Tröstung

von Wolf Christian von Wedel Parlow

Foto © Wolf Christian von Wedel Parlow
Tröstung
 
Ach hier liegst du.
Endlich habe ich dich gefunden.
Das Buch, das du nicht schriebst,
ist schon fast zugewuchert.
Dein Name steht noch drauf
und wann du geboren
und allzu früh gestorben.
War es die Tat, die dich
zum Professor immerhin
und bekannt gemacht,
die dir keine Ruhe ließ
und dein Hirn zerriss?
 
Deine Frau, ach
schön war sie
und slawischen Geblüts,
nun ist sie fort,
zurück im fernen
Slawenland,
sie denkt an dich,
den Umtrieb Tag und Nacht,
den du ins Haus gebracht,
kann nicht vergessen
den unstillbaren Hunger
auf Ehren nah und fern.
Sie nahm ein kleines
Grab für dich,
schnelle Beute
 von Schachtelhalm
und Erdbeerranken.
Sie wollt es so,
zu weit die Reise,
um mit der Hacke
das Erdreich aufzulockern,
auf dass die Tränen
rascher in die Tiefe drängen
und dir ein Zeichen wären
unaufhörlichen Gedenkens.
 
Und dein Sohn,
der bald kommen wird
mit Rosenstock und Spaten,
er find dich nicht.
Ach gräm dich nicht.
Das Buch und deine Tat,
vergessen sind sie
und der es schrieb,
ist halb versöhnt.
Zum Professor immerhin
hast du ihn gemacht
zum Dank und bekannt.
 
 
Wolf Christian von Wedel Parlow



©
Wolf Christian von Wedel-Parlow
Erstveröffentlichung in den Musenblättern 2009