer nicht im Linksrheinischen geblieben – und wäre er nicht auch da schon bei seinem Erscheinen von der rheinischen Mentalität überwältigt worden - hätte das wohl alles nicht stattfinden können. Ganz abgesehen davon, daß von der Varusschlacht und dem Triumph Hermann des Cheruskers eine klare Linie durch die Jahrtausende bis zum 18.1.1871 führt, dem Tag der Proklamation des Preußenkönigs Wilhelm I. zum deutschen Kaiser im Spiegelsaal von Versailles, dem prunkvollen Gegenstück zum Bernsteinzimmer. Der 18. Januar 1871 war übrigens ein Mittwoch, woran man die Hilflosigkeit der Preußen bei der Gestaltung eines festlichen Events sieht: Mittwoch! Das ist doch kein Tag zum Kaiserkrönen, oder? Wäre den Rheinländern niemals passiert, die hätten das natürlich auf den 7. Januar verlegt, den Tag der Prinzenproklamation, selbstverständlich.
Selbst die Westfalen hätte ein sinnigeres Datum gefunden - vielleicht am Fest der Hl. Sieglinde, der Patronin der Witwen und der Erfinderin der gleichnamigen Kartoffel. Und die Lipper hätten das Ereignis auf den 27. Juni verlegt - den Siebenschläfertag. Und hätten daraus einen geruhsamen Festakt gemacht - ist ja auch billiger! Die Bedeutung für die Weltgeschichte ist also klar, die Bedeutung für Nordrhein-Westfalen allerdings noch lange nicht, und das ist ein Versäumnis, das in der kurzen Zeit, die mir zur Verfügung steht, nachzuholen zu versuchen einen Versuch wert ist, äh, oder so. Denn: die Schlacht im Teutoburger Wald bzw. in dessen Nähe im Jahre 9 nach Christus war gleichzeitig die Geburtsstunde von NRW - und darauf hat noch keiner der Historiker verwiesen. Damit ist Nordrhein-Westfalen nicht nur das älteste Bundesland unseres Staates, es ist auch das älteste Staatengebilde Europas. Aber dazu kommen wir noch.
 
Es jeht also um die Frage: worum jeht et denn? Diese Frage kann man sich in Zusammenhang mit der Varuschschlacht nicht oft genug stellen, dann was wir wissen ist, daß wir kaum was wissen.
Das allerdings aus gutem Grund, es liegt an der mangelhaften Quellenlage. In alten Höhlen im Eggegebirge leben zwar noch sehr zurückgezogen einige Zeitzeugen - römische Legionäre, die sich aus der Varusschlacht davongeschlichen haben, sich cheruskische Namen gegeben haben und dann, wie weiland die japanischen Offiziere, die das Ende des Zweiten Weltkriegs im Urwald verschlafen haben, in Höhlen mit extrem konservierendem Salzgehalt bis heute überlebt haben, nur die Velmer ist gestorben, weshalb ihr zu Ehren der Hügel dort die Velmerstot heißt – diese Zeitzeugen sind aber nicht wirklich auskunftswillig und auch kaum vernehmungsfähig: sie sprechen eine Mischung aus Latein und vorwestfälischem Platt, eine Mischung, die sonst nur im Sauerland überlebt hat. Die fallen also schon mal aus.
Was gibt es sonst für Quellen? Gut: die Texte.
Da haben schon einige Römer und Griechen was dazu geschrieben:
der Tacitus in seiner Germania,
der Strabon in seinen GEOGRAFIKA,
der Cassius Dio in seiner Historia Romana,
der Velleius Paterculus in seinem gleichnamigen Werk und dann noch der eine oder andere kleiner Autor.
Das ist natürlich eine ganze Menge und damit wissen wir schon einiges über die Hauptdarsteller dieses Triumphs oder dieser Niederlage - je nachdem, wie man es sehen will - aber über eines wissen wir damit immer noch nix: über die Frage, wo denn zum Teufel noch mal dieses Ereignis stattgefunden hat.
Und das ist natürlich die entscheidende Frage, denn: wer von sich sagen kann: Ja, hier bitte schön, hat die Schlacht stattgefunden und da drüben hinter der Bluteiche, wenn Sie mal schauen wollen, hat sich der Varus in sein Schwert gestürzt, hier, gucken Sie mal, ist der Schnitt in der Rinde, der übriggeblieben ist, weil der Varus nicht so genau wußte, wie dick er ist und sich viel zu heftig darein gestürzt hat, der hätte beinahe noch die ganze Buche mit umgesäbelt. Muß man ja auch mal sagen: dem Römer war ja damals Natur und was dazugehört so was von egal, da haben die keine Rücksicht drauf genommen - tun sie ja heute noch nicht.
Der Umweltgedanke hat sich in Italien noch nicht durchgesetzt - sonst hätten die den Berlusconi längst schon entsorgt. Gut, also: willse machen. Wer also von sich sagen kann: Hier hat die Schlacht stattgefunden, der ist finanziell gesehen durch, weil: da kommen die Busse, aber Halloo! Haben Sie ja bei der Eröffnung der drei großen Ausstellungen schon sehen können und wat meinen Sie, wie dat dann weitergehen wird?! Da kommt auch das legendäre Reiseunternehmen „Schäfers Reisen Siegburg“ mit einem Bus nach dem anderen, da sind sogar Westerwälder dazwischen, kann ich Ihnen sagen, da läuft der Rubel. Und deshalb sind sie ja alle so hartnäckig dahinter her, der Ort der Schlacht zu sein.
Ich kann Ihnen übrigens jetzt schon verraten: ich habe das Geheimnis gelöst, ich weiß definitiv, wo diese legendäre Schlacht stattgefunden hat.
Ich meine: im Prinzip wär es ja ejal, wo diese Schlacht stattgefunden hat, das könnte sogar in Düsseldorf gewesen sein, aber weil jetzt die Niedersachsen sich das alles unter den Nagel gerissen haben, muß jetzt mal ein Schlußstrich unter diese Geschichte gezogen werden. Osnabrück! Bramsche - Kalkriese! Da kann ich doch nur lachen!
 
Um das aber herauszufinden, wo doch in der Literatur quasi nix steht außer beim Tacitus die legendären vier Wörter: HAUD PROCUL TEUTOBURGIENSI SALTU - wir kommen noch dazu - müssen wir schauen, ob der Boden was hergibt. Also die Archäologen sind gefragt, die Leute mit dem Schäufelchen. Nun ist das aber ein ganz spezielles Thema, weil: gegraben wird viel, gefunden wird oft, aber nicht immer das, was man braucht. Das ist das Problem der Archäologen.    
Und dann aus der Römerzeit! Da liegt ja heute noch ein Zeug herum, das glaubt man nicht! Hier: Köln! Da sagt der Richard Rogler ja schon: grab in Köln ein Loch und es springt ein Römer raus. Gut - unterm Stadtarchiv sind sie schon früher rausgesprungen, sonst wär das ja nicht passiert!
Es ist im Rheinland aber wirklich schon fast lästig mit den Römerfunden. Hier: Aachen, um nur ein Beispiel zu nennen. Zur Römerzeit waren in Aquisgranum, also im Aachener Stadtteil Burtscheid, römische Thermen, Saunen etc. pp., Aachen war ja damals schon Bad, noch vor Salzuflen, stellen Sie sich vor!, und da haben der Varus, der Tiberius, vor ihnen der Drusus, die haben sich da alle schon gegen DIE Krankheit kuriert, die jeden Römer hier erwischt hat: das Germanen-Rheuma, weil: die kamen aus dem sonnigen Süden und hier war ja quasi flächendeckend Regen, Nebel, Feuchtigkeit angesagt, da waren die fertig mit der Welt. Zwei, drei Monate in Haltern, was ja das antike Aliso war - Sie wissen, das waren die Jungs von der 19. Legion - oder in Anreppen bei Paderborn stationiert, da ist es ja heute noch so, daß Auswärtige öfters beim Arzt sind als beim Kartoffelgraben, was für die Agrarindustrie in Ostwestfalen wie wir wissen ja immer wieder verheerende Folgen hat.
Also in Aachen haben die Römer, wie anderswo auch, Saunen und Thermen gebaut und davon ist natürlich noch eine ganze Menge erhalten. Jetzt hat ein nicht genannt werden sollendes Unternehmen vor ein paar Jahren in Aachen gebaut und was ist? Sie stoßen auf die Reste einer römischen Sauna. Das hält schon ziemlich auf, weil: da kommen dann die Archäologen, machen und tun und du hast schon mal einen Baustopp von Wochen bis Monaten. Und draußen wartet der Lkw mit der Betonpumpe, ich meine: das kostet ja alles Geld, oder? Da gibt es dann schon so was wie rheinische Lösungen: die haben mal kurz auf die römischen Ziegel geguckt, haben dann gesagt: „Also die Leitungen sind aber nicht mehr brauchbar, da müssen neue Rohre rein“ was der Bauherr abgelehnt hat, weil er ja keine Sauna bauen wollte und dann haben die unter Hinweis auf die Tatsache, daß es ja noch zwei römische Saunen in Aachen gibt, weitergebaut - jetzt also keine Sauna sondern den Betrieb. 
Also: gegraben wird viel, gefunden wird oft, aber nicht immer das, was man braucht!
Und dann, wie gesagt, aus der Römerzeit. Da liegt im rheinischen noch ein Zeug im Boden, damit könnte man mühelos gut hundert Jahre Römerzeit wieder auferstehen lassen.
 
Hier: Schweinheim, also bei uns zu Hause! Dazu müssen Sie wissen, Schweinheim gehört zu Bad Godesberg, liegt aber nicht unten in der Rhein-Senke sondern hundertzwanzig Meter drüber, auf dem Berg quasi und das ist gut so. Jetzt hatten wir im März diesen Jahres folgende Situation: ich bin grad am Schreiben, da kommt dat Festkomitee an - also meine Frau - steht mit einem Schäufelchen vor mir und sagt: „Schätzchen, ich hab im Baumarkt ein tolles Sonderangebot gekauft, Osterglocken, und hab ein paar vor die Haustüre gestellt. Meinst Du, Du könntest die grad mal eben einpflanzen, das wär doch toll, wo wir doch gleich Ostern haben“. Nun hätte ich natürlich sagen können: Hast Du se noch alle, ich bin hier grad wichtige Texte am schreiben, ich kann doch jetzt nicht raus und Zeug einpflanzen, Osterglocken, ph!
Kann sowieso keiner läuten und so weiter und hätte mir damit natürlich eine satte Ehekrise eingehandelt und die doppelte Zeit verloren. Nein, ich habe im Rheinland viel gelernt, unter anderem auch den rheinischen Widerstand, ein Segen für die Ehe. Wissen Sie, was das ist: rheinischer Widerstand? Das ist: ich mache direkt, was das Festkomitee sagt, dann ist es erledigt und ich krieg auch noch ein kecker Täßchen Kaffe dabei! So einfach ist das. Also: ich nehm das Schäufelcen, meine Frau geht schon mal glücklich zur Kaffeemaschine und ich vor die Tür. Da stehen zwei Paletten Sonderangebots-Osterglocken (19 Cent das Stück!) vor der Tür und da sind ja immer 20 % dabei, die nicht aufgehen nur: du weißt nie, welche 20 % das sind! Ich also Schäufelchen heraus und mach mich frisch ans Werk und was ist? Erster Stich: es klirrt! Ich daneben noch mal: zweiter Stich - es klirrt. Ich daneben noch mal: dritter Stich - es klirrt!
Was war? Mit meinen ersten drei Stichen mit dem Schäufelchen hatte ich schon drei Römerhelme ausgegraben! So ist das im Rheinland. Ich rufe direkt den General-Anzeiger an: „Hier, drei Römerhelme! Das kann nur einen Grund haben: die Varusschlacht! Die muß hier in Schweinheim stattgefunden haben!“ Ist aber nie abgedruckt worden, schad!
 
Das ist also die Situation im Rheinland, und im Linksrheinischen obendrein. Das ist natürlich im Rechtsrheinischen schon vollkommen anders und da oben hinter Osnabrück sowieso. Da gibt’s nix, was man ausgraben könnte, deshalb klinken die natürlich vollkommen aus, falls mal trotzdem wat da ist - und wenn es das Falsche ist. Und so kam das überhaupt zustande, daß nämlich die Varusschlacht hinter Osnabrück bei Bramsche am Kalkrieser Berg - BERG!!! 150 m hoch, das ist für die da oben schon ein Berg! Man glaubt es nicht! - stattgefunden habe. Das war im Schicksalsjahr 1987.
Ich sage Schicksalsjahr, weil in diesem Jahr einige Fäden zusammengelaufen sind mit dem Ergebnis, ja, die Schlacht hat aller Wahrscheinlichkeit nach in der Kalkrieser - Niewedder - Senke stattgefunden und - fast - alle glauben es und fahren jetzt dahin. Dabei kennt man das ja noch von sich oder seinen Kindern: das Fädenspiel, wo Du gucken mußt, den Faden zu erwischen, der unten im Eimer mit Gold landet, du kannst aber anfangen, wo du willst, du kommst immer am falschen Ende heraus. In diesem Schicksalsjahr hat sich ein Karnevalsverein gegründet und ein Archäologe mußte Wasser lassen – und schon war alles gelaufen. Und das war so: In der Karnevalssession 1986/87 hat sich in Osnabrück eine neue Karnevalsgesellschaft gegründet und zwar eine mit klarer rheinischer Ausrichtung. Jetzt hatten die zwar die Gesellschaft aber noch keinen Fundus. Und eine KG ohne Kostüme - ob das nun Lappenclown oder Funken-Uniformen sind, ist egal - ist eine armselige Angelegenheit.  Also haben sie um Unterstützung in Köln angesucht und die Kölschen haben natürlich geholfen. Sie schickten prompt 50 Römerhelme, 50 Brustpanzer, paar Schwerter und eine Gesichtsmaske nach Osnabrück. Damit die Freunde in Niedersachsen im Karneval eine gute Figur abgeben. Wobei ich da aus rheinischer Sicht noch anmerken möchte: die haben da in Osnabrück nicht den üblichen Karneval. Also da ist kein Weiberfastnacht oder Weverfastelovend, da ist kein Rosenmontag etc. pp., wat die haben ist ein Samstag, der Karnevalssamstag. Und wissen Sie, wie die den nennen? Ossensamstag! Nennen die den, also da kriegt der Rheinländer aber so wat von Lust, sich umzuziehen, das paßt auf keine Kuhhaut. Jot. Jetzt sind die also in die Klamotten herein und haben am Ossensamstag als Römer die Kuh fliegen lassen, aber richtig, schön, dann war Karneval vorbei und die Klamotten hätten nach Köln geschickt werden sollen.
Haben die auch gemacht - jetzt weiß ich nicht, ob mit dem Thomas Gottschalk bei der DHL - was übrigens nur „Das Halbe Leben“ heißen kann, wenn ich so an die Wartezeiten denke! - oder UPS, ist ja auch egal, jedenfalls, dat Zeuch ist in Köln nie angekommen. Natürlich hat man Nachforschungen angestellt, aber da ist nie wat bei herausgekommen - normal! Oder hat das bei Ihnen schon mal geklappt?
Das zweite große Ereignis im Jahre 1987 war der Vatertagsausflug einiger Bonner Wissenschaftler. Da haben die Archäologen vom Rheinischen Landesmuseum in Bonn auf den Kalender geguckt und gesehen: Ha! Vatertag! Da ist ein Freitag dahinter, da kann man doch mal den schön als Brückentag nutzen und einen kleinen Betriebsausflug machen. Zack, VW-Büschen gemietet und jetzt wollten die fünf Archäologen mit ihren Schäufelchen an die Nordsee und zwar nach Greetsiel, das ist im Westen von Ostfriesland, südlich von Norden.
Da wollten die ein bisschen buddeln und was halt sonst so dem Archäologen als solchen Spaß macht. Und buddeln im Watt ist allemal weniger anstrengend als unterm Kölner Pflaster. Jot. Die also am Vatertag in der Bus, hinten ein Pittermännchen Kölsch erein und los ging es. Die fahren jetzt über Wuppertal, Hagen, Dortmund, Münster und kurz hinter Osnabrück melden sich die ersten Folgen: ich meine, auch bei den Archäologen ist schon mal der ein oder andere Inkontinente dazwischen. Schön, also: hinter Osnabrück geht es los: ich muß mal raus, ich brauch mal Päuschen etc. pp. Der Klaus aber sagte: nee, wir halten nicht an der Raststätte Tecklenburger Land, weil ich mag die neuen Toiletten nicht. Sie wissen schon: da zeihst du für 50 Cent an der Barriere eine Marke, dann schlägst Du Dein Wasser am wasserlosen Becken ab, gehst raus an die Theke und bekommst jetzt für den 50 Cent Gutschein ein Täßchen Kaffee. Wie die das Wasser von hier nach da – ich weiß es nicht! Schmecken tut es jedenfalls so.
Also: der Klaus setzt sich durch, man fährt jetzt runter von der Autobahn, quasi ein bißchen seitlich ins Gebüsch und hält für zum Pinkeln. Jetzt war das so: der Wissenschaftler als solcher ist ja weniger wegen seines athletischen Körperbaus angesehen sondern mehr wegen der Akrobatik seiner Hirnwindungen. Das heißt: die vier eher schmächtigen - ,durchgeistigt’ sagt man da ja gerne - Herren stellen sich hinters Büschchen und plätschern vor sich hin, der Dr. Klaus Grewe aber, der gehört zu einer anderen Abteilung, dat es enen richtige staatse Kerl, so ein richtiges Mannsbild. Der Klaus schlägt also auch sein Waser ab, aber, was soll ich Ihnen sagen: allein mit dem Mittelstrahl pinkelt der 5 Römerhelme frei! FÜNF RÖMERHELME! MIT DEM MITTELSTRAHL! Einmalig. Natürlich haben das dann ein paar Eingeborene gesehen und schwupp! die archäologische Ambulanz in Osnabrück angerufen, die dann mit Tatü Tata und einem riesigen Schäufelchen-Sortiment angeflogen kamen und den Rest kennen Sie ja:
50 Helme, 50 Brustpanzer, Schwerter – von denen man allerdings nicht genau weiß, ob das Schwerter oder doch eher römische Spargelschäler sind – und die Gesichtsmaske, die jetzt auf allen Büchern drauf ist. Gut – schön ist sie ja wirklich! Und natürlich heißt es seitdem: hier sind die Beweise, das kann nur hier herumliegen, weil genau hier die Schlacht im Teutoburger Wald war.
Wobei wir da mal innehalten müssen und uns fragen müssen: WO bitte war das denn alles überhaupt wirklich, denn wir wissen, das der Teutoburger Wald nicht schon immer Teutoburger Wald geheißen hat.
 
Nächsten (Karnevals-)Dienstag erzähl ich Ihnen die wahre Geschichte der Va(h)rus-Schlacht weiter. Bis dahin – machenset jot!
 
Ihr
Konrad Beikircher


© Konrad Beikircher - Erste Veröffentlichung in dieser Form in den Musenblättern 2010
Redaktion: Frank Becker