Abschied von einer
fremden Welt: Berge Gondar Tana-See Sonntag, den 15.03.09 Wecken um 4:30 Uhr. Im Dunklen starten wir und verlassen über eine staubige Piste die kaum erwachte Stadt. Der Mond hat einen Staubhof und im mächtigen weißen Straßenstaub (kein Nebel), ziehen einige unbeleuchtete Eselskarren ihrer Wege. Nicht ungefährlich. Am späten Vormittag bei inzwischen strahlender Sonne kurven wir in weiten Serpentinen die staubige, rote Piste hinab in das Tal des Flusses Tekezze, der nach Westen fließt
Immer wieder stehen rostige Panzer im Gelände, Überbleibsel aus dem Befreiungskrieg Eritreas gegen Mengistu, der 1991 nach Simbabwe geflohen ist. Seit dem Referendum von 1993 ist Eritrea ein selbständiger Staat. Mittagspause in Adi Ar Kay. In diesem größeren Dorf drängten sich zahllose Menschen auf der Straße, Jugendliche spielen wie überall in Äthiopien Tischfußball und als die beiden Überlandbusse ankommen, ist das Gewimmel wirklich unübersichtlich. Es gibt kaum ein intaktes Haus unter den Wellblechdächern, aber dank unserer Fahrer finden wir den Weg in eine Bauruine, wo im 1. Stock tatsächlich Tische und Stühle stehen.
Ein grandioser Blick ergibt sich bei nicht vorhandenem Dach vom 2. Stock der Baustelle. Kameldung auf dem heißen Blechdach und Satellitenschüsseln für den Fernsehempfang glänzen in der gleißenden Sonne vor dem gewaltigen Simiengebirge. Wahrlich ein symbolträchtiges Bild! Injera, Wot und das gekühlte Mineralwasser stärken und erfrischen die Reisenden, für die das Gekurve
Vor dem Wolkefit-Paß veranlaßt uns eine Affenherde in der Felswand unmittelbar neben der Straße zu einer kleinen Pause. Jetzt entlädt sich aus dunklen Wolken ein Gewitter. Wieder auf der Hochlandebene wird die Fahrt bequemer. Kleine Teepause in Dabat. Unser Senior aber erbricht mehrfach, hängt schweißnaß im Sicherheitsgurt und reagiert kaum auf unter 1000 Augen der Straße verabreichte Medizin, sodaß wir uns entschließen, ihn ohne weitere Pause im Liegen direkt zum Hotel nach Gondar zu fahren, während die Gruppe noch ein kleines Falashendorf an der Bundesstraße 3 besucht. In Gondar gibt es eine medizinische Hochschule, sodaß weitere medizinische Hilfe möglich wäre. Immerhin ist unser Senior 86 Jahre alt.
Montag, den 16.03.09 in Gondar.
Bei strahlender Früh-Sonne Visite im Zimmer des Erkrankten. Dem geht es besser. Am ehesten wohl doch eine Kinetose in Folge der endlosen wie kurvenreichen Fahrerei. Die Fahrer unserer Land-Cruiser werden verabschiedet. Wir fahren weiter mit einem ehrwürdigen, ca. 40 Jahre alten Bus von der Höhe des Hotels hinab nach Gondar. Die Kirche Debre Berhan Selassie wurde 1694 geweiht und später durch Blitzschlag zerstört. Die heutige Kirche wurde um 1818 gebaut. Auch hier hielt man etliche Straußeneier auf dem zweigeschossigen Strohdach für nötig.
Der rechteckige Kirchenbau ist von einem Pfeilerumbau umgeben, wobei die Pfeiler die Apostel
In dem heiligen, von einer hohen Mauer umgebenen Bezirk um die Kirche herum stehen betende und mutmaßlich heilige Texte studierende Gläubige. Es wird geweihtes Wasser ausgegeben bzw.
Gondar wurde im 17. Jahrhundert zur Residenz der äthiopischen Kaiser ausgebaut. Davon zeugt der „Gemp“, der große Palastbezirk von 7.000 qm, der zu Kaiser Fasilidas (s.o.) Zeiten angelegt wurde. Gondar ist also neben der aktuellen Hauptstadt Addis Abeba, neben dem mittelalterlichen Zentrum Lalibela und neben dem frühen christlichen Zentrum Axum das vierte und jüngste Zentrum äthiopischer Geschichte und Kultur. Der Palastbezirk ist umgeben von einer hohen Umfassungsmauer mit 12 Toren. Sieben Gebäude stehen noch, der Rest wurde durch britisches Bombardement 1941 zerstört. Das kleine Wasserschlößchen hatte wohl auch im 17. Jahrhundert schon seinen Reiz. Milane
Dienstag, den 17.03.09
Fahrt nach Bahir Dar
Wir müssen zurück nach Gondar. Unterwegs tummeln sich unmittelbar neben der Straße mindestens 50 Geier um einen Tierkadaver.
Auf dem asphaltierten aber kurvenreichen Straße nach Bahir Dar klagt erneut eine Mitreisende und erbricht sich am Rande eines Kat-Feldes. Auf dieser Etappe gibt es keine Möglichkeit zur Mittagspause in einer Gaststätte, so pausieren wir am Straßenrand mit Blick auf das Gebirge. Brot, gekochte Eier, Gurke, Wasser wurden für jeden im Hotel eingepackt. Sofort sind Anwohner bei uns. Einer erstellt unter unseren Augen einen Holzpflug und läßt sich gegen einen kleinen Obolus auch
In Bahir Dar liegt das Hotel mit seinem kleinen parkähnlichen Garten direkt am Tana-See. Am Nachmittag geht es mit unserem Bus zum Sommerpalast des letzten Negus Haile Selassie aus den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts, hoch über dem Blauen Nil gelegen, in dem man mit dem Fernglas Nilpferde zu sehen glaubt. Medizinisch gab es heute keine weiteren Probleme.
Mittwoch, 18.03.09
Mit 2 Motorbooten Aufbruch zur Halbinsel Sege. Auf halbem Wege sieht man südlich auf einem flachen kleinen Landstreifen eine Kolonie mit ca. 45 Pelikanen, die sich schwerfällig in die Luft erheben.
Der Anleger aus Beton wird über hohe Stufen verlassen. Hier stürzen unsere beiden Senioren und fallen rückwärts ins Gebüsch. Keine Verletzung, kein Schaden, aber der Schrecken ist groß. Zu Fuß erreichen wir nach 20 Minuten die Rundkirche Ura Kidane. Am Ufer liegen zwei für den Tana-See typische Papyrusboote (Paddelboote aus dem schilfähnlichen Papyrus). Die Rundkirche wurde wie viele Kirchen am See 1887 beim Überfall der Region durch sudanesische Derwische zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Die üppigen Malereien sind also alle neueren Datums, wobei der Menschenfresser Belai zu Füßen des seelewaschenden Erzengels Gabriel ein besonderes Exemplar seiner Gattung darstellt.
Die Rückfahrt mit dem Boot bei plötzlicher Windstärke 6 war weniger komfortabel. Immer wieder klatschen die Wellen in das Boot und durchnäßen die Seefahrer. Befürchtungen, sich auf diese Weise eine im See endemische Bilharziose einzufangen, wurden nicht sehr ernst genommen.
Nach der Mittagspause über den lebhaften Markt der lebendigen Stadt Bahir dar (ca. 170.000 Einwohner und mit dem Bus zu den Fällen des Blauen Nil, ca. 30 km unterhalb des Ausflusses aus dem Tana-See. Diese Region wird bewässert und bietet eine lebendige Landwirtschaft.
Mit dem Boot wird der Blaue Nil überquert und nach 20 Min. erreichen wir zu Fuß die Wasserfälle. Schöne Bilder am Ende der Reise.
Donnerstag, 19.03.09
Flug nach Addis Abeba und abends Rückflug nach Frankfurt/Main
Gegen 10 Uhr soll die Maschine nach Addis starten. Um 13.55 endlich kommt das Flugzeug, welches uns mit Zwischenlandung in Lalibela nach Addis bringt, das Gepäck aber aus Gewichtsgründen nicht mitnehmen kann. Beim Anflug auf Addis glänzen die zahllosen Wellblechdächer. Um 23 Uhr startet
Informationen:
Eskedar Mengistu, Po. Box 848 Dessie, E-Mail: eskmnh@yahoo.com
www.kateferedayeshete.net/section134646.html
Empress Mentewab Schule Gondar www.ipicture.de/daten/wirtschaft_aethiopien.html
www.lions-club-wuppertal-mitte.de Activities
www.menschenfuermenschen.de/ Menschen für Menschen. Karl Heinz Böhms Äthiopienhilfe
www.studiosus.de Reiseveranstalter: Studiosus Studienreisen München
www.ethpress.gov.et Ethiopian Herald (Offizielle Zeitung in Äthiopien)
www. soleil-d-afrique.ch/ Schule
Literatur:
- E. Hein, B. Kleidt: Äthiopien, christliches Afrika. 235 Seiten. Melina Verlag 1999 ISBN 3-929255-27-8.
-
-
Redaktion: Frank Becker
|