Drogen und Rauschmittel (3)

von Ernst Peter Fischer

Ernst Peter Fischer
Drogen und Rauschmittel (3)
 
Während also die Weltgeschichte vom Einschlaf- zum Aufputschmittel wechselte, soll es an dieser Stelle umgekehrt vom Muntermacher zum Beruhigungssaft gehen, womit das Bier gemeint ist. Der Gerstensaft enthält ein paar Prozent Alkohol, die für seine dämpfende Wirkung sorgen. Das aus Kohlen-, Wasser- und Sauerstoff bestehende Molekül mit Namen Alkohol - die chemische Formel lautet C21-l5OH - sorgt zum einen im Gehirn für die Bildung eines ersten Botenstoffs mit Namen Aminobuttersäure, der die Aktivität der Nervenzellen bremst und verlangsamt, und betreibt zum Zweiten die Anfertigung eines zweiten Botenstoffs, des stimulierenden Ethanols Glutamat. In der Summe sorgt das dafür, daß Menschen ein paar Minuten nach dem ersten Schluck erst gelassener und dann enthemmter werden, was bei fortgesetztem Konsum noch weitergehen und bis zum Umfallen durch Gleichgewichtsstörungen führen kann.
       Wahrscheinlich sind der Alkohol und seine Wirkung schon vor mehr als zehntausend Jahren bemerkt worden. Denn der so angenehm beschwipst machende und berauschende Stoff entsteht auf natürliche Weise, wenn es in reifen Früchten zur Gärung kommt. So kamen Menschen früh zu ihrem ersten Genußmittel, mit dem insgesamt eine dramatische soziale wie medizinische Geschichte verbunden ist, die in ihrer Fülle nicht erzählt werden kann. Hier sollen dafür zwei praktische Fragen erörtert werden. Zum einen, woher die ärgerliche Alkoholfahne kommt, die Betrunkene verströmen, und zum Zweiten, wie die Polizei Alkoholsünder am Steuer dingfest macht, nachdem sie die Fahne bemerkt hat.
       Was den Geruch des Atems angeht, so hängt sein wahrnehmbares Auftreten biochemisch damit zusammen, daß sich Alkohol leicht in die Membranen von Zellen einschmuggelt und daher seinen Weg vom Körperinnen nach außen findet und dann beim Ausatmen zu riechen ist. Das- heißt, der Alkohol selbst riecht nicht. Dies übernehmen einige der ihn begleitenden und mitgeschleppten Stoffe, die gerne als Fusel-Öle bezeichnet werden. Wodka als sehr reiner Alkohol - wenn niemand gepanscht hat - riecht man fast nicht. Aber wenn man zum Beispiel Weindunst verströmt, schätzen Frauen die Alkoholisierung ihres Gegenüber viel besser ein als Männer, wobei es jedem überlassen bleibt, für die feinere Nase der Damen eine plausible Erklärung zu finden oder sich zu fragen, was die Geruchswahrnehmung für Folgen hat.
   
 
 Teil 4 von 4 folgt am kommenden Sonnabend an dieser Stelle.
 
aus: „Warum funkeln die Sterne?“
Die Wunder der Welt wissenschaftlich erklärt
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Veröffentlichung in den Musenblättern mit freundlicher Erlaubnis des Autors.