Asterix und Obelix werden 50 Jahre

Die Feiern in Aremorica sind ausgerichtet

von Andreas Rehnolt

© 2009 Les Éditions Albert René/
Goscinny-Uderzo
Asterix und Obelix
werden 50 Jahre


In Aremorica werden am 29. Oktober
zum Geburtstagsfest
sicher so manches Faß Met
und eine stattliche Zahl
Wildschweine vertilgt werden




Aremorica/Gallien
- Asterix und Obelix feiern am 29. Oktober ihren 50. Geburtstag. Fässer mit frischem Met stehen sicherlich schon bereit, die dazu gehörenden Wildschweine haben die Geburtstagskinder vermutlich bereits am Wochenende erlegt und abgezogen. Der unbeschreibliche Troubadix hat seine Ode auf die gallischen Helden des kleinen Dorfes Aremorica seit Wochen fertig, kann aber wegen der ständigen Hammerschläge, die beim Anstimmen des Liedchens auf ihn niedergehen, bis jetzt nicht geprobt haben.

Dafür hat Majestix, der Chef der Gallier, seinen Schild poliert und seine Rede auf die wohl berühmtesten Bewohner des kleinen Dorfes bis auf den letzten Punkt auswendig gelernt. Und der Druide Miraculix wird dem kleinen drahtigen Asterix (und nur ihm) ein Extra-Feldfläschchen mit dem unschlagbaren Zaubertrank schenken. Obelix, soviel ist klar, wird einmal mehr verfluchen, daß er als kleiner Junge in den Topf mit Zaubertrank gefallen ist.

Und der Schreiber dieser Zeilen? Er ist mit den unbeugsamen Galliern gealtert. Nur, während Asterix

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nach wie vor seinen blonden Schnurrbart und der schwergewichtige Obelix seine roten Zöpfe mit Schleife trägt, ist der Geburtstagsgratulant weiß geworden. Den Bart hat er vor Jahren abrasiert, der Bauch ist leicht gerundet und eine Brille braucht er manchmal auch - nicht zum Lesen der Abenteuer von Asterix und Obelix, nur für die Fernsicht, die manchmal über das kleine Dorf der streitlustigen Gallier aufs Meer hinausgeht, um nach einer Piratenflagge Ausschau zu halten oder nach einem Schiff der Wikinger. 50 Jahre und kein bißchen leise, das trifft auf die beiden gutmütigen Raufbolde zu, die bis heute weder Wildschwein noch Römern ausweichen und immer mit reichlich Jagdbeute zurück kommen.

Was haben die beiden - manchmal auch in Begleitung von Majestix, Miraculix, Troubadix - nicht alles erlebt. Ich meine, außer Römer verhauen und Wildschweine vertilgen. Und wo die nicht überall schon gewesen sind. In Ägypten haben sie geholfen, für Cleopatra eine gewaltige Pyramide zu bauen, die Tour de France wurde von ihnen erfunden, sie waren letztlich die wahren Entdecker von Amerika - wovon ein mit ihren Konterfeis versehener Totempfahl zeugt. Sie waren in der sengenden Sonne Spaniens an der Seite der Iberer, in England erlebten sie nicht nur Nebel sondern mußten lauwarme Cervisa trinken und waren bei der Erfindung des Tees dabei.


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In der Schweiz durften sie das unvergessliche Käsefondue genießen, lernten die nervige Sauberkeit der Helvetier und deren wohl furchterregendste Waffe - das Jodeln - kennen. Sie waren auf Korsika, befreiten Osolemirnix aus den Händen der Römer und dabei haute sie der Geruch des echten korsischen Käses beinahe aus den Pantoffeln. Dafür verdanken die Belgier den Geburtstagskindern ihre Pommes-Frittes mit Muscheln. In Rom verdingten sich Asterix und Obelix zeitweilig als Sklaven, um in die Nähe Cäsars zu kommen und ihm seinen Lorbeerkranz gegen einen Kranz aus Dillkräutern auszutauschen. Alle Männer aus dem gallischen Dorf waren zudem dabei, als Asterix die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Athen gewann. Sie waren mit Erindjah in Indien und streiften durch die sandigen Weiten von Judäa auf der Suche nach Steinöl.

Was hab ich nicht alles von Asterix und Obelix gelernt. Und welche bekannten und unbekannten Personen der Zeitgeschichte haben sie mir nicht alles vorgestellt. Gaius Optus, den Trainer der Gladiatoren in Rom, den Streitsäer Tullius Destructivus, den Anwalt Titus Redefluß, den Architekten Quadratus, der zumindest ein Wohnhaus für die Trabantenstadt fertig bauen konnte, den Elefantentrainer Washubda und seinen Radschah Nihamavasah. Länder, Sprachen, Essen in allen Variationen, Traditionen, Merkwürdigkeiten und nette Schrullen aus allen Ecken der Welt hab ich durch sie kennen gelernt. Sogar Latein - hatte ich nie auf der Schule - ist in der Welt der beiden gallischen Freunde für mich nie ein Problem gewesen. Von daher ist ganz klar, daß ich am Abend des 29. Oktober, dann, wenn Troubadix wieder gefesselt unter dem Baum liegt, an seiner Stelle das Geburtstagslied für Asterix und Obelix anstimme.

O.K., nicht alle Geschichten, die nach dem Tod des Texters Goscinny 1977 erschienen sind, halten
 

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den Vergleich mit den ersten 24 Episoden-Bänden aus. Als Zeichner ist der immer noch lebende Uderzo eben in erster Linie ein Zeichner. Und der jetzt zum runden Geburtstag seiner Helden erschienene Band 34 ist auch nicht wirklich das Gelbe vom Ei. Und trotzdem, in unzählige Dialekte und Sprachen übersetzt, in sieben Zeichentrick- und drei Realfilmen auf die Leinwände und Bildschirme dieser Welt gebracht sind die Abenteuer von Asterix und Obelix unschlagbar. Wer sich einmal darauf eingelassen hat, der muß und wird sie lieben, diese ganze Bande aus dem Dorf der Verrückten, wie die Römer sie mit Ehrfurcht und Angst titulieren.

Ganz ganz herzlichen Glückwunsch und tausend Dank für die unzähligen lustigen Erlebnisse bisher. Ihr dürft mit mir zusammen ruhig noch viel viel älter werden. Hauptsache: Euch und mir und uns allen auf dieser trotz alledem herrlichen Welt fällt nicht der Himmel auf den Kopf. Das mögen Teutates und Belenus verhindern. Hoffentlich komm ich jetzt nicht zu spät zur Geburtstagsfete - und hoffentlich hat Obelix noch ein Wildschwein für mich aufgehoben.

ENDE


Weitere Informationen zum 50. Asterix-Geburtstag unter: www.asterix.com

Redaktion: Frank Becker