Die Insel der Götter (2)

Bericht von einer freundlichen Insel - Taiwan (ROC)

von Frank Becker

Foto © Frank Becker

Foto © Frank Becker
Die Insel der Götter (2)

Reisebericht von einer freundlichen Insel:
Taiwan (Republic of China)




Delikatessen aus dem Meer und ein wenig Luxus


Yilan - Turtle Island
. Auch wenn man keine der versprochenen acht Walarten zu sehen bekommt, die im Meer um Turtle Island vor der Ostküste bei Yilan ihre Bahnen ziehen, lohnt ein

Schwefel vor Turtle Island - Foto © Frank Becker
Bootsausflug von Yilan aus zu der bemerkenswerten Insel, an der man bei gutem Wetter landen und über die man einen Spaziergang machen kann. Das vorgelagerte Eiland wurde einst als Bollwerk gegen Angriffe von See mit in den Fels gehauenen Artillerie-Stellungen ausgebaut. Heute kann man die aufgelassenen Festungsanlagen besichtigen. Allemal schöner aber ist ein Fußmarsch über die Insel und um den kleinen See in ihrem Zentrum herum, mit einem Besuch des Putuo Felstempels. Die heißen Quellen, die Yilan berühmt gemacht haben, finden sich auch „unterseeisch“, was sich vor der Insel durch eine wie mit einem Messer gezogene scharfe Trennung zweier verschiedenfarbiger Wasserbereiche (und durch intensiven fauligen Schwefelgeruch) dokumentiert: dunkelgrün und türkisblau stehen direkt nebeneinander. Bei der Rückkehr in dem volkstümlichen

Frisch aus dem Meer - Foto © Frank Becker
Großraum-Restaurant oberhalb der Fischhallen zum Essen einzukehren, gehört unbedingt zu einem solchen Ausflug. Der sehr einfachen Ausstattung und handfesten Bedienung des Restaurants steht eine nachgerade exzellente Fisch-Küche gegenüber, aus der man die exotischsten Fischarten, Muscheln, Langusten und alle nur denkbaren Meeresfrüchte fangfrisch zubereitet bekommt. Ein kulinarisches Paradies, in dem von vollbesetzten Tischen mit animierten Gesellschaften eine Woge von Lebensfreude schwappt. Taiwaner wissen zu genießen!  
Und ist man schon einmal im 2 ½ Stunden Autofahrt von Taipei entfernten Küstenstädtchen Yilan, sollte man sich den erschwinglichen Luxus gönnen, im Royal Chiao Hsi abzusteigen, dem besten Hotel am Platze. Hoch über dem Ort gelegen bietet es von den erlesen komfortablen Zimmern aus einen berückenden Blick über die Skyline – und bei Dunkelheit und dem Gesang der Grillen in der heißen Quelle des Hauses dümpelnd

Taiwan Oper - Foto © Frank Becker
durch Bambuszweige die Aussicht auf Vollmond und Venus.
Der elegante Spa-Bereich genügt allen Anforderungen, die Büffets sind erlesen und auch ein Kulturprogramm wird den Gästen angeboten. Nach dem Abendessen und vor dem Bad eine humorvolle Taiwan-Oper zu erleben ist schon etwas. 
 
Keelung Ghost Festival
 
Keelung, rund 40 km nordöstlich von Taipei gelegen und nach langer topographischer Isolation durch die umschließenden Berge jetzt eng mit Taipei verbunden, ist eine geschäftige Hafenstadt. Kriegsmarine, Frachtschiffahrt, und große Luxusliner legen hier an. Die Bedeutung des Hafens für die Hauptstadt und den Norden ist als Handelumschlagplatz, Marine-Basis und Tourismus von großer Wichtigkeit.
Ein besonderes Ereignis, zu dessen Besuch sich die knapp einstündige Fahrt mit Bus oder Auto von Taipei aus lohnt (man kann auch mit der Bahn hingelangen), fällt in Keelung in den Sommer: das „Mid-summer Ghost Festival“. Von der Meeresgöttin Mazu haben Sie ja schon
 
Keelung Ghost Festival - Foto © Frank Becker
gehört. Im Sommer wird ihr und all den anderen Göttern, Dämonen und Geistern ein Fest gegeben, das in seinen Ausmaßen und in der Form der Darbietung dem deutschen Leser am ehesten als Pendant zum Kölner Rosenmontagszug vermittelt werden kann – allerdings durchweg mit ernsthaft religiösem Hintergrund und traditionell chinesischer Pracht, die durch ihre historischen Kostüme, Tanzdarbietungen, Artistik, Ausstattung mit Blumenschmuck, Drachengruppen und Feuerwerk ein für unser Auge ungleich attraktiveres exotisches Bild bietet. In diesem Jahr traten erstmals alle Clans und Volksgruppen gemeinsam im Wettstreit um den schönsten Wagen und die wagemutigste Darbietung an. Dadurch fiel das Fest in den September, was das Risiko eines der zu dieser Zeit häufigen Regengusses mitbrachte. Es wurde ein prachtvoller Umzug, über zwei Stunden, der sich auch nicht durch einen dann wirklich über die Stadt fegenden gewaltigen nächtlichen Gewittersturm mit Blitz und Donner aus dem Konzept bringen ließ, der mit ungeheuren Wassermassen über Beteiligte und Zuschauer hereinbrach. Wunderschöne „lebende Bilder“ Tanzgruppen, Kampfspiele, gewaltige Drachen, Löwengruppen und Motivwagen zogen am Hafen und der begeisterten Menge vorbei, die dem Platzregen und den wie ein

Keelung Ghost Festival - Foto © Frank Becker
Ascheregen niederprasselnden Resten eines halbstündigen Brillantfeuerwerks heiter trotzten.
 
Nach dem Umzug wurden in einer nahegelegenen Bucht um Mitternacht Boote mit Papierhäusern voller papierner Gaben und Geld aufs Meer geschoben und angezündet, um die Ahnen im Jenseits neu mit den notwendigen Dingen auszustatten, die sie auch zum Weiterleben im Totenreich benötigen. Mutige Schwimmer der Keelung Life Guard und der Fire Brigade übernahmen diese gefährliche Aufgabe in der aufgewühlten See, die in Küstennähe nach den eben erst überstandenen Taifunen voller angeschwemmter Baumstämme, Hölzer, Äste und zentnerschwerer Balken war, die jedem getroffenen Schwimmer leicht hätten den Rücken zerschmettern können. Umso mehr wurden sie nach Stunden der Mühe vom Publikum bejubelt, als schließlich die liebevoll hergestellten Papierhäuser auf dem Wasser in Flammen und Rauch aufgingen. Ein beeindruckendes Erlebnis, das von der tiefen Religiosität der Taiwaner überzeugte.
 
Oper, Tanz, Artistik und ein Einkaufsbummel
 
Wer neben dem reichen Angebot an Sehenswürdigkeiten in Taipei noch ein wenig Zeit übrig hat, sollte nicht versäumen, neben einem Besuch des Taipei Fine Arts Museum auch ein paar Eindrücke der darstellenden Künste mitzunehmen. Als erste Adresse für den zeitgenössischen, aus

Maske fürs traditionelle Theater - Foto © Frank Becker
traditionellen Elementen und modernem Bewegungstheater verschmolzenem Tanz muß das „Cloud Gate Theatre“ genant werden, ein Tanztheater, das zu den besten Ensembles der Welt gehört. Artistik und chinesische Oper erlebt man in virtuoser Form in der „Traditional Chinese Performing Art School“, einer Hochschule für Spitzenartisten und –sänger. Man unterhält dort ein großes eigenes Theater, in dem die Absolventen die atemberaubenden Ergebnisse ihrer Ausbildung präsentieren. Das sind nur zwei von vielen  Adressen, denn Taipei hat unendlich viel zu bieten.
Das gilt auch für eine breite Palette an Hotels aller Kategorien, und auch hier rate ich dem Reisenden zu etwas Großzügigkeit, die sich auszahlt, wenn man den hervorragenden Service, die erstklassige Küche und die komfortablen Zimmer z.B. des „Taipei Sheraton“ in Relation zum erschwinglichen Preis setzt.
Auf keinen Fall sollte man den Blumen-, Jade- und Kunstgewerbemarkt versäumen, der nur an Wochenenden unter der Hochbahn an der JianGuo South Road stattfindet. Aberhunderte von Händlern bieten Orchideen, Blumen in üppigster Fülle, Bonsai-Bäume, Schmuck, Malerei,

Jade Market - Foto © Frank Becker
Jadeschnitzereien, Lackarbeiten, Kalligraphien, Kunstgegenstände aus allerlei Halbedelstein, Messing, Kupfer, Bronze etc. an. Es ist ein Rausch für die Augen und auf jeden Fall ein lohnendes Foto-Motiv. Man sollte aber auch etwas kaufen, denn die Auswahl der zum Teil in hoher Qualität angebotenen kunstgewerblichen Arbeiten ist bestechend. Wer kein Kenner ist, sollte sich der Begleitung eines Fachmannes versichern, Jade z.B. ist für Laien schwer im Wert einzuschätzen. Und nicht vergessen: auf jeden Fall handeln! Je geschickter und höflicher man es anstellt, umso weiter kann man den Preis mindern. Eigene Erfahrung hat gezeigt, daß Spannen von bis nahezu 50 % drin sind. Und es macht Spaß!
 
Ein kleines Fazit
 
Am Abend vor der Abreise aus Taipei fragte mich ein Kollege: „Was wirst Du Deinen Lesern als besonders wichtigen Rat mit auf den Weg geben, die Taiwan besuchen wollen. Spontan meine Antwort: „Reist frohgemut, es erwartet Euch ein freundliches Land mit liebenswerten Menschen. Eßt,
 
Dragon Fruit - Foto © Frank Becker
was die Küche Taiwans hergibt – die Vielfalt der traditionellen regionalen chinesischen Küchen, auch in der Nudel- oder Dim-Sum-Küche an der Straßenecke, des Einflusses aus der niederländischen, portugiesischen, spanischen und japanischen Besatzungszeit nach ersten chinesischen Expeditionen (manchmal lassen ja Besatzer sogar etwas Gutes zurück) und die Beherrschung auch westlicher Kochtechniken macht eine Taiwan-Reise auch zu einer kulinarischen Wallfahrt. Viel vom täglichen Leben der Taiwaner (Arbeit, Handel, Essen) spielt sich auf der Straße ab, wie das eben in südlichen Ländern auch in Europa üblich ist. Nicht vorbeigehen, auch mal stehen bleiben und Kontakt aufnehmen, das Gespräch suchen – und sei es nur die Zeichensprache.Man ist willkommen. Der Reisende, der im August/September vom gemäßigten Klima Mitteleuropas aus seinen Weg zur „Ilha formosa“ der wunderschönen Insel im Chinesischen Meer antritt, ist gut beraten, so viele Hemden mitzunehmen, daß er wenigstens zweimal täglich wechseln kann. Und er sollte stets viel Wasser trinken. Denn es ist heiß zu dieser Zeit, sehr heiß – und mit einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 100% (wenn ein Monsunschauer niedergeht, glaubt man sogar 200 % zu registrieren) schweißtreibend schwül. Doch trotz aller Hitze und brennender Sonne – auch eine Kopfbedeckung und ein Sunblocker sollten im Reisegepäck sein – lohnt sich die Wahl der Saison, denn man kann – wie beschrieben – eine Menge sehen und erleben.
 

Geht doch! - Foto © Frank Becker
Informationen finden Sie hier:

© 2009 Frank Becker