Berührende Freundschaften

"Das Jahr in dem wir Weltmeister wurden" - "Floralia"

von Frank Becker

Vom Glück und der Tragik der Freundschaft


         

Ulf K. (Zeichnungen) - Andreas Dierßen (Text)
"Das Jahr in dem wir Weltmeister wurden"
© 2000 Ulf K., Andreas Dierßen und Edition 52
18 unpag. Seiten, geheftet, ISBN 3-935229-02-X
  Ulf K. - "Floralia"
© 2000 Ulf K. -  Edition 52
32 unpag. Seiten, geheftet. ISBN 3-935229-16-x



Ulf K. erzählt mit dem Zeichenstift

D
en Zeichner Ulf K. haben Sie durch sein sonntäglich in den Musenblättern veröffentlichtes Portfolio "Silence" kennen und ich vermute wohl richtig, schätzen gelernt. Ulf K. ist ein Poet, dessen Bilder, Bildfolgen und Geschichten überwiegend ohne Text auskommen, mit dem sicheren Gefühl für Strich, Schattierung und wenig Farbeinsatz ihre leise, eindringliche Aussage machen. Heute stelle ich Ihnen zwei schmale, nichtsdestoweniger kostbare Bildergeschichten vor, die um die Jahrtausendwende entstanden sind, als Ulf K. schonen seinen Aufstieg in die Oberliga der Cartoonisten begonnen hatte - mit sicherem Gespür für rare Qualität von der Edition 52 veröffentlicht.

Andreas Dierßen (*1962), selber Zeichner für verschiedene Kinderbuch-, Cartoon und Graphik-Verlage, hat für "Das Jahr in dem wir Weltmeister wurden" eine liebenswerte Geschichte über die Freundschaft geschrieben, eine richtige Jungs-Freundschaft aus dem Jahr 1974, eben dem Jahr, als "wir" Weltmeister wurden. Die Zwölfjährigen tauschen Sammelbilder und fiebern mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft beim WM-Turnier im eigenen Land. Sepp Maier, Günther Netzer, Paul Breitner, Franz Beckenbauer, Rainer Bonhof, Uli Hoeneß, Gerd Müller, Wolfgang Overath u.a. gehörten zum Kader, mit dem sich die nach der Schule kickenden Jungen identifizierten. Und sie finden und verlieren Freundschaften, um sich zu erproben und wieder neue Freundschaften zu gründen. Wie Andreas (al. Günther Netzer) und Hendrik (al. Sepp Maier) damals Freunde wurden, ist die Geschichte, die Ulf K. mit viel Gefühl illustriert hat.

Floralia kommt ohne Worte aus. Ulf K. hat die traurige Zirkus-Geschichte über einen
liebenswerten, vom Eisenbieger/Schwertschlucker verhöhnten kleinen Clown in unwirklichen braun-ocker-Tönen gezeichnet. Sie bekommt dadurch die geheimnisvolle Realitätsferne, die sie braucht, um ihre Poesie zu entwickeln. Der Clown ist im Grunde zu allem zu schwach, nicht einmal den Hahn der Brause kann er ohne Mißgeschick aufdrehen. Verspottet vom muskelbepackten Eisenbieger, dem die schöne Artistin ihre Liebe geschenkt hat, zieht er sich in die Natur zurück - und verliebt sich in eine Blume. Der bringt er Wasser, spricht mit ihr und träumt von einem besseren Leben an ihrer Seite. Klar, der Muskelmann reißt die Blume aus, tötet sie, um sie seiner Geliebten zu überreichen. Das hat Ulf K. höchst dramatisch umgesetzt. Nun will der Clown nur noch Rache. Als der Übeltäter einmal wieder das Schwertschlucken übt, erschreckt ihn der Clown mit dem Vorsatz, ihn zu bestrafen. Der Artist verletzt sich tödlich, stirbt. Verfolgt von Zeugen, die ihn des Mordes zeihen, flieht unser kleiner Clown. Doch wohin? Am Ufer eines Wassers trifft er auf Charon als Angler, der ihm einen Ausweg anbietet: ihn über das Wasser zu einer Insel zu rudern, wo jetzt die Blume sei. Sie überqueren den Acheron/Styx, unser kleiner Freund trifft im Reich des Hades seine Freundin, die Blume wieder - und seine Träume werden, wenn auch jenseits der Welt der Lebenden, wahr. Ulf K. vermittelt das mit unendlicher Traurigkeit, aber auch mit leisem Humor ganz wundervoll.


Weitere Informationen über Ulf K. unter:  www.edition52.de   und www.edition52.com