Marschmusik der Unverbesserlichen

von Joachim Klinger
Marschmusik der Unverbesserlichen
 
Wir wollen unsern alten Kaiser wiederhaben
und auch den großen Odin mit den klugen Raben!
Dann wollen wir uns rüsten und die Helme binden.
Die Fahnen sind in den Archiven noch zu finden.
Sie sollen stolz im Winde vor uns fliegen.
Und siegen wollen wir, wir wollen siegen!
 
Der Marschall Blücher zückt den blanken Degen.
Dann ziehen wir dem Feind entgegen.
Die Feinde sind zumeist Mongolen,
Tartaren, Türken und auch Polen.
Wir werden sie zu fassen kriegen.
Und siegen wollen wir, wir wollen siegen!
 
Die Feldherrn heißen Rommel, Moltke, Zieten.
So werden wir dem Feind die Stirne bieten.
Und wir marschieren immer gegen Osten,
wir schieben selbst im stärksten Schneesturm Posten.
Wir schaufeln Gräben, um darin zu liegen.
Und siegen wollen wir, wir wollen siegen!
 
Wir werden jeden Angriff ohne Zögern wagen.
Wir werden jede Schlacht erfolgreich schlagen.
Wir zählen nicht die Wunden und die Toten,
und bei Paraden singen wir nach Noten,
bis sich die Masten selbst im Takte wiegen.
Und siegen wollen wir, wir wollen siegen!
 
Und geht der letzte Krieg dereinst zu Ende,
dann feiern wir die große Sonnenwende,
Wir werden auch das Lamm von Papst Johannes schlachten
und mit viel Schnaps im Freien übernachten.
Und lügen werden wir, daß sich die Balken biegen.
Auch darin Sieger, wie wir immer siegen.
 
 
Joachim Klinger


Zitiert aus Joachim Klingers Gedicht-Band „Palmströms Taschentuch und Korfs Galoschen“
Mit freundlicher Erlaubnis des Grupello Verlages (www.grupello.de)