Von der Heydt-Museum Wuppertal

Vorstellung Jahresprogramm 2026

von Marion Meyer

Bild: Carl Grossberg, Selbstbildnis, 1928, Privatsammlung - Foto: Karen Bartsch
Von der Heydt-Museum Wuppertal

Vorstellung Jahresprogramm 2026
 
Carl Grossberg. Sachlich – magisch – visionär 
22. März – 30. August 2026

Die Ausstellung des Von der Heydt-Museums feiert die Wiederentdeckung eines der herausragenden Maler der Neuen Sachlichkeit: Carl Grossberg (1894–1940). Sein umfangreiches Werk, das in einem Zeitraum von nur knapp 20 Jahren entstand, verdankt seinen Rang der Auseinandersetzung mit Architektur und Industrie. Mit seiner formalen Klarheit und Strenge ist es Ausdruck eines neuen, fotografischen Sehens und spiegelt den technischen Fortschritt im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Dabei regen die reduzierten Kompositionen dazu an, den industriellen Fortschritt und seine Wirkungen auf den Menschen kritisch zu hinterfragen.

Die Ausstellung, die erste Retrospektive seit mehr als 30 Jahren, betrachtet Carl Grossbergs Schaffen umfassend neu und präsentiert eine Reihe von bisher unbekannten Arbeiten. Dabei zeigt sich, wie aktuell Grossbergs Werke sind, in künstlerischer wie in gesellschaftlicher Hinsicht. Insbesondere die vieldeutig lesbaren „Traumbilder“, einzigartig in der Kunst der 1920er und 1930er Jahre, weisen ihn als hoch sensiblen Intellektuellen aus. Grossbergs Kunst beschwört die Magie der Dinge, macht die Komplexität der modernen Welt und ihre inneren Widersprüche sichtbar. Parallelen zu heute ergeben sich aus dem momentan stattfindenden Strukturwandel mit noch unabsehbaren gesellschaftlichen Folgen, für den überzeugende visuelle Formen gerade ausgehandelt werden. Carl Grossbergs Motivwahl und die Nüchternheit seiner Malerei sind untrennbar verbunden mit der gleichzeitig entstandenen Fotografie. Und sie haben ihrerseits wegweisende Fotografen nachfolgender Generationen inspiriert. Beispielhaft ausgewählte Positionen von August Sander über Bernd und Hilla Becher bis hin zu Thomas Ruff machen das deutlich.
 
Das Von der Heydt-Museum realisiert die Ausstellung „Carl Grossberg. Sachlich – magisch – visionär“ in Kooperation mit dem Museum im Kulturspeicher Würzburg (MiK). Beide Museen sind eng mit der Biografie des Künstlers verbunden: Er wurde in Elberfeld geboren, das heute zu Wuppertal gehört, und lebte ab 1921 in Sommerhausen, südlich von Würzburg. Dementsprechend ist er in den Sammlungen beider Häuser gut vertreten.
 

August Macke, Stilleben mit Apfelschale und japanischem Fächer - Foto © Reni Hansen - ARTOTHEK

In Zusammenarbeit mit: Schön & streng: Die Macht des Ornaments.
Von Henri Matisse bis heute 10. Oktober 2026 bis 14. Februar 2027
 
Mit der Ausstellung „Schön & streng. Die Macht des Ornaments“ erkundet das Von der Heydt-Museum Wuppertal die Funktion und Bedeutung des Ornaments in der Kunst von der Klassischen Moderne bis heute. Es widmet sich damit einem Thema, das von besonderer Aktualität ist. Denn viele suchen angesichts der Unmengen an Bildern, die die elektronischen Medien in rasantem Tempo hervorbringen, nach formalen Strategien, die Klarheit und Festigkeit in geometrischen und ornamentalen Ordnungen versprechen. Gerade die international renommierte Malerei-Sammlung des Von der HeydtMuseums bietet für eine Ausstellung zur „Macht des Ornaments“ die ideale Basis, illustriert sie doch anhand zahlreicher Hauptwerke, wie Maler von Henri Matisse und August Macke seit dem Beginn der Moderne Farbe, Form und Fläche zum eigentlichen Bildthema werden lassen. Auch in der heutigen Kunst erfüllen Wiederholungen, Muster und Rapporte dabei keine dekorative
Funktion, sondern sind – erkennbar in Werken von Künstlern wie Philip Taaffe, Katja Davar oder Thomas Bayrle – Ausdruck des Wunsches, das Einfache und das Komplexe schlüssig miteinander zu verbinden. Zugleich werden über vermeintlich rein dekorative Formen auch zeit- und gesellschaftskritische Fragen gestellt, denn jedes Ornament hat seine Geschichte und aufgrund dieser seine Bedeutung. Wenn beispielsweise Künstlern wie Nevin Aladağ oder Susan Hefuna heute auf tradierte Ornamente bestimmter Kulturkreise zurückgreifen, lassen sich Muster nicht zuletzt auch als gesellschaftskritische Botschaften lesen.
 
Die Ausstellung basiert zunächst auf der sinnlichen Lust und der Freude des reinen Anschauens. Es geht um tradierte Ornamente genauso wie um individuell gestaltete, dem heutigen Farb- und Formempfinden entsprechende Bildmuster. Zwar richtet sich das Interesse einerseits auf die dem Ornament eigene formale Strenge, auf Regelhaftigkeit und Serialität wie auch auf den Aspekt des Spielerischen. Damit reflektieren die ausgewählten Werke die künstlerischen Ansätze, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur abstrakten oder konkreten Kunst führen sollten, später zur Op Art und heute eine Wiederbelebung erfahren. In unserer heutigen globalen Kultur ist aber vor allem die Migration der Formen sowie die Repräsentations- und Kommunikationsfunktionen von Mustern und Ornamenten im Kontext sich vermischender Kulturkreise ein hochspannendes Thema.
 
Weitere Informationen: www.von-der-heydt-museum.de