Ausgleichende Gerechtigkeit

Eine Sottise

von Frank Becker

Foto © Heidi Monsma
Ausgleichende Gerechtigkeit


Wie der Presse des Wochenendes zu entnehmen war, ist in der Nacht zum Freitag (also Mitte September, Spätsommer) auf der Autobahn 1 zwischen Gevelsberg und Wuppertal ein Lastzug  ausgebrannt, der 15 Tonnen Lebkuchen,
Spekulatius und anderes (also Weihnachts-) Gebäck geladen hatte. Die in Rauch und Flammen aufgegangenen Backwaren der für ihre Qualität bekannten, traditionsreichen Fa. Lambertz erreichten somit nicht ihr Ziel: die Verkaufsregale einiger Supermärkte.

Das - ich muß es gestehen - erfüllt mich, wenn auch der materielle Schaden groß ist, mit heimlicher Freude, zumal keinem Menschen bei dem Feuer ein Leid geschehen ist. Sind Ihnen nicht auch schon all die Honigkuchen, Lebkuchenherzen und 
Printen wörtlich zu nehmen "auf den Keks" gegangen, die bereits jetzt in den Filialen von ALDI, Lidl, Penny & Co. feilgeboten werden? Mich macht das nachgerade wütend. Die Profanisierung saisonspezifischer Leckereien wie Schokoladen-Nikoläuse, Pfefferkuchen und Osterhasen, die  völlig sinnentleerte Schacherei mit Festen, die einmal eine Bedeutung hatten und zum schnöden Kommerz verkommen sind, die Überfütterung damit bis zum Erbrechen ist einfach widerlich.

Ein brennender Lastwagen hält zwar den Verfall der Werte nicht auf, ist aber immerhin und gewissermaßen ein mahnendes Fanal: übertreibt es nicht! Hatte vielleicht Knecht Ruprecht oder der Weihnachtsmann da warnend und zündelnd die Finger im Spiel? Las man irgendwo das mit Rübenkraut klebrig an die Wand geschriebene Menetekel "Schafft, eine, zwei, schafft viele A 1"?  Nein, nein - das gaukelt mir nur meine erzürnte Phantasie vor.
Ich wünsche Ihnen noch einen schönen und warmen Spätsommer!

Ihr
Frank Becker