800 Jahre Quirinusmünster

Eine Ausstellung im Neusser Clemens-Sels-Museum

von Andreas Rehnolt

Quirinusmünster - Foto © Stadt Neuss
Von Nonnen, Bauleuten und Pilgern
 
Ausstellung über 800 Jahre Quirinusmünster im Neusser Clemens-Sels-Museum
 
Neuss - "Nonnen, Bauleute und Pilger" lautet der Titel einer Ausstellung im Neusser Clemens-Sels-Museum, die sich ab dem 21. Juni dem 800jährigen Jubiläum des Quirinusmünsters widmet. Am 9. Oktober des Jahre 1209 begannen unter Meister Wolbero die Bauarbeiten für das Neusser Quirinusmünster, das zum Wahrzeichen der rheinischen Stadt wurde. Jahrzehnte später, um 1240 war dann die im spätromanischen Stil erbaute Kirche fertiggestellt. Die bewegte 800-jährige Geschichte dieses außergewöhnlichen kirchlichen und städtischen Monuments wird in der bis zum 29. August laufenden Jubiläumsausstellung dargestellt, wie eine Museumssprecherin mitteilte.
 
Eine wichtige Rolle spielt dabei der Blick auf die Ursprünge des Münsters und der christlichen Gemeinde in Neuss, die derzeit im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Universität München untersucht werden. Außerdem werden die historischen Fragen zu dem römischen und fränkischen Erbe sowie zu den kirchlichen Vorgängerbauten des Quirinusmünsters in der Schau thematisiert.
Schon die Kaufmannssiedlung des 9. Jahrhunderts, die auf dem Areal der heutigen Neusser Innenstadt existierte, muß nach Ansicht der Historiker eine Kirche gehabt haben. Im Laufe des 10. Jahrhunderts bauten Benediktinerinnen ihren neugegründeten Konvent an das bestehende Gotteshaus an, wodurch es zur Kloster- oder Münsterkirche wurde.
 
Diese Kirche wurde dann im 11. Jahrhundert durch einen größeren Bau ersetzt, den man 1209 zum heutigen Quirinusmünster veränderte. Als sich das Kloster Ende des 12. Jahrhunderts in ein Damenstift mit weniger strengen Regeln umwandelte, wurde für das Quirinusmünster auch die Bezeichnung Stiftskirche üblich. Warum genau vor 800 Jahren mit den Arbeiten für das spätromanische Münster begonnen wurde, liegt trotz aller Forschung noch im Dunkeln. Ob die Neusser wie in anderen Städten ein repräsentativeres Gotteshaus errichten wollten oder ob die vielen Pilger ausschlaggebend waren, die zu den Gebeinen des heiligen Quirinus, dem Patron der Kirche kamen ist ungewiß. Möglicherweise hatten auch kriegerische Ereignisse des Jahres 1205 die alte Kirche in Mitleidenschaft gezogen.
 
Eine zentrale Stellung nimmt in der Ausstellung selbstverständlich die Epoche des 13. Jahrhunderts ein, in der mit dem Bau der neuen Kirche begonnen wurde und in der sich in Kirche und Gesellschaft wichtige Entwicklungen anbahnten, die das Mittelalter prägen sollten. So wurden etwa die städtischen Rechte gefestigt und die Territorialherrschaft ausgebaut, ebenso nahmen die Bedeutung der Laien in der Kirche und die Schau-Frömmigkeit zu, hieß es in der Ankündigung der Ausstellung weiter. Nach der Vollendung der Bauarbeiten um das Jahr 1240 erhob sich nun über der Krypta der Vorgängerbauten eine dreischiffige Emporenbasilika. Der Chor der neuen Münsterkirche erhielt eine Dreikonchenanlage (Bauform mit drei Konchen, also halbrunden Apsiden). Brände und Kriegsereignisse beschädigten immer wieder den Sakralbau, was Ausbesserungs- und Reparaturarbeiten notwendig machte. Trotzdem hat sich die Kirche weitgehend in ihrer 1209 angelegten Form erhalten.
 
Im Spätmittelalter erlangte das Münster große Bedeutung als geistliches Zentrum. Nachdem die Neusser die Belagerung durch den burgundischen Herzog Karl den Kühnen 1474/75 erfolgreich abgewehrt hatten, nahm die Wallfahrt zu St. Quirinus enorm zu, da man den Erfolg der Hilfe des Heiligen zuschrieb. Tausende Pilger kamen in die Stadt und suchten die Quirinusreliquien in der Kirche auf. Sie machten die Stadt und das Münster in ganz Europa bekannt, zumal zahlreiche Wege der Jakobspilger über Neuss führten.
 
Öffnungszeiten: Di-Sa: von 11 bis 17 Uhr und sonntags von 11-18 Uhr
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Redaktion: Frank Becker