Die Geschichte der Klaviermanufaktur Ibach (1)

Florian Speer - "Ibach und die anderen"

von Frank Becker
Florian Speer  - 
„Ibach und die anderen“

Eine kundige Geschichte des Rheinisch- Bergischen Klavierbaus im 19. Jahrhundert
 
Man müßte Klavier spielen können
 

Wenn ein Team ausgewiesener Fachleute Herzblut einsetzt, um ein gemeinsames Projekt zu verwirklichen und die Konstellationen günstig sind, kommt ein Buch dabei heraus, wie es vor einigen Jahren der Bergische Geschichtsverein – Abteilung Wuppertal e.V. als Teil seiner Publikationsreihe mit Unterstützung der Ertomis Stiftung Wuppertal und der Klavierbaufirma Rud. Ibach Sohn, Schwelm vorstellt. „Ibach und die anderen“ von Florian Speer ist eine umfassende Untersuchung über den Rheinisch-Bergischen Klavierbau im 19. Jahrhundert.
 
Warum die Klavierbauer-Dynastie Ibach Namens- und Titelgeber des Werkes wurde, erklärt sich leicht: mit jetzt 215 Jahren ist Ibach nicht nur ältestes Klavierbau-Unternehmen der Region, sondern auch die älteste immer unter gleichem Namen arbeitende Klavierfabrik der Welt. Das Unternehmen mit Gründungssitz in Barmen, später nach Schwelm umgesiedelt, war im 19. Jahrhundert eines von 17 in Barmen-Elberfeld, die sich mit dem Klavier- und weitere, die sich mit dem Orgelbau beschäftigten. Viele davon waren ursprünglich Schreinerbetriebe, die sich mit der Verbreitung des Klaviers als Universalinstrument des Bildungsbürgertums auf diese prosperierende lukrative Branche stürzten. Die meisten davon mußten schon bald aufgeben und zur Möbel- und Sargtischlerei zurückkehren, Ibach, von vornherein fachorientierter Spitzenbetrieb, hielt sich bis 2007 und baute seinen guten Namen aus.
 
Die sorgfältige Recherche Florian Speers in enger 7-jähriger Zusammenarbeit mit Rolf Ibach hat dazu geführt, daß nicht nur eine lückenlose Firmengeschichte geschrieben wurde, sondern, wie Rolf Ibach seinerzeit schmunzelnd bemerkte, auch eine Familiengeschichte, die Zusammenhänge aufdeckt, die ihm selbst bislang nicht bekannt waren. Dazu wurde ein der wissenschaftlichen Forschung zugängliches Firmenarchiv aufgebaut. Der nun vorliegende Band, von Beate Battenfeld gestaltet, bietet auf fadengehefteten 335 Seiten Folio neben eben dieser reich illustrierten und ausführlich kommentierten Geschichte des Orgel- und Klavierbaus bei Ibach einen zweiten Teil mit kompletten Angaben über die anderen Fabrikanten wie z.B. Heibach, Höhle, Hoppmann, Frowein, Gerling, Faust und Sopp, dazu über Zulieferer und Händler im Wuppertal und im Rheinisch-Bergischen Raum. Die Wechselwirkung zwischen Musikentwicklung und Klavierbautechnik wird beschrieben und der Einzug des Rundfunks nicht vergessen: 1926 standen Ibach-Klaviere in den Studios Elberfeld und Münster der „Westdeutschen Funkstunde“, Vorläufer des WDR.
 
Literaturhinweise, Quellen und Standortlisten von Orgeln komplettieren dieses mittlerweile zum Standardwerk über den Klavierbau avancierte und leider vergriffene Buch, das dringend nach einer Neuauflage und Fortsetzung verlangt, denn auch im 21. Jahrhundert floriert dank Ibachs Pionierarbeit der Klavierbau im Bergischen Raum, wenn auch das Unternehmen an seinem Standort Schwelm mittlerweile (2007) die Produktion eingestellt hat.

Florian Speer – „Ibach und die Anderen - Rheinisch-Bergischer Klavierbau im 19. Jahrhundert“ - © 2002 Ph.C.W. Schmidt Verlag, 336 Seiten, 170 Abbildungen, 29,65 €. ISBN 3-87707-587-8 (vergriffen!)
Herausgegeben vom Bergischen Geschichtsverein, Abteilung Wuppertal durch Volkmar Wittmütz (Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals, Band 39).

Lesen Sie in der kommenden Woche an dieser Stelle Teil 2 der Firmengeschichte:
"Rud. Ibach Sohn - Weltälteste Klaviermanufaktur"