Formentera - Viel Natur und klares Wasser

Die Balearen-Insel mit dem Etikett des letzten Paradieses im Mittelmeer

von Andreas Rehnolt

Foto © M.E. / Pixelio
Viel Natur und klares Wasser
 
Formentera -
die kleinste Balearen-Insel - wirbt
mit dem Etikett des letzten Paradieses
im Mittelmeer
 

"Das letzte Paradies" - mit diesem Slogan macht Formentera als kleinste der Balearen-Inseln Werbung für sich und seine nach wie vor attraktiven Strände und naturnahen Ecken. In den Sommermonaten knattern zwar bis zu 8.000 Mofas über die 82 Quadratkilometer kleine Insel, und Parkplätze für Autos sind schon in der Vorsaison rar. Aber abseits der kleinen Hauptorte gibt es tatsächlich noch paradiesisch anmutende Strände, weißen, fast mehlartigen Sand und jede Menge Möglichkeiten ab- und einzutauchen in das kristallklare Meer. Riesige Hotelburgen wie im benachbarten Ibiza gibt es auf Formentera (fast) nicht. Das Hotel Riu La Mola in Playa de Migjorn sei "eine der wenigen Bausünden der Vergangenheit", räumt ein Touristiker ein.
Ansonsten wollen Einheimische und zugewanderte Insulaner die Schönheit und Natürlichkeit der Insel nach Möglichkeit erhalten. Gewiß, es ist schon voll in der kleinen Inselhauptstadt San Francisco. Vor dem Supermarkt müffelt es aus Abfalltonnen, doch wenige Meter weiter riecht der Gast tatsächlich den Duft von wildem Thymian. Abseits der schnurgeraden Hauptstraße wimmelt es zwischen Zweigen und Steinen von Smaragd-Eidechsen, die ihre schillernden Körper zur Sonne drehen und oftmals

Smaragd-Eidechse - Foto © M.E. / Pixelio
neugierig in die auf sie gerichteten Kameras blinzeln. Grün ist Formentera. Weite Pinienwälder, brusthohe Sträucher, im Frühsommer noch wilder Fenchel, wilder Spargel und Gewürze ohne Ende in freier Natur.
 
Eine spezielle Sorte Rosmarin ist praktisch überall, wo es ein wenig Schatten gibt. Wacholder in Hülle und Fülle und jede Menge weitausladender Feigenbäume, die hier auf der Insel quasi auf Stelzen stehen. Meist nicht höher als 1,50 Meter, tragen sie flächenmäßig breit und spenden neben wohlschmeckenden Früchten zudem noch Schatten für die Schafe, die in kleinen Grüppchen darunter die heißeste Sonnenzeit des Tages verdösen. Für Naturliebhaber einfach paradiesisch. "Für mich ist die Insel mit ihrer reichen Fülle an Natur so etwas wie eine Arche im Mittelmeer", sagt Fremdenführer Rudolpho Taccheo. Der 67-jährige Italiener ist vor gut 30 Jahren auf Formentera gestrandet, kennt fast alle Menschen auf der Insel und findet kaum ein Ende, ihre Schönheiten zu preisen.
 
Aus 4 Liter Meerwasser wird 1 Liter Süßwasser
 
Schweine und Kühe gibt es nicht auf Formentera. Der Grund: Mangel an echtem Trinkwasser. Was hier aus den Wasserhähnen tropft, stammt aus Entsalzungsanlagen. Laut Taccheo werden für einen Liter Süßwasser rund vier Liter Salzwasser benötigt. Der Rest wird dann wieder ins Meer geleitet. Was dazu führt, daß durch die erhebliche Salzkonzentration sich auch Fauna und Flora im Küstenbereich des "letzten Paradieses" verändern. Ganz oben auf dem Hochplateau der Insel ragt ein Leuchtturm in den strahlend weißen Himmel. Das Gebäude wurde 1860 errichtet und der weltberühmte Schriftsteller und Zukunftsforscher Jules Verne hat hier sein Buch "Reise ans Ende der Welt" geschrieben, woran ein kleines Denkmal erinnert.
 
 
Salzmühle - Foto © M.E. / Pixelio
Hier geht es steil nach unten, stolze 162 Meter mißt der Steilhang, in dessen Felsenritzen Möwen entweder nisten oder sich als grandiose Segelflieger immer wieder dem Wind entgegen stellen. Flach liegt das Meer tief unten. Man ist gut beraten, nicht allzu nah an diesen Abgrund zu treten, an dem sich vor 35 oder 40 Jahren die Aussteiger aus manchen europäischen Ländern vergnügt haben sollen. Weit unten das Meer, wie eine glatte Fläche schimmert es uns entgegen. Einige Kilometer weiter gibt es einen fast 2000 Jahre alten Pfad vom Hochplateau hinunter zum Hafen von Es Calo. Dort wurden früher die Handelsschiffe der Antike mit dem Korn der Insel beladen. Faszinierende Blicke in schmale, schlanke Schluchten und manchmal eine wunderschöne weiße Sandbucht ohne irgendeinen Menschen.
 
Salz, das ehemals weiße Gold der Insel wurde gewonnen, indem man das Meerwasser in weite Becken leitete und dort verdunsten ließ. Auch Piraten machten Jagd auf das weiße Gold, das zur Aufbewahrung und Haltbarmachung von Lebensmitteln unerläßlich war. An diese Zeiten erinnert ein aus grobem Stein gemauerter Fluchtturm, der einst die Salzarbeiter vor den Piraten schützte. Im kleinen Museum von San Francisco sind Reste der megalithischen Grabstätte Ca na Costa ausgestellt. Sie zeugen davon, daß die Insel schon zum Ende der Kupferzeit 2040 bis 1870 vor Christus bewohnt war.
 
Das Christentum kam erst 1235 auf die Insel
 
An vielen Stellen der Insel trifft man auf römische und maurische Hinterlassenschaften. Das
 
Der Strand von Formentera - Foto © M.E. / Pixelio
Christentum kam erst relativ spät auf die flache Insel, deren höchster Punkt 192 Meter mißt. Als 1235 die Truppen von Aragon und Katalonien Ibiza und Formentera eroberten, brachten sie die neue Religion mit. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstand mit der kleinen Kapelle "Sa Tanca vella" die erste Kirche Formenteras, für deren Bau der Erzbischof von Tarragona seine Genehmigung erteilte. Im 18. Jahrhundert dann wurde die Kirche "Sant Francesco Xavier" erbaut. Es handelt sich um eine Festungskirche mit dicken hohen Mauern, praktisch ohne Zwischenwände und weiß getüncht.
 
Was in dieser Kirche mehr als alles andere hervorsticht, ist das Wehrsystem der Eingangstüre. Die ist mit einer vertikalen Öffnung versehen, um so auf mögliche Angreifer schießen zu können. Zudem ist sie vollständig aus Holz gearbeitet und mit "drei Zentner und drei Pfund" schweren Eisenplanken gepanzert, die manchem Angriff trotzten, wie Taccheo zu erzählen weiß. Die kriegerischen Zeiten sind indes längst vorbei. Heute landen keine Piraten, sondern Touristen, die Formentera per Bootsfähre von Ibiza aus erreichen. Neben Wandern, Baden und Tauchen kann man auf der kleinsten Balearen-Insel vor allem eins: Relaxen, ausruhen und neue Energie tanken, die hoffentlich bis zum nächsten Besuch im "letzten Paradies" anhält.
 
Weitere Informationen im Internet: www.formentera.es  - www.riu.com  - www.spain.info

Redaktion: Frank Becker