Fotoausstellungen aus der Welt des "Real existierenden Sozialismus"

Das Museum Ludwig und das Suermondt-Ludwig-Museum zeigen Bilder aus der Sowjetunion und von Roger Melis

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker
Fotografie des
"Real existierenden Sozialismus"

Das Museum Ludwig Köln und
das Suermont-Ludwig-Museum in Aachen
stellen aus



Museum Ludwig zeigt sowjetische Fotografien der Jahre 1918 bis 1941
 
Köln - Unter dem Titel "Politische Bilder" zeigt das Kölner Museum Ludwig ab dem 17. Oktober sowjetische Fotografien aus den Jahren 1918 bis 1941. Die Exponate stammen aus der Sammlung Daniela Mrazkowa und sind bis zum 31. Januar nächsten Jahres zu sehen, so eine Sprecherin des Museums am Montag. Im April 2008 war es dem Museum Ludwig nach eigenen Angaben gelungen, mit Hilfe der Landesregierung NRW, der Kulturstiftung der Länder, der Kunststiftung NRW und der Stadt Köln die Sammlung Mrazkowa anzukaufen. Die Kollektion besteht aus insgesamt 234 Bildern der bedeutendsten sowjetischen Fotografen der Vorkriegszeit, vereint unterschiedliche fotografische Strömungen dieser Zeit und gibt zugleich einen hervorragenden Überblick über die Dokumentations- und Reportagefotografie in der Sowjetunion.
 
Ab Ende der 1920er Jahre wurde das kreative Potential der Fotografen in der Sowjetunion stark reglementiert und zunehmend in die ideologische Propaganda des ‚Sozialistischen Realismus' hineingedrängt, so einer der Kuratoren. In diesem Prozess der radikalen Umgestaltung aller Lebensbereiche spielte die Fotografie als künstlerisches Medium, als Dokumentarfotografie und als publizistisches Mittel der Propaganda, das vor allem das große Heer der Analphabeten erreichen sollte, eine herausragende Rolle. Material der sowjetischen Fotografen ist nach Angaben des Museums bislang kaum in deutschen Sammlungen vertreten. Aber die in Prag lebende Publizistin und Kuratorin Daniela Mrázkowá trug in den 1960er und 1970er Jahren eine Sammlung der bedeutendsten sowjetischen Fotografen wie etwa Aleksandr Rodtschenko, Arkadij Schajchet, Georgij Sel'ma, Boris Ignatowitsch, Maks Al'pert, Georgij Petrusow und anderen zusammen.
 
Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr und jeden ersten Donnerstag im Monat von 10 bis 22 Uhr geöffnet.



Aachen würdigt ostdeutschen Fotografen Roger Melis mit Ausstellung
 
Aachen - "Roger Melis - Fotografien 1965-1989" lautet der Titel einer Ausstellung, mit dem das Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen ab dem 14. November den ostdeutschen Fotografen vorstellt. Es handele sich um eine umfangreiche Übersicht zum Werk des in diesem Jahr verstorbenen Melis, hieß es am Sonntag in einer Ankündigung der bis zum 7. Februar nächsten Jahres laufenden Schau. Der 1940 geborene Melis gilt nach Angaben des Museums als ein "Meister des ostdeutschen Fotorealismus". Über mehr als zwanzig Jahre hat er nicht nur den Bildjournalismus entscheidend mitgeprägt, sondern auch einen persönlichen Stil entwickelt, "in dem sich wirklichkeitsbezogene und ästhetisch hoch anspruchsvolle Fotografie miteinander verbinden", so einer der Kuratoren.
 
Die atmosphärisch dichten, oft symbolhaften Bilder führen quer durch die Landschaften, Dörfer und Städte zwischen Ostsee, Harz und Erzgebirge sowie durch seine Heimatstadt Berlin und beschreiben mit klarem Blick und differenziert, bisweilen auch humorvoll den Alltag im realen Sozialismus. Neben Bildern der Alltags- und Arbeitswelt stehen poetische Aufnahmen über das Leben eines kleinen Dorfes in der Uckermark, die noch eine nur am Rande von den Zeitläufen berührte Welt aufscheinen lassen.
 
Obwohl die in der Ausstellung präsentierten Aufnahmen sich den unterschiedlichsten Entstehungsumständen verdanken, besitzen sie nach den Worten von Kuratorin Sylvia Böhmer eine gemeinsame inhaltliche Konnotation. Ihr Schwerpunkt liegt im Alltäglichen, nicht im Spektakulären. Es seien die eher leisen Randerscheinungen, die Pausen zwischen den Ereignissen, die Roger Melis' Aufmerksamkeit fanden. Mit Einfühlungsvermögen, klarem Blick und verhaltenem Humor vermitteln sie eine sehr persönliche Sicht der Dinge. "Bisweilen erinnern die nuancierten Schwarzweiß-Aufnahmen in der Klarheit und Sorgfalt ihres Bildaufbaus an die durchdachten Kompositionen alter Meister", hieß es in der Ankündigung weiter.
 
Das Museum ist dienstags bis freitags von 12 bis 18 Uhr, mittwochs von 12 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Internet: www.suermondt-ludwig-museum.de

Redaktion: Frank Becker