Mitten im Lesesommer
heute: Ins Salzkammergut reisen
Ein prächtiges neues Buch über das Salzkammergut und seine illustren Gäste ist kürzlich im Wiener Christian Brandstätter Verlag erschienen: "Künstler & Kaiser im Salzkammergut", geschrieben und herausgegeben von Bernhard Barta, mit Beiträgen von Lothar Schultes und einem kleinen von Erzherzog Johann von Österreich. Und ich stelle mal kühn die Behauptung auf, daß Mag. Helmut Peter, Senior des legendären Hotels "Weißes Rössl" in St. Wolfgang, aufgrund seines immensen Wissens über Region und Geschichte, Land und Leute ganz im Stillen auch sein Scherflein beigetragen hat.
Auf 206 üppig bebilderten Seiten stellt Bernhard Barta eine der schönsten Urlaubsregionen Österreichs vor, die von jeher neben dem Hochadel vor allem Künstler und Bohèmiens, Maler und Schriftsteller, Schauspieler und Musiker angezogen hat. "Anekdotisches zur Sommerfrische um Gustav Klimt, Kaiser Franz Joseph, Johann Strauß & Co." (in dieser Reihenfolge) ist der Untertitel, der signalisiert, daß es viel zu erzählen gibt. So ist es auch, die Kapitel über Bad Ischl, den Traunsee, den Attersee, den Wolfgangsee, den Mondsee, den Hallstätter See und das Ausseer Land sind prall gefüllt mit Schnaken und Schnurren, Klatsch und Tratsch, Anekdoten und Kolportagen. Bernhard Barta hat sorgfältigst recherchiert, phantastisches Original-Bildmaterial zusammengetragen und mit aktuellen Fotos von Andreas Nader ergänzen lassen. Die in den Vorsätzen eingeklappten Panorama- Karten erleichtern die Orientierung, die vielen kulinarischen, kulturellen und Hotel-Tips machen das Buch auch in dieser Hinsicht zur sprudelnden Quelle.
Das Salzkammergut verdankt seine Beliebtheit einer vielfältigen Landschaft und sicher vor allem den
Rein feuilletonistisch geht René Freund in seinen Skizzen aus dem Salzkammergut unter dem Titel
"Aus der Mitte" mit der Region um. In 13 Kapiteln, von Vor- und Nachbemerkungen gerahmt, beleuchtet er Menschen und Ereignisse in einem etwas anderen, mitunter durchaus kritischen Winkel, doch stets liebevoll und dem Salzkammergut zugetan. Das schmale, nichtsdestoweniger inhaltsreiche Büchlein erzählt von der drückenden Not und Armut im 19. Jahrhundert, vom Hallstätter Salz, von den Gosauer Wilderern, dem "zum Heulen schönen" Ausseerland, von Sisi in Ischl, wie der Teufel dem Regensburger Bischof Wolfgang beim Bau der heutigen Pfarrkirche St. Wolfgang half und übertölpelt wurde, wie sich die Nazis, allen voran Goebbels, Ribbentrop und Alfred Rosenberg in der Idylle breit machten und natürlich wie es zur Entstehung des berühmten Singspiels "Im Weißen Rössl am Wolfgangsee" kam. Das ist von Anfang bis Ende spritzig und kurzweilig. Nehme ich garantiert bei meiner nächsten Reise dorthin mit.
Als Reisebegleiter durchs Salzkammergut und an seine malerischen Seen empfiehlt sich neben
seinen Daniel Käfer-Romanen Alfred Komareks kundiger Reiseführer "Salzkammergut - Reise durch ein unbekanntes Land“. Alfred Komarek weiß, wo der Kaiserschmarrn erfunden wurde, was Goiserer sind, kennt die Geheimnisse des Hallstätter Sees und die letzten Einbäume. Er erzählt den Ischler Klatsch weiter, berichtet über Fritz von Herzmanovsky-Orlando und seinen Hund Bonzo, Hermann Bahr und natürlich von Kaiser Franz Joseph und der Jagdleidenschaft des Monarchen, der anno 1844 auf der Hohen Schrott seine erste Gemse geschossen hat. Ein kurzes, aber liebenswertes Kapitelchen widmet auch er St. Wolfgang, dem prächtigen Pacher-Altar, dem "Weißen Rössl" und der Schafbergbahn. Die ist übrigens seit einiger Zeit generalüberholt und kann in diesem Sommer und Herbst die St. Wolfganger Gäste wieder hinauf zum Hausberg und zur Jause beim Aschingerhof bringen.
Alfred Komarek - "Salzkammergut - Reise durch ein unbekanntes Land", 3. Auflage 2004, Verlag Kremayr & Scheriau Wien, 288 Seiten, 50 sw-Abb., geb. m. Schutzumschlag, 24,- €. (in gleicher Ausstattung ist auch ein Buch von der Hand Komareks über das Ausseerland erschienen).
Weitere Informationen unter: www.kremayr-scheriau.at