Bewegende Abschiedsfeier für Pina Bausch

Ein Bericht

von Andreas Rehnolt

Pina Bausch - Foto © Karl-Heinz Krauskopf
Bewegende Abschiedsfeier
für Pina Bausch
 
Im Wuppertaler Opernhaus
würdigten Tänzerinnen und Tänzer
sowie der Filmemacher Wim Wenders
die große Choreographin
 
 
Wuppertal - Mit einer bewegenden Abschiedsfeier hat am 4. September im Wuppertaler Opernhaus die internationale Tanzwelt gefeierten Choreographin Pina Bausch gedacht, die am 30. Juni im Alter von 68 Jahren an Krebs gestorben war. Das Wort Trauerfeier fiel nicht im vollbesetzten Opernhaus, in dem Bausch noch vor rund drei Monaten ihre jüngste Uraufführung auf die Bühne gebracht hatte. Der international renommierte Filmemacher Wim Wenders, ein Freund Pina Bauschs, würdigte die in aller Welt gefeierte Avantgardistin des Tanztheaters als eine Persönlichkeit, "die mit dem Herzen gesehen hat, bis zur Verausgabung". In seiner knapp 30-minütigen Rede sagte Wenders auch, Pina Bausch habe ein "Mißtrauen in die Worte gehabt" und vielmehr dem vertraut, was man sehen konnte. Mehr als 750 Freunde und Kulturschaffende aus aller Welt würdigten das jahrzehntelange Engagement der Künstlerin, die das Theater mit ihren getanzten Choreographien revolutionierte.
 
Die Gedenkveranstaltung wurde aus dem Opernhaus in den benachbarten Engelsgarten übertragen, wo rund 1.300 Menschen die Abschiedsfeier im Freien verfolgten. Auch durch den nach 45 Minuten einsetzenden starken Regen ließen sich die Bewunderer von Pina Bausch nicht abschrecken. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) würdigte Bausch als "größte Künstlerin unseres Landes". Aus aller Welt seien begeistert Tänzer zu ihr gekommen. "Die Tiefe der Emotionen in ihren Stücken hat viele Menschen berührt. Sie hat vielen Menschen das Medium Tanz überhaupt erst nahe gebracht," so Rüttgers. Von Wuppertal aus habe die in Solingen geborene Bausch über 36 Jahre lang mit ihren Choreographien die ganze Welt in Staunen versetzt.
 
Rüttgers forderte das nach Pina Bausch benannte Tanztheater, das den Namen der bergischen Metropole weltweit bekannt machte, dazu auf die Arbeit fortzusetzen. "Das ist ganz im Sinne von Pina Bausch", fügte er hinzu. Pina Bausch "dachte und sprach, indem sie sich bewegte und aus ihren Aufführungen gingen die Zuschauer verändert hinaus", sagte der sichtlich bewegte Ministerpräsident. Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung erinnerte daran, daß Pina Bauschs künstlerischer Weg 1972 im Opernhaus der bergischen Stadt begonnen hatte. Damals - noch vor ihrer Berufung an die Wuppertaler Bühnen - habe sie das Bacchanal in Wagners Tannhäuser choreographiert. "Mit der Öffnung des Tanzes hat sie eine Sprache gefunden, die überall verstanden wird", so Jung.
 
Unter den geladenen Gästen waren prominente Künstler wie der mit Bausch befreundete spanische Filmregisseur Pedro Almodovar. Er nannte sie vor Beginn der Trauerfeier "eine ewige Quelle der Freude". Unvergeßlich sei ihr Auftritt 2002 in seinem Oscar-prämierten Film "Sprich mit mir". Die Witwe des früheren Bundespräsidenten Johannes Rau, Christina Rau, war ebenso gekommen wie die Frauenrechtlerin und streitbare Journalistin Alice Schwarzer - sie war 1987 bei einer Reportage erstmals mit Bausch in Paris und Wuppertal zusammengetroffen.
 
Abschied nahmen auch der international renommierte Bildhauer Tony Cragg, der seit Jahrzehnten in Wuppertal lebt und seit kurzem Direktor der Kunstakademie in Düsseldorf ist, und Holk Freytag, der 13 Jahre lang als Generalintendant der Wuppertaler Bühnen mit der Grande-Dame des Tanztheaters zusammenarbeitete. Außerdem kam Peter Papst ins Opernhaus. Er schuf über zwei Jahrzehnte hinweg Bühnenbilder für die stets in Wuppertal uraufgeführten neuen Stücke von Pina Bausch.
 
Den größten Teil der Gedenkveranstaltung im kürzlich neu eröffneten, renovierten Wuppertaler Opernhaus nahmen Szenen des Tanztheaters ein, in denen auch Gäste und Wegbereiter des international gefeierten Ensembles zu sehen waren. Am Rande der Abschiedsfeier erklärte Wenders erneut, er werde zusammen mit dem Bausch-Ensemble einen Dokumentarfilm mit dem Titel "Pina" drehen. Nach dem Ende der Reden zeigte das vollständig anwesende Ensemble des Tanztheaters Pina Bausch gut anderthalb Stunden lang verschiedene Szenen aus zahlreichen Stücken.
 
Für ihre Arbeit erhielt Bausch zu Lebzeiten zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, darunter 2007 als erste Frau in der Kunst den international renommierten Kyoto-Preis für ihr Lebenswerk - eine der weltweit höchsten Ehrungen in Kultur und Wissenschaft. Posthum wurde ihr für ihr Lebenswerk der Theaterpreis "Faust" des Deutschen Bühnenvereins verliehen.

Redaktion: Frank Becker